Die Stadt Civitavecchia ist vor allem Seefahrern ein Begriff: Viele Fähren nach Sardinien, Sizilien oder auch Barcelona starten und enden hier. Civitavecchia ist aber auch die bedeutendste Hafenstadt in der Region Latium und für viele Römer der Hafen zur Welt – 70 km nordwestlich von Rom gelegen ist Civitavecchia oft der Start- oder Zielhafen einer Kreuzfahrt durch das westliche Mittelmeer. Die Stadtväter haben den Weg zu einer nachhaltigen Mobilität eingeschlagen und präsentierten jetzt elektrische Kleinbusse.
Die Elektrobusse werden auf der von Civitavecchia Servizi Pubblici betriebenen Linie Civitavecchia/Porto eingesetzt und ermöglichen die Wiedereröffnung der Linie C, die zuvor aufgrund der stark gestiegenen Kosten für das Erdgas für die Linienbusse eingestellt worden war. Die eingesetzten Elektrobusse sind aber keine neuen Fahrzeuge, denn die Produktion des Gulliver ruht bei Tecnobus seit Jahren. Das könnte sich aber bald ändern, wie auf der Next Mobility Exhibition in Mailand im Oktober deutlich wurde, denn auf der neuen Fachmesse warben die Italiener für das zu 100 % italienische Produkt.
Seit 1988 ist das Modell Gulliver von Tecnobus auf dem Markt, der Name ist Programm, der Zwerg trumpft wie die Romanfigur auf. Die Italiener haben bis dato fast 600 Elektrobusse weltweit in 47 Länder verkauft, auch in Deutschland war der kleine Gulliver kein Unbekannter. Nun soll mit staatlicher Unterstützung die Produktion, die wieder aufgenommen wurde, revitalisiert werden. Zukünftig sollen die Midibusse als reine Elektrobusse angeboten werden. Die Fahrzeuge sind nur etwas mehr als fünf Meter lang, können aber dreißig Fahrgäste befördern.
Die wichtigsten Neuerungen beim Gulliver der neuen Generation ist sicherlich das digitale Cockpit mit Videoüberwachungssystem, die Einführung von sparsamen LED-Leuchten, Scheibenbremsen an allen vier Rädern und der zentrale Elektromotor. Hier nennt Tecnobus als Höchstleistung 32 kW und 160 Nm, für die Batterien nennen die Italier einen Wert von 71 kWh. Pfiffig: Der Gulliver fährt jetzt serienmäßig mit einer elektrischen Rampe für Rollstühle und Kinderwagen vor.
Das Beste: Die Batterie sei austauschbar und recycelbar. „In diesem Segment wäre Tecnobus dann führend in Europa“, so Paolo Marini, CEO von Tecnobus. In der Buswelt Italiens sorgt die zwischen Civitavecchia Servizi Pubblici und dem italienischen Bushersteller Tecnobus unterzeichnete Vereinbarung für Aufsehen, denn diese Absichtserklärung zielt darauf ab, einen Entwicklungsvertrag für Elektrobusse zu erhalten. Dieser wird von Invitalia im Namen des Ministeriums für wirtschaftliche Entwicklung mit 30 Millionen Euro in Aussicht gestellt.
„Wir haben den Betrieb zwischen Januar und September dieses Jahres dank einer Investition von 40 Millionen Euro wieder aufgenommen, von denen die Hälfte durch einen Entwicklungsvertrag finanziert werden soll. Unser Geschäftsplan sieht ein jährliches Verkaufsvolumen von 200 bis 250 Fahrzeugen und einen Umsatz von rund 60 Millionen Euro vor,“ wie Paolo Marini in einem Interview mit Sustainable Bus erklärte. Und weiter: „Wir haben jetzt etwa 15 Mitarbeiter, bis Ende des Jahres werden es 70 sein, und wenn wir voll einsatzfähig sind, möchten wir 150 erreichen. Wir werden vor allem Profile wie Mechaniker, Karosseriebauer und Elektrotechniker einstellen.“
Was die Produktion anbelangt, so bleibe der Hauptsitz derselbe wie bisher, man wolle aber expandieren und die Größe des Werks binnen drei Jahren verdoppeln, so Marini. Die italienische Regierung fördert lokal ansässige Unternehmen, die sich im Bereich Elektromobilität engagieren wollen. Und nicht nur ein Wollen, sondern auch ein Können hat Tecnobus schon mit Hunderten von Elektrobussen gezeigt. Der auf der Next Mobility Exhibition in Mailand im Oktober 2022 ausgestellte Gulliver der neuesten Generation unterstreicht, wie gut die Italiener dieses Segment bespielen können. das, was auf die Räder gestellen wurde ist eine gelungene Neuauflage des legendären Gulliver, die mehr denn je auf Nachhaltigkeit setzt. (Tecnobus/SustainableBus/omnibus.news/Sr)