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Bussärge gehören in Ghana durchaus zum Alltag. Foto: Museum für Sepukralkultur

Fantastische Särge aus Ghana sind im Rahmen einer Sonderausstellung im Kasseler Museum für Sepulkralkultur noch bis zum 27. Oktober 2019 zu sehen. In den afrikanischen Kulturen nimmt der Tod einen zentralen Platz ein. Besonders in Ghana wird er als ein herausragendes Ereignis begriffen. Ausdruck findet dies in einer opulenten, meist mehrere Tage umfassenden Begräbnisfeier, wie es sie kaum woanders auf der Welt gibt. Oftmals ist sogar der Sarg – farblich und formensprachlich – herausragend. Einer Chilischote, einem Tiger, einem Hobel oder einem Bus nachempfunden, ist er ein wahrer „Hingucker“! Er spiegelt wider, was im Leben des Einzelnen wichtig war und was ihn ausmachte. Zugleich bildet er ein wichtiges materielles Bindeglied zwischen der Welt der Lebenden und der Welt Toten; denn obwohl viele Ghanaer Christen sind, ist ihre Frömmigkeit stark von einem archaisch geprägten Ahnenkult durchdrungen. Sie glauben, dass die Verstorbenen eine Verbindung zwischen den Lebenden und den sog. Ahnengeistern herstellen. Die Ahnengeister gelten als wirkmächtig und können Einfluss auf die diesseitige Welt ausüben. Deshalb ist die Ausrichtung eines glanzvollen Begräbnisses, bei dem der Sarg bisweilen nicht minder imposant ausfällt, auch an die Intention geknüpft, bei ihnen nicht in Ungnade zu fallen. Sich die Gunst der Ahnen immer wieder aufs Neue zu sichern, soll sie davon abhalten, Unheil auszusenden. Interessant ist bei all dem, dass die Tieren, Pflanzen, Gebäuden, Alltags- und Gebrauchsgegenständen nachempfundenen Särge keineswegs schon immer im Totenkult der Ghanaesen verankert waren und somit alles andere als traditionell sind. Erst Mitte des 20. Jahrhunderts begannen sie sich zu etablieren. Im Dezember 2018 wurde dem Museum für Sepulkralkultur durch Antje Hegge (Köln) die „Sammlung Hermann Krause” (1944 – 2018) mit 28 dieser figurativen Särge als Schenkung übergeben. Sie stammen aus der Werkstatt des renommierten Sargkünstlers Paa Joe (* 1947). Mit der Sonderausstellung, die eine Auswahl daraus repräsentiert, erhält nun auch die Öffentlichkeit Gelegenheit, einen Eindruck von diesem besonderen Sargtypus zu gewinnen. Damit, ebenso unter Einbeziehung zahlreicher Fotografien der Ethnologin Dr. Regula Tschumi gewährt die Ausstellung zugleich Einblick in eine Kultur, die – aus christlich-abendländischer Sicht – im Umgang mit dem Verlust großes kreatives Vermögen erkennen lässt. Dies gibt Anlass, über den Stellenwert von Kreativität, die immer wieder auch Kennzeichen von Individualität ist, im Umgang mit Abschied und Trauer zu reflektieren sowie persönlich für sich auszuloten, wie es in einer entsprechenden Mitteilung des Museums heißt.

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