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Marc Zwaaneveld ist zum Co-CEO von Van Hool ernannt worden und hat für den belgischen Bushersteller zusammen mit Filip Van Hool einen Sanierungsplan erarbeitet. Foto: Van Hool; Montage: omnibus.news

In den belgischen Medien wird aktuell viel über Omnibusse berichtet. Einerseits über den staatseigenen ÖPNV-Dienstleister De Lijn, der eine große Zahl an Elektrobussen bei BYD aus China bestellt hat. Und über Van Hool, die belgische Traditionsfirma, die in finanzielle Schwierigkeiten geraten ist und der das Aus drohen könnte.

Ist das der Anfang vom Ende der Edelschmiede Van Hool? Das Unternehmen Van Hool wurde 1947 in Koningshooikt bei Lier als Familienunternehmen gegründet und baut seit dem in der Bussparte Linien-, Überland- und Reisebusse sowie Sonderausbauten. Aktuell sind hier am Standort 2.500 Mitarbeiter beschäftigt, an dem auch Lkw-Auflieger gefertigt werden.

Seit der Corona-Pandemie, als das Reisen – auch mit dem Bus – völlig zum Erliegen kam, hat sich das Unternehmen nicht mehr erholt. Aktuell und die Auftragsbücher sind nicht mehr gut gefüllt, wie es heißt. Ein Drittel des Personals schiebt seitdem Jahreswechsel Kurzarbeit.

Van Hool führt die aktuelle Schieflage auf eine Reihe von Faktoren zurück, darunter die Pandemie, die hohen Energiekosten, die hohe Inflation und globale Lieferkettenprobleme bei verschiedenen Komponenten. Heute morgen wurde dann eine Pressemitteilung von Van Hool verschickt, in der das Unternehmen ankündigte, “seine Aktivitäten strategisch auf Marktsegmente auszurichten, in denen sich die Kunden bewusst für die hohe Qualität der Van Hool-Produkte entscheiden”.

Geht dieser Ansatz auf? Auf der letzten Busworld waren bereits BEV-Reisebusse aus China zu sehen, auch hier sind die Hersteller aus dem Reich der Mitte bereit. Reisebusse mit Verbrenner dürfte es noch inige Jahre geben, und dann? Van Hool hat hier bereits Erfahrungen gesammelt und bietet BEV-Reisebusse in den USA an.

Am Rande eines Treffens mit der Geschäftsleitung und Gewerkschaft am Freitag war durchgesickert, dass Van Hool beabsichtigt, die Herstellung von Stadtbussen einzustellen, so gibt es mehr Kapazitäten in seinem Werk in Skopje, Mazedonien für auf Reise- und Überlandbusse.

Anfang des Jahres war Marc Zwaaneveld zum Co-CEO von Van Hool ernannt worden. Zusammen mit dem derzeitigen CEO Filip Van Hool, der seit zehn Jahren die Geschicke verantwortet, übernahm er er die tägliche Leitung der Van Hool Gruppe. Marc Zwaaneveld wird so lange bleiben, bis der Sanierungsplan ausreichend gesichert ist, wie Van Hool mitteilt.

Bestätigt sind die Grundzüge eines Sanierungsplans: Dieser Plan sieht die Entlassung von rund 1.100 Mitarbeitern über einen Zeitraum von drei Jahren vor. Das Unternehmen hat seine Absicht bekundet, seine Aktivitäten strategisch neu auszurichten. Van Hool sagt, dass es mit Kunden aus verschiedenen Märkten, einschließlich des öffentlichen Verkehrs, in Kontakt treten wird, “um die Auswirkungen dieser potenziellen Neuausrichtung zu erörtern.”

Die Produktion von Omnibussen würde zukünftig hauptsächlich im Werk in Skopje, Nordmazedonien, stattfinden. In Koningshooikt wird sich der Geschäftsbereich IV (Industrial Vehicles) auf Sattelauflieger konzentrieren. Der Geschäftsbereich B&C (Bus & Coach) wird sein Wissenszentrum, die Forschung und Entwicklung, den Prototypenbau und den Kundendienst in Koningshooikt behalten”, so die Information seitens Van Hool.

Co-CEO Marc Zwaaneveld sagte dazu: “Wir verstehen die Auswirkungen, die dieser Plan auf die Mitarbeiter und ihre Familien haben wird, und es fällt uns schwer, diesen Schritt zu tun. In Anbetracht der äußerst dringenden Situation, in der sich das Unternehmen befindet, ist es jedoch wirklich notwendig, diese Maßnahmen zu ergreifen, um eine nachhaltige Zukunft für Van Hool zu sichern. Mit diesem Sanierungsplan bleibt Van Hool ein bedeutender Arbeitgeber in Flandern.”

2019 verfügte Van Hool nach Angaben belgischer medien noch über eine finanzielle Reserve in Höhe gut 100 Millionen Euro, welche auf nur noch rund sechs Millionen Euro geschrumpft sein solle. Analysten sehen auch Missmanagement und Streitigkeiten innerhalb der Familie an, die insgesamt acht Erben des Unternehmensgründers sollen sich nicht immer schnell und richtig im Sinne der Firma geeinigt haben.

Van Hool erklärt, dass die meisten Arbeiter, genannt wurde die Zahl von 830, in diesem Jahr sowieso gehen  würden. “Dazu gehören verschiedene Formen des Ausscheidens wie Entlassungen, Ruhestandsregelungen und natürliche Fluktuation. In den Jahren 2025 und 2026 sind erfahrungsgemäß über 50 weitere natürliche Abgänge geplant, so dass die Ziele des Sanierungsplans für diesen Zeitraum erreicht werden können.

Im Jahr 2027 würden weitere 220 Beschäftigte das Unternehmen durch Entlassungen und Rentenpläne verlassen. Im Laufe der Zeit sieht der Sanierungsplan von Van Hool eine direkte Beschäftigung von etwa 1.400 Arbeitnehmern und fast 3.000 Arbeitnehmern vor, wenn man die indirekte Beschäftigung mit einbezieht, von denen die überwiegende Mehrheit in der Region tätig ist”.

Belgische Medien berichten, dass der Co-CEO Marc Zwaaneveld den 31. März als Deadline festgelegt habe. Zwaaneveld will bis dahin wissen, ob sein Plan für den Neustart, für den er 45 Millionen Euro benötigt, unterstützt wird. Er wendet sich an die flämische Regierung und auch die Banken. Wenn bis zum 31. März keine Einigung erzielt wird, ist wohl das Ende der Traditionsmarke Van Hool besiegelt. (VanHool/PM/Sr)

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