Seite wählen

Daimler Buses hat heute einen BEV-Intouro als seriennahen Prototypen gezeigt. Foto: Daimler; Montage: omnibus.news

Der eIntouro von Mercedes-Benz feiert als Serienfahrzeug auf der Busworld 2025 seine Weltpremiere. Foto: Schreiber

Das erste Batteriepaket wird immer hinter der Vorderachse verbaut. Foto: Schreiber

Noch nicht final, die Batterie hinter der Vorderachse werden durch Kufen geschützt. Foto: Schreiber

Der seriennahe Prototyp hat im Fahrgastraum kaum Sitzplätze, sondern viel Technik an Bord – diese wird genutzt, um bei Testfahrten die ermittelten Werte zu dokumentieren und auszuwerten. Foto: Schreiber

Der eIntouro wird über CCS-Typ-2-Stecker mit bis zu 300 kW geladen. Foto: Schreiber

Auf den eMobility Days 2024 hat Daimler Buses als wohl wichtigste Neuheit der hauseigenen eRoadmap nun einen BEV-Überlandbus vorgestellt. Nicht das Serienfahrzeug, das wird als Weltpremiere erst im kommenden Jahr auf der Busworld in Brüssel präsentiert. In Berlin wurde heute ein seriennaher Prototyp gezeigt – …mit einem Stern in der Frontmaske! Der BEV-Überlandbus ist ein Mercedes-Benz, kein Setra. Daimler Buses hatte das Angebot der Überlandbusse innerhalb der Zweimarkenstrategie bei der Vorstellung der neuen Intouro-Baureihe im September 2020 neu gordnet: Den Hochboden-Bereich deckt Mercedes-Benz komplett mit vier Baumustern ab, für die Marke Setra bleibt das Low-Entry-Segment.

Den BEV-Intouro kommuniziert Mercedes-Benz mit der Bezeichnung eIntouro, irgendwie auch nicht überraschend, denn schon der BEV-Linienbus hat zum Namen Citaro das kleine hinzubekommen. Die neuen Intouro mit BEV-Antrieb seien ab dem ersten Quartal 2025 bestellbar, zunächst mit 12,2 oder 13,1 Metern Länge. So war es auch schon vor vier Jahren, als die neue Intouro-Baureihe von Mercedes-Benz vorgestellt wurde: Vier Längen (Intouro K (10,7m), Intouro (12,2m), Intouro M (13,1m) und Intouro L (14,9m)) gehören zur Baureihe, zum Start gab es aber nur den Intouro sowie den Intouro M. Ob auch der 10,8 Meter kurze oder 14,9 Meter lange Intouro einen batterieelektrischen Antrieb erhält? Dazu hüllte man sich heute auf den eMobility Days noch in Schweigen. Ob und wann die LE-Busse der Marke Setra elektrifiziert werden, wurde auf Nachfrage beantwortet: In drei bis vier Jahren…

Auch andere Fakten und weitere Zahlen gab es auf Nachfrage: Mit den beiden BEV-Varianten des Intouro lassen Bestuhlungsvarianten ab 50 bis maximal 63 Sitzplätzen darstellen. Passt, klassische Überlandlinien, Shuttle- oder Schulbusfahrten kommen damit aus. Wie weit fährt denn der BEV-Intouro? Bis zu 500 Kilometer lokal emissionsfrei, so die offiziell kommunizierte Zahl – in der Pressemappe und auf der Veranstaltung. Das reiche auf der Überlandinie und auch für kurze Reisen bzw. den Ausflugsverkehr, wie Till Oberwörder, der die Bussparte unter dem Dach von Daimler Truck verantwortet, im Rahmen der Vorstellung heute erklärte. Als Reichweite wurden von Oberwörder 500 Kilometer genannt, aber nicht dogmatisch, sondern pragmatisch, denn je nach Einsatzort und Einsatzart variiere die Reichweite.

Die genannten 500 Kilometer seien unter spezifischen Bedingungen erreicht worden, wie Daimlers Buschef deutlich machte. So sei u.a. der batterieelektrische Überlandbus mit maximaler Batteriekapazität ausgestattet gewesen und die Batterien hätten sich im Auslieferungszustand befunden. Die 500 km seien im typischen Überlandbus-Betrieb und bei einem moderatem Wetterszenario intern ermittelt worden. Und ja, dies könne von den nach der Verordnung (EU) 2017/2400 ermittelten Werten abweichen. Die tatsächliche Reichweite sei abhängig von der individuellen Fahrzeugnutzung, der Fahrzeugkonfiguration sowie weiteren äußeren Faktoren.

Daher könne die tatsächliche Reichweite unter oder über dem angegebenen Wert liegen, das wüssten Käufer wie Bushersteller heutzutage unisono, wie es immer wieder im Zusammenhang mit der Reichweitenfrage hieß. Der BEV-Intouro ist wahlweise mit ein oder zwei Batteriepaketen mit jeweils 207 kWh Kapazität verfügbar. Die maximale Gesamtkapazität beträgt also 414 kWh. Jetzt aber Zettel und Stift raus: Maximal 500 km bedeutet, dass die Batterien natürlich nicht gen Null aufgebraucht bzw. entladen werden, der nominelle Wert von 414 kWh sollte nicht als Grundlage für das Rechenexempel verwendet werden. Welche Bezugsgrößen für eine Reichweitenberechnung gibt es? Das hat das niederländischen Telematikunternehmen ViriCiti hat die nötigen Zahlen ermittelt:

1,15 kWh/km verbrauchen 12-Meter-Elektrobusse. Das ist ein durchschnittlicher Verbrauch nach einer zehnmonatigen Datensammlung Telematikunternehmens. Analysiert wurden dabei 79 Solo- und 27 Gelenkbusse verschiedener OEM über alle Jahreszeiten in sieben niederländischen Städten. Die Werte eines Elektrobusses, der in der Stadt im Einsatz ist, lassen sich nicht einfach auf einen BEV-Überlandbus übertragen. Aber: Bei einem Verbrauch von 1 kWh pro Kilometer lassen sich rein rechnerisch die angegebenen 500 km darstellen, wenn man 500 x 0,85 = 425 kWh rechnet. Bei einem Batteriepaket von nominell 414 kWh dürften ausreichend kWh zum lokal emissionsfreien Fahren zur Verfügung stehen. Erste Testfahrten werden konkrete Zahlen liefern, diese sind dann aber nur bedingt vergleichbar, denn, man ahnt es, die tatsächliche Reichweite ist ja abhängig von der individuellen Fahrzeugnutzung, der Fahrzeugkonfiguration sowie weiteren äußeren Faktoren.

Was sich nicht ändere, sondern eines konstante Größe wäre, das sei das Konstruktive, so Oberwörder. Das erste Batteriepaket würde immer im Raum hinter der Vorderachse untergebracht werden, um eine optimale Gewichtsverteilung zu gewährleisten. Die optionale zweite Batterie finde dann ihren Platz im bisherigen Motorraum im Heck des Fahrzeugs. Die Batterien und viele der Hochvoltkomponenten des neuen BEV-Intouro seien keine Unbekannten, wie der Buschef erklärt: Sie seien bereits erfolgreich im batterieelektrischen Fernverkehrs-Lkw Mercedes‑Benz eActros im Einsatz. Die verbauten Batterien des BEV-Überlandbusses basieren auf der Lithium-Eisenphosphat-Zelltechnologie (LFP). Sie haben nach Herstellerangaben eine Betriebsspannung von 800 Volt.

Die LFP Zellchemie weise hinsichtlich kalendarischer Alterung eine sehr gute Performance auf, weswegen für einzelne Anwendungen eine Lebensdauer von bis zu 15 Jahren möglich sei, wie Oberwörder betont. Im Gegensatz zu anderen Batteriezelltechnologien könnten zudem bei der LFP-Technologie über 95 Prozent der installierten Kapazität genutzt werden. Dies ermögliche eine höhere Reichweite bei gleich viel verbauter Batteriekapazität. Die Batterien lassen sich an Ladesäulen mit CCS-Typ-2-Stecker mit bis zu 300 kW Ladeleistung aufladen. Betriebe, die bereits eCitaro im Fuhrpark haben, können die vorhandene Ladetechnik nutzen, sofern diese über eine Ausgangsspannung von mindestens 900V verfügt.

Bei den Ladebuchsen können die Kunden des BEV-Intouro vier verschiedene Positionen wählen: Vorn, hinten, sowie rechts und links hinter der Vorderachse. Pro Fahrzeug sind maximal zwei Ladebuchsen möglich. Für den Antriebsstrang kombiniert Daimler Buses bewährte Komponenten: Als Elektromotor kommt der Zentralantrieb Cetrax von ZF mit 320 kW kontinuierlicher Leistung zum Einsatz. Das maximale Drehmoment des Drehstrom-Asynchronmotors beträgt 4.500 Nm.  Die Antriebskraft wird über ein in die Antriebseinheit integriertes vollautomatisches Drei‑Gang‑Getriebe an die Antriebsachse Mercedes‑Benz RO 440 weitergegeben. Soweit der erste Bericht über den neuen Mercedes-Benz eIntouro. Bleibt die Frage aller Fragen: Was kostet der neue BEV-Überlandbus mit Stern? Die Antwort und weitere Details in der nächsten Meldung (bitte hier klicken) heute am Nachmittag hier auf omnibus.news, zusammen mit weiteren Fotos, die die Technik zeigen! (DaimlerBuses/MercedesBenz/omnibus.news/PM/Sr)

Im September 2020 stellte Daimler Buses die neue Intouro-Generation am Standort in Wörth im Rahmen einer IAA-Ersatz-Pressekonferenz in Präsenz und online vor. Foto: Schreiber

Teilen auf: