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Traton meldet für die Omnibusse einen Absatzrückgang von 25 Prozent in den ersten drei Quartalen 2020. Foto: Traton, Grafiken/Montage: omnibus.news

Wer einen Blick in das Zahlenwerk von Traton riskiert, der erkennt, welche Bedeutung und Brisanz der Stellenanbau – allein bei MAN sind es bis zu 9.500 Arbeitsplätze – hat. Der Bus-Absatz lag in der Region EU27+3 stark unter Vorjahr. In Folge der COVID-19-Pandemie ist der Absatz in fast allen Ländern der Region EU27+3 von dem Rückgang (von 5.130 auf 4.030 Omnibusse) betroffen, der Bus-Absatz in Schweden und Deutschland konnte jedoch, insbesondere aufgrund von Aufträgen im Stadtbussegment, gesteigert werden. Für Deutschland meldet MAN für die ersten neun Monate einen Absatz von 928 Omnibussen, im Vorjahreszeitraum waren es 853. das war es dann auch schon an positiven Zahlen. Von dem deutlichen Rückgang in Südamerika war vor allem der Bus-Absatz in Brasilien betroffen, hier fiel der Absatz von 4.920 auf 4.001. Der Rückgang in den verbleibenden Regionen ist insbesondere auf Mexiko, die Region Asien/Pazifik und die Region Afrika zurückzuführen. In Russland und der Türkei konnte der Absatz sehr stark gesteigert werden, konkrete Zahlen gibt es nicht, diese Zahlen fallen in die Rubrik „Rest der Welt“, die Traton neben EU27+3 und Südamerika als dritte Rubrik gewählt hat. Und hier hat  trotz Zuwächsen in Russland und der Türkei der Absatz halbiert: 2.157 zu 4.042 im Vorjahreszeitraum! Insgesamt meldet Traton für die ersten neun Monate 2020 einen Absatz von 11.840 Omnibussen, für 1-9 2019 stehen 15.775 in den Büchern. Die Nutzfahrzeugtochter von Volkswagen schreibt rote Zahlen, daran ändert auch die „schwarzen“ Ansatzzahlen in Deutschland nichts. Auch Traton hat in den ersten neun Monaten des Jahres 2020 den erwarteten Marktrückgang in Europa und die Auswirkungen der weltweiten COVID-19-Pandemie zu spüren bekommen. Nach eigenen Angaben hätten die frühzeitig eingeleiteten Kostenmaßnahmen und die Erholung des Marktes zuletzt aber das Geschäft stabilisiert und im dritten Quartal zu einem positiven Operativen Ergebnis in Höhe von 162 Mio € geführt. Der Absatz der drei Marken MAN, Scania und Volkswagen Caminhões e Ônibus schrumpfte von Januar bis September um 29 % auf 127.700 (179.100) Fahrzeuge. Dabei war der Rückgang bei den Lkw (inklusive des Vans MAN TGE) mit 29 % auf 115.800 (163.300) Fahrzeuge etwas höher als das Absatzminus von 25 % bei den Bussen. Und die Zukunft? Wie traton mitteilte, seien die Unsicherheiten aufgrund der Corona-Pandemie einfach noch zu groß und ließen keine klare Ertragseinschätzung zu. Für den Umsatz der Traton Gruppe und des Segments Industrial Business geht das Unternehmen entsprechend der Absatzentwicklung ebenfalls von einem erheblichen Rückgang im Vergleich zum Vorjahr aus. Daher erwartet Traton für die Traton Gruppe eine operative Rendite zwischen – 1 % und + 1 %. In der Prognose der Operativen Rendite sind keine Aufwendungen für die Neuausrichtung von MAN Truck & Bus enthalten. Aufgrund der ausstehenden Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern kann gegenwärtig noch nicht vorhergesagt werden, wann und in welcher Höhe diese Aufwendungen anfallen werden, wie es seitens Traton heißt. Während Scania mit einem operativen Gewinn von 419 Millionen Euro  schwarze Zahlen schreibt, ist es bei MAN ein operativer Verlust von 414 Millionen Euro. Diese Zahlen dürften wohl auch ein Grund dafür sein, warum Scania bei Volkswagen besser angesehen ist als MAN. Aber auch in Schweden wird der Rotstift angesetzt, bei Scania sollen bis zu 5.000 Stellen wegfallen. Deutlich merh Einschnitte wird es bei MAN geben, hier sollen bis zu 9.500 Arbeitsplätze dem anstehenden Sanierungsprogramm zum Opfer fallen. Ob die Verhandlungen zwischen MAN und Arbeitsnehmern bzw. Betriebsrat bis zum Jahresende abgeschlossen sein werden, ist auch fraglich, wie die Meldung gestern auf omnibus.news zeigt. Fakt ist, dass der Traton-Vorstandschef Matthias Gründler optimitisch ist: Mit Blick auf die zuletzt positive Entwicklung sagte er gegenüber Journalisten, dass das Unternehmen im dritten Quartal auf einen operativen Ertrag von 162 Millionen Euro, rund 70 Prozent weniger als vor einem Jahr, komme. „Die Erholung ist schneller erfolgt als erwartet“, so Gründler. Und noch etwas steht für den Traton-Vorstandschef fest: Die Restrukturierung – inkl. des Streichens der vielen Arbeitsplätze – werde voraussichtlich im zweiten Quartal nächsten Jahres abgeschlossen sein. Dabei legt Matthias Gründler besonderen Wert darauf, dass man nicht nur am Personal, sondern auch bei Sachkosten, geplanten Investitionen und in der Entwicklung in der ganzen Traton-Gruppe sparen werde. (Traton/MAN/PM/Sr)

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