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Bauteile aus Metall verhindern in Bus und Bahn das funktionieren der Corona-Warn-App. Fotos: Iveco, Schreiber, Grafiken: cleanpng, Montage: omnibus.news

Kontakt-Beschränkungen wurden gelockert, trotzdem muss sich jeder weiterhin vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus schützen. Die Bundesregierung hat dafür eine eigene App entwickeln lassen, die helfen soll, neue Krankheitsausbrüche einzugrenzen und Infektionsketten schnell zu unterbrechen. Die App macht das Smartphone zum Warnsystem und informiert, wenn es Kontakt mit nachweislich Corona-positiv getesteten Personen gab. Die App erfasst, welche Smartphones einander nahegekommen sind. Dazu tauschen die Geräte mittels Bluetooth zufällig erzeugte Zahlencodes aus. Auf Basis der Signalstärke wird dabei die Entfernung zwischen Smartphones geschätzt. Jetzt melden irische Forscher für Computerwissenschaften und Statistik des Trinity College, dass die Unterschreitung des Mindestabstands im ÖPNV und das verbaute Metall in den Fahrzeugen dazu führe, dass die App fehlerhaft arbeite! Abstandmessungen könnten in Bussen und Bahnen nicht exakt durchgeführt werden, so das Ergebnis ihrer Studie, weil das Metall der Karosserien von Bus und Bahn zu Signalschwankungen führe, eine zuverlässige Identifikation eines möglichen Risiko-Signals sei nicht möglich. Die Reflexionen der hochfrequenten Bluetooth-Signale an den metallenen Strukturen der Straßenbahnen haben bei unverändert gehaltenen Smartphones erhebliche Signalschwankungen zur Folge gehabt: Demnach habe es Schwankungen um mehr als 10 Dezibel nach oben und unten gegeben. Der Einfachheit halber rechneten die Forscher mit Dämpfungswerten, die sie aus den Bluetooth-Signalstärken zurückrechneten. Gleiches sei auch in Linienbussen und anderen Verkehrsmitteln mit ähnlichem Aufbau zu erwarten. Im Extremfall betrug der Unterschied sogar knapp 30 Dezibel. Wurden die Distanzen zwischen den Studienteilnehmern vergrößert, führte das nicht zu kontinuierlich sinkenden Signalstärken. Vielmehr wirkten offenbar die Metallbauteile im Verkehrsmittel wie Reflektoren für die Bluetooth-Strahlung. Solche Signalsprünge erlauben der Corona-Warn-App keine zuverlässige Identifikation eines potenziellen Risikos, denn dazu müsste ein geringer Abstand mit einer langen Kontaktzeit korrelieren. Springen nun die Abstandswerte wild hin und her, entsteht kein solcher Fall. Die Corona-Warn-Apps gehen von Bewegung aus, wo tatsächlich Stillstand ist. Da das Problem quasi bauartbedingt ist, können die Anbieter des ÖPNV daran nichts ändern. In keinem einzigen Fall war unter Verwendung der in der App verankerten Erkennungsregeln ein Annäherungsalarm ausgelöst worden. Dieses Ergebnis zeigte sich sowohl unter Verwendung des deutschen wie auch des schweizerischen Erkennungsmodells. Unter Verwendung des italienischen Regelwerks erkannte die App zwar 50 Prozent der Fälle richtig, aber auch 50 Prozent der Fälle falsch. Das veranlasste die Forscher zu dem Urteil, man hätte auch durch schlichtes Raten eine ähnliche Trefferquote erzielen können wie unter Einsatz der App. Die Apps sind in Bus und Bahn also nutzlos. Die Forscher raten daher zur Maskenpflicht im ÖPNV und zur Abstandswahrung. (TrinityCollege/Leith/Farrel/PM/Schreiber)

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