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Der 5G-Bus ist während der Olympischen Winterspiele überwiegend im Stadtzentrum von Seoul im Einsatz – nicht nur tagsüber, sondern auch nachts. Foto: KT

Im Rahmen der Berichterstattung über die Olympischen Winterspiele ist vereinzelt der autonom fahrende Reisebus erwähnt worden, der durchaus als Propaganda der Südkoreaner verstanden werden darf. Rechtzeitig vor den Winterspielen gab Hwang Chang-Gyu, Geschäftsführer von Korea Telecom (KT) bekannt, dass das Ministerium für Land, Infrastruktur und Verkehr die Genehmigung erteilt hat, einen selbstfahrenden Reisebus für 45 Personen auf die Straßen zu schicken. Schon im September letzten Jahres schickte KT einen autonomen Bus auf die Straße, seinerzeit war es aber “nur” ein Kleinbus, der auf aufgewählten Strecken fahren durfte. Jetzt, zu den Olympischen Winterspielen, darf KT mit einem autonomen Reisebus alle Straßen und auch die Autobahn nutzen. Und das ist durchaus auch ein Wettkampf, denn Fahrzeughersteller und Technikkonzerne liefern sich sozusagen ein Rennen, wenn es um autonome Fahrzeuge geht. Autonome Mobilität in allen Facetten ist politisch gewollt, die Regierung Südkoreas wil bis 2020 selbstfahrende Taxis und Busse auf den Straßen sehen. Auch in Südkorea ist man seit Jahren dabei,  autonome Fahrsysteme in den Alltag einzuführen. Der Telekommunikationskonzern erhofft sich durch das Engagement einen Wettbewerbsvorteil beim Aufbau eines intelligenten Verkehrssystems. Der autonome Reisebus ist ein Großserienfahrzeug der Universe-Baureihe aus dem Hyundai-Portfolio. Der Bus erhielt dann von den KT-Ingenieuren und Entwicklern die nötige Technik, um autonom fahren zu können: Basis ist ein  Navigationssystem mit 5G und LTE-Basis V2X (Vehicle-to-Everything), was eigens entwickelt wurde, um den Betrieb von Bussen (Gefäßgröße 12m) zu steuern. Außerdem sind zahlreiche Sensoren und Kameras mit an Bord, auf die die Steuerung ebenso wie auf das Navigationssystem zugreift, um hochpräzise Positionsdaten mit einer Genauigkeit von wenigen Zentimetern zu erfassen. Äußert hilfreich ist dabei das von KT zur Verfügung gestellte 5G-Netz, was als Nachfolger des hier bekannten LTE-Netzes gesehen werden kann. Branchenkenner urteilen positiv zum 5G-Netz, es soll alles bisher Dagewesene in den Schatten stellen und aus heutiger Perspektive geradezu unwirklich scheinende Leistungsdaten aufweisen. Fahrgäste an Bord des Busses können auf eigens installierten Monitoren ihre Wunschfilme ansehen, die, nach entsprechender Auswahl, binnen Sekunden heruntergeladen sind. Oder ein Computerspiel spielen, in Echtzeit mit atemberaubender Grafik und Mitspielern weltweit. So ist es also keine Frage, dass die Südkoreaner mit ihrem V2X Vehicle Communication Infrastructure-System die Fahrsicherheit erheblich verbessern, wenn sie dem selbstfahrenden Bus die nötigen Informationen sozusagen blitzschnell zur Verfügung stellen können. In Bruchteilen von Sekunden sind so die Verkehrssituation, Ampeln und Signale anaylisiert und für die Fahrt in das System eingepflegt. Die Südkoreaner gehen sogar so weit, dass sie behaupten Risiken in toten Winkeln vorherzusagen und Entscheidungen in Echtzeit zu treffen zu können. Vor diesem Hintergrund hat der 5G-Bus auch eine Betriebserlaubis für Fahrten mit bis zu 100 km/h. KT will die Testfuhrpark schnell weiter ausbauen, um die nötigen Erfahrungen sammeln zu können. Mehrere Omnibusse sollen in der Stadt, auf dem Land und auch auf der Autobahn fahren. Der staatliche Konzern ließ auch durchblicken, dass man das Know-how nutze, um mit C-ITS-Infrastrukturtechnologien und V2X-basierten kollaborativen selbstfahrenden Diensten wie Platooning einen Wissenvorsprung einfahren zu können. Seit drei Jahren kooperiert KT mit verschiedenen Fahrzeugherstellern im In- und Ausland sowie mit dem Seoul National University Advanced Institute of Convergence Technology, um autonome Fahrtechnologien zu entwickeln. KT trat auch der 5GAA (5G Automotive Association) bei, einem weltweiten Verband für die Entwicklung autonomer Transportsysteme basierend auf der 5G-Technologie. “Wir wollen das autonome Busfahren kommerzialisieren“, sagte Jeon Hong-Beom, Leiter des Infrastrukturforschungslabors von KT. Aktuell plant KT die Zusammenarbeit mit verschiedenen Fahrzeugherstellern in einem lokalen Pilotprojekt für das Intelligente Verkehrssystem der nächsten Generation initiiert wurde.

Hände weg vom Lenkrad an Bord des 5G-Busses von Korea Telecom. Foto: KT

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