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In Zeiten einer Pandemie findet die VDV Elektrobuskonferenz natürlich virtuell und online statt, aus einem Studio in Berlin wurde das Event koordiniert. Foto: Screenshot VDV/omnibus.news

Martin Schmitz, Geschäftsführer Technik beim VDV und Vorsitzender des Forums für Verkehr und Logistik e.V., begrüßte am 1. Tag alle Teilnehmer und moderierte auch die Übergänge einzelner Beiträge. Foto: Scrrenshot VDV/omnibus.news

Die flankierende ElekBu fand auch rein digital statt, wie ein Blick in die virtuelle Messehalle zeigt. Foto: Screenshot VDV/omnibus.news

Die Bushersteller boten Gespräche und Prospekte auf dem virtuellen Messestand, nur das haptische Erleben der Omnibusse fehlte. Foto: Screenshot VDV/omnibus.news

Maximilian Rohs von PricewaterhouseCoopers, stellte bei seinem Vortrag die Studie “Das Jahrzehnt der Busse” vor und zeigte die Zahlen und Fakten, die das Wachstum der Elektromobilität im Bus aufzeigen. Foto: Screenshot VDV/omnibus.news

Martin Reitmeier VDV Fachbereichsleiter Betriebshöfe und Werkstätten, referierte über den Wandel der Betriebshöfe. Foto: Screenshot VDV/omnibus.news

Zeitlich passender hätte eine Meldung zum Auftakt der VDV-Elektrobuskonferenz samt flankierender ElekBus-Fachausstellung nicht kommen können: “Deutschland erreicht fast alle Klimaziele,” so die Bilanz der Bundesregierung für 2020. Dass das Fazit so positiv ausfällt, muss aber im Wesentlichen der Covid-19-Pandemie zugeschrieben werden. Eine Steilvorlage für das, was VDV-Präsident Ingo Wortmann zum Auftakt der Veranstaltung, die pandemiebedingt rein digital stattfand, vor den 509 Teilnehmern sagte: “Wir müssen den Bus nicht nur elektrifizieren, sondern das Busangebot auch ausbauen und neue Kapazitäten schaffen (…),” so Wortmann. Der aus München live zugeschaltete Präsident referierte, wie die meisten Redner der langen Liste, Dank entsprechender Technik ohne Probleme aus einem Homeoffice fern ab von Berlin. Ganz problemlos scheint auch die Umstellung auf Elektromobilität zu laufen, aber, und da sind sich alle Beteiligten unisono einig, ohne einen massiven Ausbau der Buskapazitäten sind Fahrgastwachstum und Klimaschutzziele im Verkehrssektor nicht zu realisieren. Keine Frage, das Thema der Elektromobilität müsse auch in der Buswelt  ganzheitlich betrachtet werden, wie Wortmann in seinem Auftakt deutlich machte. Elektrobus, Ladeinfrastruktur und entsprechende Software bilden eine Einheit. Im Rahmen des ersten Tages der VDV-Elektrobuskonferenz wurde auch noch die unabhängige vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) beauftrage Studie „Das Jahrzehnt des Busses“ veröffentlicht. Die von PricewaterhouseCoopers (PWC) unter Mitarbeit von Intraplan Consult erstellte Studie zeigt, dass 2030 etwa 1,8 Milliarden Euro zusätzlich in den Ausbau eines umweltfreundlichen und leistungsstarken Busverkehrs investiert werden muss. „Das Ergebnis belegt, dass vor allem über Kapazitätserweiterungen und zusätzliche Angebote im Linienbusverkehr die Attraktivität des ÖPNV gesteigert wird und damit die nötigen Fahrgastzuwächse in den kommenden Jahren realisiert werden können. Um bis 2030 den ehrgeizigen Beitrag des ÖPNV zur Erreichung der Klimaschutzziele im Verkehrssektor zu schaffen, sind allerdings massive zusätzliche Investitionen notwendig“, so VDV-Vizepräsident Werner Overkamp. Nur noch neun Jahre bleiben, um durch eine Mobilitätswende vor allem in den emissionsbelasteten Städten die Luftreinhaltungs- und Klimaschutzziele im Verkehrssektor zu erreichen. Ab 2030 drohen der Bundesrepublik Deutschland ansonsten hohen Milliardenstrafen seitens der EU. Darum sind ein schneller Ausbau des umweltfreundlichen Nahverkehrs und eine deutliche Erhöhung der ÖPNV-Kapazitäten zwingend erforderlich, damit mehr Menschen mit Bus und Bahn fahren. Den meisten Straßen-, Stadt- und U-Bahn-Projekte gehen jedoch oft jahrelange Planungs- und Genehmigungsprozesse voraus, so dass kurzfristig vor allem eine Kapazitätserweiterung und zusätzliche Angebote im Busverkehr helfen können, um den ÖPNV insgesamt attraktiver und leistungsstärker zu machen. „Der Bus ist seit jeher das Rückgrat eines funktionierenden Nahverkehrssystems. Und mit Blick auf die wenigen Jahren, die wir nur noch haben um bis 2030 die Klimaschutzziele zu erreichen, müssen wir gerade bei den Linienbussen jetzt schnell und umfangreich die Angebote erweitern. Gleichzeitig sollen die Busse auch durch umfangreiche Beschaffungen von Fahrzeugen mit besonders emissionsarmen Antrieben (Elektro oder Wasserstoff) noch umweltfreundlicher werden. „All das wurde in der nun vorliegenden Studie untersucht und am Ende finanziell bewertet. Wir haben damit jetzt eine sehr gute Grundlage, um gemeinsam mit den politischen Entscheidern darüber zu sprechen, wie das umgesetzt werden kann. Denn aus eigener Kraft können die Verkehrsunternehmen diese zusätzlichen Investitionen nicht stemmen“, so Overkamp weiter. Mit den zusätzlichen Investitionen von 1,8 Milliarden Euro würden sich  laut Gutachter durch Kapazitätserweiterungen und zusätzliche Angebote im Busbereich bis 2030 rund zehn Milliarden Personenkilometer vom Individualverkehr auf den ÖPNV verlagern lassen. Die Verkehrsleistung der Busverkehre würde um 26,4 % steigen, die Betriebsleistung sogar um rund 30 %. Ein Schwerpunkt läge dabei auf den ländlichen Räumen, in denen eine deutliche Angebotsausweitung notwendig ist, um Menschen vom Umstieg zu überzeugen. „In den Großstädten und Ballungsräumen geht es vor allem darum, mehr größere Busse, also z. B. Gelenkbusse, anzubieten, um mehr Menschen zu befördern. Außerhalb der Städte geht es eher darum, das Angebot insgesamt auszubauen, also dichtere Takte, mehr Fahrzeuge, etc. Dabei spielen auch flexiblere Bedienformen wie On-Demand-Verkehre in kleineren Fahrzeugen eine wichtige Rolle, um das Angebot attraktiver zu machen“, so Overkamp. Die Studie „Das Jahrzehnt des Busses“ kommt unter der Berücksichtigung der zu erreichenden Klimaschutzziele im Verkehrssektor und unter den sich verändernden Rahmenbedingungen bis 2030 zu der Schlussfolgerung: „Der Busverkehr kann eine zentrale Rolle bei der erfolgreichen Verkehrswende und bei der Erreichung der aktuell geltenden Klimaschutzziele bis zum Jahr 2030 einnehmen. Dies erfordert aber einen umfangreichen Ausbau des Verkehrsangebots in hoher Qualität mit effizienten und innovativen Konzepten.“ Zum Auftakt der VDV-Elektrobuskonferenz wurde auch Dank der Studie deutlich, dass die Umstellung auf alternative Antriebe selbst in Zeiten einer Pandemie auf Hochtouren läuft. Damit das Ziel eines elektromobilen ÖPNV aber erreicht werden kann, ist Unterstützung notwendig. Ideell wie materiell, und da kommt dann unweigerlich die Politik ins Spiel. Die Umstellung auf alternative Antriebe sowie der für den Klimaschutz nötige Ausbau der Kapazitäten koste aber Geld, wie Ingo Wortmann deutlich machte. Das war der passende Übergang für die Staatssekretärin Dr. Tamara Zieschang vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur. Sie verdeutlichte das Engagement der Regierung mit der Förderung des ÖPNVs und verwies auf Flottenerneuerungsprogramme und eine neue Busförderrichtlinie. Die Staatssekretärin stellte 1,2 Milliarden Euro als Fördermittel in Aussicht. Mit Blick auf die Menge der Fahrzeuge, die erneuert werde müsse, gab die Staatssekretärin zu, dass da noch deutlich mehr passieren müsse. Seit über einem halben Jahr sei das Papier für eine technologieoffene Förderung, bei der 80 Prozent der Mehrkosten übernommen werden, zur Notifizierung in Brüssel. Wenn die Brüsseler Kommission grünes Licht gibt, werde man die Förderung starten. Dr. Zieschang geht dabei von April oder Mai diesen Jahres aus. Auch Cem Özdemir von Bündnis90/Die Grünen, richtete ein Grußwort an die Teilnehmer der VDV-Elektrobuskonferenz. Als Vorsitzender des Ausschusses für Verkehr und digitale Infrastruktur des Deutschen Bundestages befürwortet er eine Verkehrswende. Der ÖPNV sei “eine riesige Erfolgsgeschichte”, die fortgeschrieben werden müsse. Und dies müsse nach Ansicht von Cem Özdemir mit einer Antriebswende verbunden werden. Dies bedeute massive Investitionen in das Angebot sowie Veränderungen von Strukturen, wie das Mitglied des Deutschen Bundestages deutlich machte.. Er sieht eine Kombination verschiedener Technologien, beispielsweise nannte er O-Busse, die einen Teil der Strecke auch mit Batteriebetrieb zurücklegen würden. Aber auch Wasserstoffbusse, die für ihren Einsatz einen vor Ort erzeugten Wasserstoff nutzen würden. Cem Özdemir erklärte, dass die Lösungen für die Antriebswende vor Ort gefunden werden müssen und er sagte zu, dass die Politik den richtigen Rahmen schaffen werde. Mit einem Seitenhieb verwies er auf den amtierenden Bundesverkehrsminister und sagte, dass es einen Bundesverkehrsminister oder auch eine Bundesverkehrsministerin brauche, der bzw. die ausspreche, dass die Zeit des Verbrenners vorbei sei. Vielleicht gibt es ja nach der Bundestagswahl im Herbst mit Cem Özdemir den ersten “grüpnen” Bundesverkehrsminister? Dem im wahrsten Sinne spannenden Auftakt folgten dann über den ganzen ersten Tag bis in den frühen Abend auf der virtuellen Live-Bühne sowie im Stream und dem Speakers Corner verschiedenste Vorträge und informative Gespräche, die die Bandbreite der Verkehrs- und Antriebswende eindrucksvoll dokumentierten. Nach 18 Uhr ging es ins virtuelle “Get together”, um den Austausch, den Kern dieser Konferenz, auch in Zeiten einer Pandemie möglich zu machen. (VDV/PM/omnibus.news/Sr)

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