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Fahrbibliotheken sind bei Kässbohrer nicht erst nach dem Krieg ein Geschäftszweig, noch zu Kriegszeiten werden Soldaten mit einer Frontbuchhandlung auf MB O 3750 versorgt. Foto: Setra-Archiv

Auch wenn sich die Einbauten optisch verändert haben, das Prinzip, Bücher seitlich an der Wand zu präsentieren, ist über die Jahre beglieben. Foto: Setra-Archiv

Johann Wolfgang von Goethe war es, der in seinen gesammelten Werken im zweiten Band über Schauspiele der dritten Periode und vermischte Schriften Folgendes über das Lesen aufschrieb: An Zerstreuung läßt es uns die Welt nicht fehlen; Wenn ich lese, will ich mich sammeln und nicht, wie jener Sultan von Indien, druch abgerupfte Mährchen hingehalten werden. Und irgendwie kommt man bei einer recherche zu diesem Thema auch nicht um rollende Bibliotheken herum, die vom Militär eingesetzt werden. Mobile Bibliotheken soll es nach Berichten aus Bibliothekarskreisen schon im Heer von Napoleon gegeben haben: “Er hatte auf seinen Feldzügen eine kleine Reisebibliothek in der Kutsche, der Wechsel vom gelehrten Barock zur kritischen Aufklärung hatte bereits die gewichtigen Foliobände durch elegante und leichte Kleinoktavbände ersetzt”, so steht es im Bücherlesebuchg von Horst Günther. Europaweit haben sich im Laufe der Zeit Omnibusse als rollende Bibliotheken etabliert, mit Blick auf die Anschaffungskosten sind in den letzten Jahren aber auch Lkw hinzugebkommen. Bibliothekare sprechen von Fahrbibliotheken und können diese auch zeitlich netsprechend verorten: So beschreibt Ludwig Hoppe in “Geistespflege im Felde und die fahrbaren Kriegsbüchereien an der Front”, dass rollende Bibliotheken dazu eingesetzt wurden, um der Eintönigkeit des Lebens im Stellungskrieg entgegenzuwirken. Neben Kutschen gab es auch Omnibusse, wie ein Blick in das Foto-Archiv von Kässbohrer zeigt. Die Ulmer waren einst die Schmiede für Fahrbibliotheken, heute werden, wenn überhaupt, nur noch die Karosserien dafür an Ausbauer geliefert, denn seit die Marke Teil des Daimler-Konzerns ist, gibt es die hauseigene Sparte für Sonderausbauten nicht mehr. Erste Fahrbibliotheken sind in Deutschland 1925 auf die Räder gestellt worden, hier war es die Stadtbibliothek Worms, die als Pioneer zu nennen ist. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren es die Fahrbibliotheken, die die Bevölkerung trotz zerstörten Bibliotheken mit Büchern versorgten. Bis zum Ende der 70er Jahre wuchs die Zahl der Fahrbibliotheken stark an, doch schon damals gab es Sparprogramme, was dann zu einer Stagnation führte. Einen Ausreißer in der Statistik gab es nach der Wiedervereinigung: Aus Mitteln des Bundesinnenministeriums wurden 30 Bücherbusse angeschafft, um auch in der ehemaligen DDR rollende Bibliotheken zu etablieren, denn die gab bisher nicht. Fahrbibliotheken versorgen auch heute noch fast ausschließlich Leseer in ländlichen Regionenoder als mobile Zweigstelle in Stadtteilen größerer Städte. “Wir kommen unseren Lesern mit immer neuen Geschichten entgegen”, sagt Matthias Weyh, Leiter der Busbibliothek in Bremen. Die acht Standorte der Stadtbibliothek reichen nicht aus, um alle Leser zu versorgen. Da sich die Hansestadt über eine Länge von knapp 40 Kilometern erstreckt, fährt die rollende Bücherei zusätzlich als mobile Außenstelle nach einem festen Fahrplan an mindestens vier Tagen in der Woche unterschiedliche Haltestellen im gesamten Stadtgebiet an. Hier geht es zur Reportage über den Bremer Bücherbus.

Jeden Tag wird der Bestand aufgefüllt, danach geht es wieder los. Foto: Schreiber

Fahrbibliothek Bremen: Basis ist ein Bus von Volvo, der dem einsatzzweck entsprechend umgebaut wurde. Foto: Schreiber

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