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Mit einem variablen Merhzweckraum sorgte Setra in der 200er Baureihe für Aufsehen. Foto: Daimler/Setra, Montage: omnibus.news

Die 70er-Jahre sind in vielerlei Hinsicht von wegweisenden Ideen und technischen Innovationen geprägt. Noch Jahrzehnte später wird man auf diese Jahre als Kultepoche zurückblicken. Auch bei Setra, seinerzeit besser noch unter dem Namen Kässbohrer bekannt, findet ein Generationswechsel statt, und zwar der zur Baureihe 200.

Im Januar 1973 präsentierte die Ulmer Busschmiede auf dem Genfer Automobilsalon ihren neuesten Bus, den Setra S 200 – viele sahen in ihm den Vorboten einer neuen Baureihe. Der S 200 wurde parallel zur Baureihe 100 gebaut, bis zur Serienproduktion der 200er Generation im August 1976 wurden rund 50 Fahrzeuge produziert.

Das Sensationelle am Setra S 200 waren seine innovativen Komfort- und Technikdetails, die eine neue Generation komfortabler Reisebusse begründeten. So hatte er unter Deck eine Bordküche sowie eine Toilette und verfügte mit der Querstrombelüftung, bei der sowohl Luftein- als auch Luftaustritt erstmals seitlich oberhalb der Fenster erfolgte, über das modernste Belüftungs- und Klimasystem seiner Zeit.

Der „Rolls-Royce der Omnibusse“, wie die Fachzeitschrift lastauto omnibus die Baureihe adelte, wurde zum vielversprechenden Vorreiter einer neuen Omnibusgeneration, die im Sommer 1976 von Kässbohrer mit sechs Modellen – vier Hochbodenversionen und zwei Hochdeckern – vorgestellt wurde und die Busbranche aufhorchen ließ.

In den folgenden 15 Jahren der Produktion der S 200-Baureihe wurden insgesamt 27.680 Einheiten verkauft, viele ins europäische Ausland. Die mit dieser Baureihe eingeführte Standardisierung der einzelnen Typen und Baugruppen sowie verbesserte Produktionsverfahren ermöglichte eine Steigerung der Produktion auf acht Busse pro Tag.

Vom Stand der Omnibustechnik betrachtet, war die Baureihe 200 für ihre Zeit geradezu eine Sensation. Letztendlich umfassten die Reise-, Stadt- und Überlandlinienbusse der Baureihe 200 die fünf Typenreihen Optimal, International, Rational, Regional und Communal mit unterschiedlichsten Längen- und Höhenmaßen sowie Türanordnungen.

Dazu kamen Sonderbusse für den Export, Bücherei-, Röntgen- und Fernsehfahrzeuge und solche für den Transport im Strafvollzug. Alles in allem entstanden von 1976 bis 1991 insgesamt 65 Bauformen. Mit dieser Typenvielfalt konnten verschiedenste Marktnachfragen aus dem In- und Ausland bedient werden.

Die Ulmer warben seinrzeit damit, dass die S 200-Baureihe mehr Komfort bieten würde. Ein umfassender Service für den Reisegat sei darstellbar, so Kässbohrer. Möglich mache dies der variable Mehrzweckraum im Unterdeck. Fernreisekomfort mit höchsten Ansprüchen, wo ansonsten im Unterdeck nur eine Bordtoilette zu finden wäre, biete man nun eine variable Einrichtung. 14 Kubikmeter Stauraumfür Gepäck blieben trotz dieser Ausstattung an Bord, die Kofferräume hatten zweiteilige Klappen und damit wahre Größe.

Zwischen den Achsen – in einer besonders ruhigen Zone – könne eine geräumige Küche mit Kühlschrank, Heißwasserboiler und Elektrokocher eingebaut werden, wie es in der Werbeanzeiger von Kässbohrer hieß. Über ein Bordtelefon nehme die Stewardess dann die Wünsche der Gäste entgegen. Wer als Fahrgast am Platz keinen Service möchte, der konnte auf die kleine Bar hoffen, die die Ulmer hier auf Wunsch der Busunternehmer auch einbauten. Was so normal klingt, war vor fast 50 Jahren eine Sensation.

Und heute? Einen derartige Superhochdecker hat Setra mit der TopClass zwar noch im Angebot, aber nicht den variablen Mehrzweckraum. Immerhin gibt es noch ein Glasdach und eine Stehküche, die ansatzweise an das erinnert, was der “Rolls-Royce der Omnibusse” einst initiierte und heute mehr dann je als Luxus im Reisebus bezeichnet werden kann. Ein Exemplar hat sich Setra für die historische Sammlung gesichert. (Daimler/Setra/omnibus.news/Sr)

Der Modellbus im Maßstab 1/10 zeigt eine Entwicklungsstudie der Baureihe 200 von Setra. Foto: Daimler/Setra

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