Noch ist er nicht ganz da, denn Mercedes-Benz macht es vor der Weltpremiere des vollelektrischen Citaro im September auf der IAA Nutzfahrzeuge im wahrsten Sinne spannend und teilt erste Details zur Technik mit: Angetrieben wird der Stromer mit Stern aus dem Daimler-Konzern mit einer elektrischen ZF-Portalachse AVE 130 mit Elektromotoren an den Radnaben. Die Peakleistung der Motoren beläuft sich auf 2 x 125 kW, das Drehmoment auf 2 x 485 Nm. Lithium-Ionen-Batterien mit einer Gesamtkapazität von bis zu rund 243 kWh übernehmen die Stromversorgung. Sie teilen sich in maximal zehn Module mit etwa je 25 kWh. Jedes Batteriemodul setzt sich aus 15 Zellmodulen sowie einer Steuereinheit zur Überwachung und dem Ladungsausgleich der Batteriezellen zusammen. Die einzelnen Zellmodule beherbergen jeweils zwölf Batteriezellen. Mercedes-Benz verwendet leicht zu verarbeitende prismatische Zellen mit einer Kapazität von jeweils 37 Ah. Neben zwei Batteriemodulen auf dem Fahrzeugdach gehören vier Module im Heck zur Grundausstattung. Hinzu kommen je nach Kundenwunsch zwei oder vier weitere Batteriemodule auf dem Dach. Mit diesem Modulkonzept aus Batterie- und Ladetechnik eröffnet Mercedes-Benz den Verkehrsbetrieben die Möglichkeit, den Citaro exakt auf den individuellen Bedarf des Betriebs oder sogar einzelner Linien auszurichten. Bei Vollbestückung mit zehn Batteriemodulen wiegt der vollelektrisch angetriebene Citaro in Serienausführung etwa 13,7 Tonnen. Das entspricht bei einem zulässigen Gesamtgewicht von 19,5 Tonnen einer Zuladung von 5,8 Tonnen oder rund 80 Fahrgastplätzen. Die Frage aller Fragen ist die Reichweite. Hierfür bevorzugt Mercedes-Benz ein Worst-Case-Szenario und orientiert sich am anspruchsvollen normierten Stadtfahrzyklus SORT2. Danach erreicht der Citaro mit Batterie-Vollbestückung eine Reichweite von rund 150 Kilometern im Sommer.
„Bis 2025 halten wir eine Reichweite von 300 Kilometern für machbar”, so Schick vor zwei Jahren. Respekt, was das Team des Electric Drive Bus (kurz: EDB) in drei Jahren initiiert, wenn zum Start schon die Hälfte der Reichweite garantiert wird. Die Batterien sollen in naher Zukunft schon deutlich leistungsfähiger und günstiger werden, prognostizierte Schick weiter. Spannend, was die Zukunft bringt, und noch spannender, dass Mercedes-Benz jetzt schon versichert, dass Teilnetze im Tagespensum eines Stadtbusses bereits heute ohne Zwischenladung vom vollelektrischen Citaro bedient werden können. So flexibel wie bei den Batteriemodulen ist auch die Ladetechnik: Zum Serienanlauf, der noch dieses Jahr startet, ist eine Ladung über Combo-2-Stecker vorgesehen. Zukünftig ist optional auch das Laden per Stromabnehmer möglich. Somit deckt der Citaro alle gängigen Varianten ab. Und langfristig dürfte auch noch die Brennstoffzelle in den vollelektrischen Citaro Einzug halten, denn der vollelektrische Citaro wurde auf einer gemeinsamen E-Mobility-Plattform mit dem mit Wasserstoff betriebenen Citaro F-CELL konzipiert und auch die neue Daimler-Elektronikplattform B2E wurde integriert. Alles bis ins kleinste Detail durchdacht, für die Heizung und Klimatisierung sind die Ingenieure neue Wege gegangen: Der Energieverbrauch eines vollelektrisch angetriebenen Stadtbusses wird entscheidend durch die Kühlung und vor allem die Heizung des großen Innenraums beeinflusst. Daher gehört das Thermomanagement zu den herausragenden Merkmalen des Citaro: Seine außergewöhnliche Energie-Effizienz legt die Basis für eine praxisgerechte Reichweite des Citaro, so Mercedes-Benz. Im Vergleich zum aktuellen Citaro mit Verbrennungsmotor sinkt der Energiebedarf für Heizung, Lüftung und Klimatisierung nach Angaben der Ingenieure um rund 40 Prozent. Der Fahrgastraum des Citaro wird energiesparend durch eine Wärmepumpe beheizt. Hinzu kommen ebenso die gewohnten Seitenwandheizer mit Gebläse und das Frontheizgerät. Sämtliche Wärme abgebenden Komponenten sind miteinander vernetzt, um den Energieaufwand für deren Kühlung auf ein Minimum zu reduzieren. Die Dachklimaanlage wird in der kalten Jahreszeit zusätzlich als Wärmepumpe genutzt. Weitere Vorzüge bietet die Verwendung des Kältemittels CO2. Es überzeugt durch einen besonders effizienten Einsatz der Wärmepumpe auch bei sehr tiefen Temperaturen. Ein weiteres Plus: Bereits während der Ladung der Batterien im Depot kann der Innenraum auf die gewünschte Temperatur vor- und sogar überkonditioniert werden. Somit startet der Bus bereits geheizt oder gekühlt in den Einsatz. Mercedes-Benz betrachtet Elektromobilität ganzheitlich, bettet den vollelektrischen Citaro in das Gesamtsystem eMobility ein. Dessen Leistungsspektrum reicht von der individuellen und praxisnahen Beratung vor der Anschaffung über Empfehlungen zur Ladeinfrastruktur bis zur Übernahme des Service in der Kundenwerkstatt. Mercedes-Benz hat mit den ersten Details zur Technik des vollelektrischen Citaro schon viele Fragen beantwortet. Eine steht aber noch im Raum: Was ist mit dem Design? Auch hier bleibt es im wahrsten Sinne spannend…