Ja, nicht nur Ankai hat das Kopieren als Form der Anerkennung genutzt, auch die Ulmer selbst haben mehr oder weniger mit einem Augenzwinkern eine Anleihe in der Vergangenheit genutzt… Und, ja, in der Meldung vom 6. November fehlt das Motiv der Setra-Werbeanzeige – …ist hiermit nachgereicht, vielen Dank für die vielen E-Mails und Hinweise! Das Motiv der starken Jungs, die ein Busgerippe tragen, ist als ein hausinternes Zitat der kreativen Werber von Setra zu verstehen, ganz traditionell, denn die Ulmer haben damit schon einmal erfolgreich geworben. 1951 verblüffte ein Foto die Omnibus-Fachwelt: Sechs Arbeiter trugen ein Gitterrohrgestell, welches die Basis für einen Omnibus bildete. Damit hatte die Geburtsstunde der neuen Konstruktion im Omnibusbau geschlagen. Anders hingegen sah es beim Namen aus: 1950 beginnen die Ingenieure im Hause Kässbohrer mit der Entwicklung eines komplett selbsttragenden Omnibusses, noch im selben Jahr, im Herbst, wird ein Prototyp gebaut. Basis ist ein Kastenträger, der im Prinzip einem Fachwerkhaus ähnlich ist. Für die neuartige Konstruktion bilden Vierkanthohlprofile die Grundlage, zusätzliche diagonal verbaute Streben verleihem dem Ganzen die nötige Stabilität. Schon ein Jahr später schickt man bei Kässbohrer zwei erstellte Vorserienbusse der neuen Bauart zu Kunden, die die so genannte Fahrerprobung übernehmen. Zu diesem Zeitpunkt spricht man in Ulm noch nicht von Setra, sondern noch von KKS, was für Karl Kässbohrer selbsttragend steht. Im ersten Produktionsjahr des S8, im Jahr 1952, wird dann auch das KKS in Setra verbessert – aus heutiger Sicht ein mehr als genialer Schachzug.
Obwohl zunächst von vielen Omnibusunternehmern und auch Omnibusherstellern mit Argwohn betrachtet, teilweise sogar abgelehnt, wie es in der Kässbohrer-Chronik heißt, hatte sich der neue Setra dank seiner ausgezeichneten Fahreigenschaften, seiner guten Kurven- und Berggängigkeit und seiner großen Sicherheit derart schnell und gut eingeführt, dass schon zehn Jahre später in Deutschland praktisch kein Omnibus mehr nach der früher üblichen Bauweise hergestellt wurde. Mit der neuen Konstruktion war der Beweis erbracht, dass eine Gerippestruktur mit integrierter Bodengruppe eine dermaßen hohe Stabilität hatte, dass dieses Gerippe zu einem Omnibus fertiggestellt werden konnte. Und: Der Omnibusbau bei Kässbohrer in Ulm hat sich damit endgültig vom Lastwagenfahrgestell gelöst. Auch Ankai hat sich nach Jahren der Lizenzen und Begleitung durch die schwäbischen Ingenieure mittlerweile vom Ziehvater gelöst. Ankai geht einen eigenen Weg, der aber immer noch erste Gehversuche und Spuren in Ulm erkennen lässt. Mit dem, was mehr oder weniger gemeinsam erschaffen wurde – eine Art Philosophie moderne Omnibusse zu bauen – sind alle Beteiligten glücklich, so wie es folgende Weisheit aus China ganz treffend auf den Punkt bringt: Wenn du eine Stunde glücklich sein willst, gehe schlafen. Wenn du einen Tag glücklich sein willst, gehe fischen. Wenn du eine Woche glücklich sein willst, lade alle Freunde ein. Wenn du ein Leben lang glücklich sein willst, liebe deinen Beruf.