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70 Jahre Setra! omnibus.news gratuliert. Foto: Schreiber, Daimler, Montage: omnibus.news

Die Nummer 1 lebt: Der erste Setra S 8 (Fahrgestellnummer 001) befindet sich heute in den Oldtimer-Hallen von Daimler Buses. Foto: Schreiber

Setra hat Geburtstag! Vor 70 Jahren erblickte der erste selbstragende Kässbohrer-Bus, der Setra S8, das Licht der Welt. Unter dem Dach von Daimler Buses ist die Ulmer Marke entsprechend stolz, auf eine rollende Erfolgsgeschichte zurückblicken zu können. Mit insgesamt sechs Baureihen setzte die Traditionsmarke Maßstäbe. Zum Geburtstag glänzten in Ulm vor der Auslieferungshalle ein Setra S8, ein Setra S9, ein Setra S80, ein Setra S215 HD, ein S 315 HDH und ein Fahgrzeug der limitierten Geburtstag-Sonderausstattung, die auf Basis der Setra ComfortClass 500 entsteht. Warum ein Omnibus der der Baureihe 400 auf dem Gruppenbild fehlt begründeten die Ulmer damit, dass das Fahrzeug noch zu neu wäre. Für eine TopClass 500 wäre das durchgegangen, doch die 400er sind doch heute auch schon ein echter Klassiker und bei Busunternehmer wie Gebrauchtbushändler begehrt. Die Geburtsstunde schlug im Jahr 1951, als die Ulmer Kässbohrer Fahrzeugwerke den S 8 vorstellten. Und der gab der Marke den Namen, Setra als Abkürzung für selbsttragend. Der erste in Serie gefertigte Omnibus mit selbsttragender Karosserie, Heckmotor und direktem Antrieb auf die Hinterachse feierte auf der Internationalen Automobil Ausstellung (IAA) in Frankfurt seine Premiere. Dieses Bauprinzip bedeutete eine regelrechte Zäsur und Revolution für den Omnibusbau in Deutschland und auch in Europa. Otto Kässbohrer hat das selbsttragende Konstruktionsprinzip zwar nicht erfunden, aber kannte es bestens, weil er viele Jahre zahlreiche Pkw-Aufbauten realisiert und dabei die Handlungsgrundsätze der selbst­tragenden Struktur im Fahrzeugbau angewendet hat. Unter anderem hatte Otto Kässbohrer jenen legendären „Lancia Lambda“ Sportwagen berücksichtigt, den er karosseriert hat und der Ende der 1920er Jahre viele Bergrennen gewonnen hat. Damit schrieb auch die Firma Kässbohrer in Ulm einen wesentlichen Beitrag zur Automobilgeschichte, weil die Brüder Karl und Otto Kässbohrer, jeder auf seinem Gebiet, die Zeichen ihrer Zeit richtig einschätzten und wegweisende Fahrzeugent­wicklungen realisierten, Otto im Omnibusbau und Karl auf dem Gebiet der Nutzfahr­zeuge. Die Zeit nach dem Krieg war für alle Industrieunternehmen in Deutschland schwer, weil die Fabriken meist schwer beschädigt waren und vor allem Material und Werk­zeugmaschinen fehlten. Für den Omnibusaufbauhersteller Kässbohrer kam er­schwerend hinzu, dass die Fahrgestell-Lieferanten wie beispielsweise Mercedes-Benz, Hanomag, Magirus-Deutz in Ulm, Henschel in Kassel oder Krupp ihre serienmäßigen Lkw-Fahrgestelle nicht als omnibusspezifische Varianten liefer­ten und Kässbohrer damit notgedrungen zu technischen Änderungen für den Omni­busaufbau zwangen. Otto Kässbohrer erkannte, dass auf diesem Wege die wachsen­de Nachfrage nach Omnibussen nicht bedient werden konnte. Er dachte deshalb mehr und mehr über eigene Wege im Omnibusbau nach. Firmenintern wurde 1950 das Entwicklungsprojekt „KKS“ (Karl Kässbohrer selbsttragender Omnibus) gestartet und folgendermaßen begründet: „Um von der Anlieferung von Omnibusfahrgestellen unabhängig zu sein und gleichzeitig den Omnibus als Personenbeförderungsmittel technisch zu verbessern, wird die Entwicklung eines selbsttragenden, fahrgestelllosen Omnibusses in Angriff genommen.“ Der Siegeszug des daraus entstandenen Setra begann eigentlich damit, dass sechs Kässbohrer-Mitarbeiter das Gerippe des Prototyps hochhoben und damit den Beweis erbrachten, dass durch die revolutionierende Bauweise einer Gerippes­truktur mit integrierter Bodengruppe eine Gewichtsoptimierung in Verbindung mit einer hohen Stabilität möglich ist. Der Schritt vom Aufbau auf Lkw-Chassis zum eigenständigen Bus war damit vollzogen und der Omnibusbau konnte sich in der Folgezeit total vom Lastwagenfahrgestell lösen. “Das war der Beginn einer neuen Omnibusepoche”, wie Florian Laudan, Head of Press Relations & Internal Communications Mercedes-Benz Trucks & Daimler Buses anlässlich einer Presseveranstaltung zum 70. Geburtstag erklärte. Die ersten Setra Omnibusse verhalfen dem Prinzip der selbsttragenden Bauweise zu ihrem Durchbruch. Der Verkaufsschlager war aber der S 10, der zweite Setra-Typ nach dem S 8. Er hatte einen längeren Fahrzeugkörper als sein Vorgänger mit maximal zehn Sitzreihen sowie einen vergrößerten vorderen Überhang. Völlig neu für diese Zeit des Omnibusbaus war das erste Setra Baukastensystem, das im Jahre 1959 eingeführt wurde. Dank dieses konsequent durchdachten Modul-Prinzips konnten die Fahrzeuge rationell hergestellt werden. Die Tagesproduktion lag in dieser Zeit bei vier Einheiten. Auch das darf zum Geburtstag nicht fehlen: Das Kässbohrer K! Im Laufe der Zeit hat es mehrere Varianten gegeben, wie dieser Überblick zeigt. Mehr zu den Ulmer Innovationen, den Fahrzeugen, zum Design und weiteren markentypischen Details mit vielen Fotos in einer der nächsten Meldungen auf omnibus.news. (DaimlerBuses/Setra/omnibus.news/Sr)

Das selbsttragende Karosseriegerippe wurde zunächst als KKS – was für Karl Kässbohrer selbsttragend steht – vermarktet. Foto: Daimler

Tradition hat Zukunft, die Ulmer Marke unter dem Dach von Daimler Buses legt zum 70. Geburtstag von Setra ein limitiertes Sondermodell auf Basis der ComfortClass-Baureihe auf und kündigt neue Baureihen an. Foto: Schreiber

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