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Alvydas Naujėkas, CEO Dancer Bus, auf der Busworld vor dem optisch so markanten Elektrobus. Foto: Schreiber

Blick in den Fahrgastraum des Elektrobusses, der bis zum Ein-/Asusstieg in der Mitte ohne Stufen auskommt – minimalistisch und geräumig, wie in Brüssel zu sehen war. Foto: Schreiber

Die Heckgestaltung ist einmalig – das gibt es nur bei Dancer Bus. Foto: Schreiber

Dancer Bus sorgte auf der Busworld 2023 für Aufsehen, kein anderer Elektrobus tritt optisch so markant auf. Auf die Frage, wie er Dancer Bus mit drei Worten beschreiben würde, nennt Alvydas Naujėkas, CEO Dancer Bus, gegenüber omnibus.news zuerst auch das Design. Leichtbau und Innovation folgen und bringen das auf den Punkt, was den BEV-Linienbus so interessant macht.

“Während die großen Elektrobushersteller nur ihre regulären Diesel-Linienbusse modernisierten, bestand unsere größte Herausforderung darin, die Buskonstruktion neu zu denken, ultraleicht und attraktiv für die Fahrgäste sowie auch umweltfreundlich zu sein.”, so  Alvydas Naujėkas.

Seit drei Jahren Dancer Bus fahren Elektrobusse der Marke Dancer Bus regulär in der litauischen Hafenstadt Klaipeda. In der Hauptstadt Vilnius und der Europa-Kulturhauptstadt (2022) Kaunas stehe eine Einführung kurz bevor, wie der Dancer-CEO auf der Busworld erklärte.

Weitere Ziele für eine Expansion seien Skandinavien sowie der DACH-Markt, hier würden bereits erste Gespräche mit möglichen Partnern geführt. Interessant: Statt den Elektrobus zu verkaufen, bietet man bei Dancer Bus den Kommunen an, das Fahrzeug für einen bestimmten Zeitraum zu mieten bzw. zu leasen – Reparatur und Wartung wären eingeschlossen.

Die Litauer waren von Anfang an von ihrem Elektrobus-Konzept überzeugt, die Idee, mit Verbundwerkstoffen und kleiner Batterie ein Leichtgewicht auf die Räder zu stellen, sorgte 2016 in der Branche für ein müdes Lächeln. Vielleicht auch deshalb, weil hinter Dancer Bus dein Start Up stand.

Vėjo Projektai verfolgte einen visionären Ansatz: Aerodynamisch, leicht und neueste Technik sowie recycelte Materialien (PET-Trinkflaschen) bilden die Grundlage für den Elektrobus von Dancer Bus. Der erste Prototyp sparte bis zu 50 Prozent des Gewichts eines herkömmlichen Elektrobusses ein, was im Wesentlichen auf glasfaserverstärkte Kunststoffe für die Karosserie und wenig Blech zurückzuführen war.

Zusammen mit kleineren Batterien, die während des Einsatzes auf der Linie immer wieder geladen werden, planten die Ingenieure von Vėjo Projektai zusammen mit den litauischen und italienischen Designern einen ganz eigenen Ansatz. Schon der erste Versuchsträger, der optisch noch konventionell ausfiel, aber immerhin schon die verwendete Kunststoffkarosserie als immer wieder neu zu bespielende Werbefläche präsentierte, machte deutlich, dass da ein ambitioniertes Team an den Start gegangen war.

Die litauische Hafenstadt Klaipėda war überzeugt und bestellte bereits 2017 zwei Elektrobusse, die es bis dato nur auf dem Papier gab. Rund 350.000 Euro gab es für jeden Bus, mit Start der Serienfertigung werde man den offiziellen Verkaufspreis nennen, wie es in Brüssel hieß.

Als Energieverbrauch kommunizierte Dancer Bus auf der Busworld 0.72 kWh/1km, das Leergewicht wurde mit neun Tonnen beziffert. Das Laden ließe sich binnen acht Minuten erledigen, so die Aussage seitens Dancer Bus. Mit einer Ladung könnten bis zu 100 Kilometer zurücklegen. Es gibt aber auch mehr Leistung bzw. Kapazität: Über 500 km seien auch darstellbar, hier käme eine besonders leistungsstarke NMC-Batterie zum Einsatz, wie Dancer Bus mitteilt. Der Ladevorgang würde dann in ein bis vier Stunden abgeschlossen werden können, je nach lokalen Gegebenheiten.

Alle Technologien wurden unter realen Bedingungen getestet und verifiziert. Der Dancer Bus fährt problemlos seit drei Jahren auf Klaipedas Straßen. In diesem Zeitraum wurden auf 400.000 Kilometern Strecke zurückgelegt und 500.000 Tonnen CO2 eingespart. Und: In drei Jahren wurden die Batterien mit 330.000 Kilowattstunden Strom zu einem Gesamtpreis von 49.500 Euro geladen. Der Kraftstoff für Diesel-Busse hätte im selben Zeitraum etwa 200.000 Euro gekostet, wie Alvydas Naujėkas auf der Busworld vorrechnete.

90 Fahrgäste dürfen an Bord, für 32 gibt es je einen Sitzplatz. USB-Ports und Klimaanlage sind ebenso wie WLAN an Bord, der Fahrer blickt statt in Spiegel jetzt auf Monitore. Der Dancer Bus sei EU-zertifiziert worden, so Alvydas Naujėkas. Mit vielen bekannten Bauteilen (z.B. ZF AxTrax) sei der Dancer Bus alltagstauglich und dem Prototypenstatus längst entwachsen, wie in Brüssel deutlich wurde.

Damit interessierte Verkehrsbetriebe den Mut haben, sich für den Dancer Bus zu entscheiden, gibt Dancers Vėjo Projektai eine Garantie von 12 Jahren und begleitet den Elektrobus per Ferndiagnose. Die Erwartungen sind groß, der Europäische Energieeffizienzfonds (EEEF) ist Anteilseigner bei Dancer Bus bzw. Vėjo Projektai und hat sich die Rechte für die Leasinggeschäfte des ersten großen Elektrobusses aus Litauen gesichert. (Dancers Vėjo Projektai/PM/Naujėkas/Schreiber)

Auch beim Fahrerarbeitsplatz geht man bei Dancer Bus eigene Wege. Foto: Schreiber

Dancer Bus erhielt auf der Busworld 2023 viel Zuspruch für den leichtbau-Elektrobus. Foto: Schreiber

Klare Linien – auch beim Interieur weiß der Dancer Bus zu gefallen. Foto: Schreiber

Als Erprobungsfahrzeug für Material und Technik diente ein umgebauter Skoda-Bus. Foto: Dancer Bus

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