Kein Land in Europa setzt lokal emissionsfreies Busfahren so schnell um wie das vereinigte Königreich. Auch wenn in der Marktanalyse der Neuzulassungen in Europa seit dem Brexit die Zulassungen auf der Insel ganz offiziell nicht mehr mitgezählt wird, was dort passiert, lässt Kontinentaleuropäer staunen: In Q1-2/24 wurden 770 BEV-Linienbusse im Vereinigten Königreich neu zugelassen, wie omnibus.news recherchiert hat! Respekt, Frankreich kommt mit knapp 400 neuen BEV-Bussen auf die Hälfte dessen, was die Briten geschafft haben. Seit 2021 gibt es ein Förderprogramm ohne Wenn und Aber. Nachdem die finanzielle Unterstützung namens Zero Emission Bus Regional Areas (ZEBRA) installiert wurde, wuchs die Zahl der Zulassungen lokal emissionsfreier Omnibusse stetig. Die ZEBRA-Förderung ist Teil der nationalen Busstrategie „Bus Back Better“ der britischen Regierung“. In dem begleitenden 84-seitige Dokument beschreibt die Regierung die Strategie wie das Vereinigte Königreich die Reputation von Omnibussen im Hinblick auf die Erreichung nationaler Ziele unterstützen will – von Null-Emissionen bis hin zur wirtschaftlichen Erholung nach der Corona-Krise.
270 Mio. Pfund (rund 320 Mio. Euro) wurden im Rahmen von ZEBRA 1 für die Einführung von lokal emissionsfreien Bussen und der erforderlichen Infrastruktur bereitgestellt. In seiner Haushaltserklärung bestätigte der britische Finanzminister Rishi Sunak, dass zusätzliche 355 Mio. Pfund (knapp 400 Mio. Euro) für die Einführung von emissionsfreien Bussen zur Verfügung stehen sollen. Auf das erste ZEBRA-Programm folgte vergangenes Jahr die Fortsetzung mit ZEBRA 2. Parallel unterstützt die Regierung seit März 2020 die britische Busindustrie, die finanzielle Mittel sollen sich auf über 2 Milliarden Pfund (umgerechnet 2,34 Milliarden Euro) belaufen. Als die zweite Förderrunde im September 2023 angekündigt wurde, betrug das Budget von 129 Millionen Pfund (153 Mio. Euro). Dann schütte die Regierung aber in Summe 143 Millionen Pfund aus. Das sind umgerechnet 16,3 Millionen Euro mehr als zunächst veranschlagt war. Summen, von denen man in Deutschland nur träumen kann. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Im November 2023 legte die britische Regierung eine Zwischenbilanz vor, wonach inzwischen rund 4.200 lokal emissionsfreie Busse bezuschusst wurden.
Jetzt sorgt ein Großauftrag von Go Ahead, einem 1987 gegründeten britischen Verkehrsunternehmen, das Busse und Eisenbahnen betreibt, nicht nur in Deutschland für Aufsehen: Go Ahead will in den kommenden drei Jahren bis zu 1.200 lokal emissionsfreie Busse bei Wrightbus kaufen. Nicht bei einem chinesischen Anbieter, die bekanntlich im Vereinigten Königreich schon gut aufgestellt sind, sondern bei einem einheimischen Bushersteller. Rund eine halbe Milliarde Pfund (rund 600 Mio. Euro) wollen die Briten in neue lokal emissionsfreie Fahrzeuge aus Nordirland investieren. Wrightbus will dafür eine weitere, eigens für Go Ahead reservierte Produktionslinie zusammen mit neuen Mitarbeitern ins Leben rufen. Die bis zu 1.200 Elektrobusse binnen drei Jahren bezeichnet der nordirische Hersteller als den größten Auftrag seiner Geschichte. Bislang war es das der Boris Bus, der Hybrid-Doppeldecker und Nachfolger des legendären Routemaster. Der NBfL kam in sechs Jahren auf 800 Fahrzeuge. Was genau Go Ahead bestellen wir, ist nicht kommuniziert worden, es dürften aber BEV- und FCEV-Fahrzeuge sein. Diese sollen dann in Plymouth, Gloucestershire, East Yorkshire, London und der Isle of Wight eingesetzt werden, wie Go Ahead mitteilte.
Durch den Auftrag von Go Ahead sollen laut Wrightbus in den nächsten zwei Jahren rund 500 Arbeitsplätze in der Produktion bei Wrightbus und damit verbunden weitere 2.000 Arbeitsplätze in den angeschlossenen Lieferanten gesichert oder auch erst noch geschaffen werden. Matt Carney, CEO von Go Ahead Bus ist überzeugt, dass die Multi-Millionen-Pfund-Investition und die Partnerschaft mit Wrightbus den Übergang zu einer emissionsfreien Flotte in ganz Großbritannien beschleunigen werden: „Wir sind stolz darauf, mit der britischen Regierung und den lokalen Behörden zusammenzuarbeiten, um einen ökologischen Wandel für die Gemeinden herbeizuführen und gleichzeitig britische Arbeitsplätze und das Wachstum der Lieferkette des Landes zu unterstützen.“ Mit dem Großauftrag von Go Ahead und der finanziellen Unterstützung der Regierung ist klar: UK ist und bleibt der E-Bus-Primus in Europa. (GoAhead/GOV.UK/PM/Sr)