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58-fach verkleinert hat Proswon den S 431 DT hergestellt. Foto: Schreiber

Man muss schon ganz genau hinsehen: Der Modellbus aus chineischer Fertigung folgt durchaus detailverliebt dem großen Vorbild, doch beim Schriftzug in der Frontblende dann dieser Fehler… Setrr statt Setra? Liegt es an Marken- und Urheberrechten, oder hat da im Reich der Mitte jemand nicht genau hingesehen? Für schmales Geld ist an Autobahnraststätten (unauffällig zu 12 Stück in einem Karton) und bei Online-Auktionshäusern eine gelungene Miniatur des Setra S 431 DT zu bekommen. Die dritte Doppeldecker-Generation aus Ulm wurde wurde der Fachpresse in Berlin vorgestellt. Nicht nur optisch, sondern auch mit Blick auf die Abmessungen machte der Setra-Doppelstockbus im Jahr 2002 einen großen Sprung: Da die gesetzliche Längenbeschränkung von zwölf Metern gefallen war, nutzten Designer und Ingenieure die zulässige Länge fast voll aus. Da auf 13,9 m Länge mehr Sitzreihen in den Bus passten als beim Vorgänger, änderte sich auch die Typenbezeichnung, die mit der dritten Generation nun S 431 DT lautete. Die Typenbezeichnung der Omnibusse aus dem Hause Kässbohrer erklärt sich fast selbstständig: Das S leitet sich nicht etwa von Setra (eine Abkürzung für SElbst-TRAgend) ab, sondern steht für die Anzahl der maximal möglichen Sitzreihen im jeweiligen Fahrzeugtyp. Anfang der 50er Jahre begann die systematische Typisierung der unterschiedlichen Fahrzeuge, allen voran die Angabe der Sitzreihen. Der erste SETRA hatte acht Sitzreihen und erhielt die Bezeichnung S 8. Dieses System behielt man bis heute bei, wobei neue Baureihen auch neue Zahlen bedeuteten. Es folgte beispielsweise der S 80 oder S 150, die angehängte Null wurde bei der darauf folgenden Baureihe wieder entfernt und durch die erste Zahl der Baureihe ersetzt, dementsprechend hieß der erste Doppelstockbus S 228 DT. In der Regel hatte diese Baureihe allerdings nur 14+5 Sitzreihen, die Zahl 228 deutet aber an, dass man ursprünglich auch an eine im Unterdeck durchgehende Bestuhlung gedacht hatte. Ergänzt wurde die Typenbezeichnung auch durch Buchstabenkombinationen, die noch mehr Details preisgeben – das DT steht für Doppel Touristik und erklärt die Bauart (Doppeldecker) und Aufgabe (Touristik) genauer. Die vierte Generation war aber nicht nur durch die 4 zu Beginn der Typenbezeichnung auszumachen. Fuhren Doppelstockbusse bis dahin immer als rollender Schuhkarton durch die Lande, so gelang dem Designer Wolfgang Papke und seinem Team, eine mehr als stimmige Linie und ausgewogene Proportionen zu zeichnen: vor allem die an der Seite angebrachte Silberleiste namens „La Linea“ schmeichelte dem Auge des Betrachters. Formschön in der Mitte die gläserne Verbindung der beiden Fensterbänder – pure Eleganz auf höchstem Niveau. Und die mehr oder weniger kleine Hommage aus China? Sie folgt den schon bekannten Modellbussen von AWM (1/87), Buxbaum (1/24), Mohaupt (1/14) und Siku (1/55) und setzt auf eine Kombination aus Kunststoff und Metall. Die Karosserie bis zur unteren Kante des oberen Fensterbandes ist aus Metall, der Rest sind Bauteile, die in Kunststoff abgespritzt wurden. Die Inneneinrichtung ist stimmig, lediglich deas Lenkrad steht zu senkrecht – schade, denn der Rest ist bis in kleine Details gelungen miniaturisiert. Mit 238 Millimetern ist der Chinese maßstäblich bei 1/58 anzusiedeln. Eine schlichte Kopie des Siku-Setra ist er aber nicht, denn ein Blick auf die Türen, die parallel mit einem Schieber am unteren rechten Rand geöffnet werden, verrät den Unterschied: Proswon, so der gravierte Namen des Herstellers auf der Bodenplatte, hat die Türen als komplett geschlossene Bauteil aus lackiertem Metall ausgeführt. Optisch unbefriedigend, aber mit Blick auf die Funktion und Haltbarkeit eines Kinderspielzeugs eine nachvollziehbare Lösung. Ferner verzichtet Proswon auf die bei Siku installierte Anhängerkupplung und spendiert dem Modell stattdessen das TopSky Panorama-Glasdach. Die Zielgruppe von Proswon sind Kinder, keine Frage: Eine bunte Beleuchtung des Innenraumes samt beleuchteter Scheinwerfer und Rücklichter sowie der Friktionsmotor macht in dieser Zusammenstellung wohl eher Kinder als Modellbus-Sammler glücklich. Und den kleinen Busfans missfällt sicherlich auch das Geräusch eines beschleunigenden Formel 1-Renwagens des eingebauten Soundmoduls nicht…

Aktuell sind drei Farbvarianten des Setrr im Umlauf. Foto: Schreiber

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