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Der Fuhrpark der ATAC in Rom muss dringend erneuert werden. Foto: Schreiber

Um acht Uhr am Morgen öffneten die Wahllokale, bis zum Abend um 20 Uhr blieben sie geöffnet. Ausreichend Zeit, um zum ATAC-Referendum zu gehen. Doch bevor die Römer in die Wahllokale gingen, begannen sie scheinbar ihren Tag ganz klassisch: Mit einem Cappuccino und einem Cornetto. Und dabei philosophierten viele Römer über das Für und Wider einer Privatisierung des städtischen Verkehrsbetriebes Agenzia del trasporto autoferrotranviario del Comune di Roma. Fast überall war das “Hai voluto la bicicletta?” zuhören. Und jeder Römer weiß, dass das “E adesso pedala!” dazu gehört. Die sarkastische Redewendung war an diesem Tag durchaus auf die ATAC zu beziehen, denn wer ein Fahrrad will, muss dann auch in die Pedale treten. Das scheint mit Blick auf die ATAC nur mit einer Privatisierung zu gehen. Doch scheinbar wurde zu viel geredet und zu wenig abgestimmt: Die Wahlbeteiligung lag bei nur 16 Prozent, viele Beobachter sprechen in diesem Zusammenhang vom typischen “la dolce vita”, der Leichtigkeit des Seins. Die, die ihre Stimme abgaben, haben aber ein eindeutiges Votum abgegeben: 74 Prozent stimmten mit einem “Si” für eine Privatiserung der ATAC. Doch mangels entsprechender Beteiligung hat das Ergebnis nicht einmal ansatzweise eine Auswirkung oder gar Bedeutung für die Politik.

Hauptsache es läuft irgendwie, so das Motto des ÖPNVs in Rom. Foto: Schreiber

Die amtierende Bürgermeisterin Virgina Raggi twitterte noch am Wahltag, dass es 600 neue Linienbusse und außerdem noch Busspuren geben würde. Schon zuvor hatte Raggi davon berichtet, dass ihr Revitalisierungsprogramm fruchten würde: Laut einer Statistik erschien im ersten Quartal 2017 mehr als jeder zehnte ATAC-Mitarbeiter nicht zur Arbeit. Im zweiten Quartal 2018 seien die Fehlzeiten der Angestellten im Vergleich zum ersten Quartal 2018 noch weiter rückläufig. Und auch die Einnahmen würden steigen, seit man auf klassische Automaten und auch auf eine Fahrschein-App setze: Im Juli 2018 wuchsen die Einnahmen beispielsweise um + 7,5 % gegenüber Juli 2017. Unterstützung bei der Anschaffung neuer Linienbusse bekommt die ATAC aus dem “Programma nazionale di rinnovo straordinario del parco materiale rotabile su gomma”. Rund 60% der Kosten der neuen Omnibusse übernimmt der Staat. Insgesamt wurden neun Lose mit 1.550 Linienbussen ausgegeben, um die ATAC mit neuem rollenden Material auszustatten. Den Zuschlag erhielten ausschließlich italienische Anbieter: Ob Iveco oder Industria Italiana Autobus, die Aufträge bleiben in der Heimat. Mit der Bestellung der Busse über Consip (einem vom italienischen Ministerium für Wirtschaft und Finanzen gegründetem Unternehmen) wurde ein wichtiger Schritt erreicht, um den Plänen zur der ATAC-Revitalisierung erste Taten folgen zu lassen. Am Jahresende steht die große Gläubigerversammlung an. Wenn auch die den von Finanz- und Rechtsberatern erstellten Plänen sowie den mittlerweile auf deren Grundlage erwirtschafteten Zahlen zustimmen, kann Virginia Raggi ihre Pläne, die ATAC nicht zu provatiseren, wohl ohne Widerstand endgültig umsetzen.

Roms Bürgermeisterin Virginia Raggi will die ATAC nicht privatisieren. Foto: Raggi

 

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