Seite wählen

MAN testet in Hamburg mit VHH einen stationären Speicher. Foto: Schreiber

Kann man Batterien aus Elektrobussen als Energiespeicher auf dem Betriebshof für Ladestationen nutzen? Das testen jetzt die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein GmbH (VHH) und MAN Truck & Bus. Das Ziel des Projektes ist ein nachhaltiger Umgang mit Batterien und eine Stabilisierung der Stromnachfrage beim Laden von Elektrobussen. Auf dem Betriebshof der VHH wurde dafür ein stationärer 500-kWh-Speicher – bestückt mit ausrangierten Batterien – an das Depot-Ladenetz angeschlossen. Die Erprobung des sogenannten Second Use-Speichers erfolgt im Rahmen der Mobilitätspartnerschaft zwischen der Stadt Hamburg und dem Volkswagen-Konzern. MAN erwartet für die in seinen Elektrobussen verwendeten Batterien eine Nutzung von mindestens sechs Jahren. Angesichts der langen Nutzungsdauer eines Stadtbusses von durchschnittlich zwölf Jahren, steht ein Wechsel der Batterien an, obwohl diese immer noch eine gewisse Leistungsfähigkeit haben. Insgesamt 50 Batterien, die zuvor in Elektro-Pkw von VW eingebaut waren, sind in einem Container zum stationären Speicher zusammengeschlossen worden. Jede Batterie verfüge nach Angaben von MAN über eine Nennkapazität von 9,9 kWh, somit komme der gesamte Container auf eine Gesamtkapazität von exakt 495 kWh – also in etwa ein halbes Megawatt. Per Batteriemanagementsystem sind die gebrauchten Akkus zu einer Großbatterie zusammengeschaltet. Montiert sind sie auf so genannte Racks – wobei MAN betont, dass es eines der Ziele sei, den stationären Speicher derart zu konzipieren, dass sich einzelne Batterien austauschen lassen. Aktuell sind es noch gebrauchte Batterien aus konzerneigenen Pkws, langfristig sollen gebrauchte Batterien aus den Elektrobussen zum Einsatz kommen.

Alexander Adler, bei MAN Truck & Bus für das Projekt Second Use Speicher verantwortlich. Foto: Schreiber

Bis da soweit ist, haben alle Beteiligten unterschiedliche Szenarien erprobt, um den Leistungsbezug am VHH-Betriebshof zu optimieren, wie die VHH mitteilen. Stichworte sind hier eine bessere Netzauslastung sowie ein Peak Shaving. „Der Speicher kann mit der Peak-Shaving-Methode bis zu 600 kW Spitzenlast reduzieren und entsprechend die Kosten beim Strombezug senken“, erklärt Alexander Adler, bei MAN Truck & Bus für das Projekt Second Use Speicher verantwortlich. Dafür werden die Batterien des Speichers zu Schwachlastzeiten gefüllt. Zu Spitzenzeiten können Busse dann daraus geladen werden. Das spart Kosten und stabilisiert die Auslastung des Stromnetzes, so das Ziel der Beteiligten. Weitere Erkenntnisse verspricht man sich zum Alterungsverhalten der Batterien, zu den Lebenszyklen künftiger Batterien und Batterietechnologien sowie zu Stabilisierungsmöglichkeiten des Stromnetzes durch Elektromobilität. Der Fuhrpark der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein zählt rund 560 Omnibusse, die allesamt in den kommenden Jahren auf Elektroantrieb umgestellt werden sollen. Anfang 2020 startet bei der VHH der erste elektrisch angetriebene Lion’s City E von MAN im Alltagsbetrieb, Ende 2020 werden dann 17 weitere MAN-Busse für die VHH-Flotte folgen. Für die VHH ist die aktive Gestaltung zukünftiger Mobilität das zentrale Thema. Wer ÖPNV fährt hat schon einmal die richtige Wahl getroffen, denn Busfahren ist nachhaltig. „Unsere Kunden erwarten, dass wir als Unternehmen zeitgemäße, nachhaltige Technologien wie Elektrobusse einsetzen. Aber auch, dass wir sie auf Herz und Nieren prüfen“, stellt Toralf Müller, Geschäftsführer der VHH, fest. „Wir sind sehr dankbar, dass auch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) dieses Vorhaben mit unterstützt. Das macht noch einmal das öffentliche Interesse deutlich, alle Aspekte der Elektromobilität unter dem Gesichtspunkt einer verantwortungsvollen Nachhaltigkeit zu beleuchten.“ Und bei einer Zweitnutzung der Batterien können gleich mehrere Vorteile genutzt werden. (PM/Sr)

Toralf Müller, Geschäftsführer der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH). Foto: Schreiber

 

Teilen auf: