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IXO hat für Hachette den Mercedes-Benz O 305 mit StÜlB-Front 43-fach verkleinert. Foto: van Unen

Das was für Volkswagen der Käfer war, dürfte für Mercedes-Benz seinerzeit der O 305 gewesen sein. Und auch der französische Hachette-Verlag kann sich nicht beklagen, denn die auf einst 60 Miniaturen begrenzte Modellbus-Sammelserie wurde wegen des großen Erfolgs verlängert. Und weil nach 80 Modellbussen immer noch der Zuspruch groß war, werden es jetzt über 100 Omnibusse im kleinen Maßstab werden. Ein Ende ist nicht in Sicht, auch die Sammelserie läuft und läuft und… Über Jahrzehnte bestimmten die Standard-Linienbusse der ersten Generation das Bild des Öffentlichen Personennahverkehrs in Deutschland. Sie gehen auf Planungen des Verbandes Öffentlicher Verkehrsbetriebe (VÖV, heute VDV) zurück. Mitte der 60er Jahre suchten die Verantwortlichen dort nach einem Konzept für einen modernen, komfortablen Bustyp, der besonders auf die Bedürfnisse des Personennahverkehrs ausgerichtet sein sollte und möglichst einheitlich aufgebaut, von mehreren Anbietern gefertigt werden sollte. Mit Blick auf die bis dahin höchst unterschiedlichen Bauformen sollte die Standardisierung Kosten einsparen. Auf der Internationalen Automobil Ausstellung 1967 präsentierte Mercedes-Benz einen Versuchswagen, der dann zwei Jahre später als neue Baureihe namens O 305 in Serie gebaut wurde. Nicht nur optisch, auch konzeptionell begann eine neue Ära im Busbau beim Benz, denn Reise- und Stadtbus gingen nun getrennte Wege. Dass der neue O 305 bis zum Ende seiner Karriere 1985 in mehr als 16.000 Einheiten vom Band rollen sollte, war damals nicht abzusehen. Ganz im Gegenteil: Kritisch wird der neue Bus auf der IAA beäugt, der spöttische Ausspruch vom „Container auf Rädern“ machte schnell die Runde. Mit seinen rationalen, rechtwinkligen Formen empfanden viele Zeitgenossen den neuen Standardlinienbus doch als einen zu starken Bruch mit dem bis dahin gewohnten Design, das aus den 50 er Jahren stammte und auf heimelige Elemente wie Chromleisten und pummelige Rundungen setzte. Der Modernisierungsschub, der um die Mitte der 60er-Jahre einsetzt, ist in erster Linie der Initiative der Verkehrsunternehmen zu verdanken. Selbst in hohem Maße von der Zufriedenheit ihrer eigenen Kunden, der Fahrgäste, abhängig, versprechen sich die Verkehrsbetriebe von einer Standardisierung der Linienbusse auch wirtschaftliche Einsparungen, nicht zuletzt aufgrund einer Reduktion der Kosten für Wartung, Unterhalt und Ersatzteil-Lagerhaltung. Doch auch den Herstellern fällt es nicht immer leicht, sich auf die neue Konzeption einzustellen, auch wenn sie sich beeilen, dem Kundenwunsch zu genügen. Bis dahin hatte jeder hinsichtlich Abmessungen, Motorisierung und Ausstattung seine eigenen Ideen verfolgt, die mit der neuen Linie nicht immer leicht in Einklang zu bringen sind. Trotz seiner hohen Affinität zu den anno 1967 aufgestellten Stadtbus-Richtlinien des VÖV ist der O 305 alles andere als ein auf Deutschland beschränkter Stubenhocker. In manchen Teilen der Welt genoss dieser Bus, der immerhin 4.743 Mal als Fahrgestell ausgeliefert wurde, bei Aufbauherstellern eine immense Popularität. Für den Linksverkehr wurden sogar Fahrzeuge des O 305 nach Hong Kong, Singapur, Südafrika und Australien geliefert. Die gab es dann auch schon mit Klimaanlage. Diese Vielfalt findet sich auch in der französischen Kiosk-Sammelserie Autobus et Autocars du Monde vom Hachette-Verlag: Fast 100 Modellbusse im Maßstab 1/43 sind erschienen, als 71. Miniatur ist ein französische O 305, der bei Heuliez auf der Basis der Mannheimer Basis aufgebaut wurde, erschienen. Jetzt ist als 88. Modell der deutlich sichtbare, formveränderte deutsche O 305 beim Modellbusmarkt in Oberammergau erhältlich. In den Farben der Stadt Frankfurt und mit Bandenwerbung für den Deutschen Herold hat IXO für Hachette die Standard-Überlandlinienbus (StÜLB)-Front 43-fach verkleinert. Nach den durchweg positiven Erfahrungen mit dem Einheitsbus nach VÖV-Vorgaben wurden Forderungen laut, auch für den Überlandverkehr auf einheitliche Standards zu setzen. Ein Arbeitskreis erarbeitete ein Lastenheft für den Standard-Überlandlinienbus. 1973 wurde eine besondere Richtlinie zum Bau herausgegeben, der deutlichste Unterschied zum Einheits-Linienbus: Der StülB war länger (11,7 Meter) und bot zudem mehr Sitzplätze: Insgesamt 53 bei einem Sitzteiler von 720 Millimetern. Außerdem hatte der StülB einen mit 900 Millimetern höheren Wagenboden und damit Platz für Kofferräume. Besonders auffällig war aber die abgerundetere Front mit den vertikal an den Seiten gebogenen Windschutzscheiben. Weil die Frontgestaltung der StÜLB-Busse optisch ansprechender war als die der Standard-Linienbusse, wurden dem Kundenwunsch entsprechend auch die VÖV-Stadtbusse dann wahlweise mit dem Frontdesign des StÜLB angeboten. Wer sich für die Modellbusse der französischen Sammelserie interessiert, der wird in Oberammergau beim Modellbusmarkt fündig.

Mercedes-Benz O 305 G

Mercedes-Benz Typ O 305 G – ein Linienbus mit StÜlB-Front für die Essener Verkehrsbetriebe, 1982. Foto: Daimler

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