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Die Werbekampagne “Üstra rockt” – hier beispielhaft ein Motiv – sollte mehr weibliche Mitarbeiter generieren, jetzt interessiert es sie aber noch mehr die Staatsanwaltschaft. Foto: Üstra

Mit „Üstra rockt“ wollte das Unternehmen mehr weibliche Mitarbeiter für sich gewinnen. Jetzt rückt die Werbekampagne aber aus ganz anderen Gründen in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Die Staatsanwaltschaft Hannover prüft zur Zeit eine Ausweitung ihrer Ermittlungen gegen die hannoverschen Verkehrsbetriebe Üstra wegen Vergabeverstößen. Grundlage sei ein von den Verkehrsbetrieben Üstra selbst in Auftrag gegebenes Gutachten, sagte Oberstaatsanwalt Thomas Klinge gegenüber der Presse. Bei der Üstra soll es über Jahre zu schweren Rechtsverstößen und Vetternwirtschaft bei der Auftragsvergabe gekommen sein. Der Schaden könnte sich auf eine Million Euro summieren. Wegen der Vergabe einer 100. 000 Euro teuren Werbekampagne an den Mann einer Üstra-Mitarbeiterin laufen bereits Ermittlungen, auch deshalb, weil sich herausstellte, dass die Frau im Betrieb ihres Mannes stille Teilhaberin ist. „Laut Rechtsgutachten liegen Verstöße gegen das niedersächsische Vergaberecht sowie gegen eine Konzernrichtlinie vor“, sagte Franz. Eigentlich hätten vier Angebote eingeholt werden müssen. Die Vorgänge seien mit Billigung des Üstra-Vorstandes geschehen. „Dieser hätte eingreifen müssen, schon um die Mitarbeiterin vor Konsequenzen zu schützen“, so der Üstra-Aufsichtsratsvorsitzende Ulf-Birger Franz. Nach Bekanntwerden des Vorfalls gerieten die beiden Üstra-Vorstände Andre Neiß und Wilhelm Lindenberg unter Druck – auch deshalb, weil sie nach Auffassung von Aufsichtsratsmitgliedern aus der Politik wenig kooperativ in Sachen Aufklärung gewesen seien. Mitte Dezember haben die Verkehrsbetriebe dann ihren Vorstand ausgewechselt. Neuer Vorstandschef wurde Volkhardt Klöppner und neue Arbeitsdirektorin ist Denise Hain. Der bisherige Vorstandsvorsitzende André Neiß und der Vorstand für Personal und Betrieb, Wilhelm Lindenberg, wurden mit sofortiger Wirkung abberufen und freigestellt. Die Region Hannover, die neben der Stadt Hannover Hauptgesellschafter der Üstra ist, hat bereits Konsequenzen angekündigt. Laut Ulf-Birger Franz, gleichzeitig auch Regions-Wirtschaftsdezernent , soll es neue, eindeutige Regeln für die Auftragsvergabe geben.

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