Seite wählen
Daimler Future Bus Design

Das Design folgt einer ganz neuen Linien. Grafik: Daimler

Daimler Future Bus Interieur.

Auch beim Interieur zeigt Daimler neue Ansätze. Foto: Schreiber

Das aufsehenerregende Design des Future Busses von Mercedes-Benz begeistert Omnibus-Fans und verlangt dem Wettbewerb sogar Respekt ab. Die Schwaben trauen sich etwas, keine Frage. Eigentlich ist es doch “nur” ein Citaro, wieso die Aufregung? Weil das Design-Team unter der Leitung von Mathias Lenz diesen ehemaligen Stadard-Linienbus designtechnisch gewaltig aufgepeppt hat: Eine riesige Frontscheibe samt Elvis-Tolle, die zeigt, dass da ein autonom fahrender Bus kommt – der Fahrer muss ja gar nichts mehr sehen! Die Dachstufen vorne und hinten werden von den Seitenfenstern mitverfolgt – auch hier zieht der Betrachter den Hut, Chapeau Monsieur Lenz! Mit einem Augenzwingern sagt der Designer, dass der Future Bus erste Züge der zukünftigen Formensprache des Unternehmens erkennen lasse: Daimler entwickle sich, weg von einem rein klassischen, skulpturalen Gesicht und hin zu einem digitalen Gesicht. Das ist ihm mit seinem Team beim Future Bus gelungen, er verkörpert eine ganz neue Linie und Sprache. Der Designer ist so frei sich und dem Betrachter einzugestehen, dass man sich kreativ ausprobiert hätte, man wollte sich grundlegend von der heutigen Linienführung und Designsprache unterscheiden. Wie schon beim Future Truck 2025, der aber nicht aus der Feder von Mathias Lenz, sondern von seinem Kollegen Gorden Wagener stammt, wurden auch beim Bus konventionelle Gestaltungselemente zu Gunsten von digitalen “Licht-Signets” mit LED-Lampen in weiß und blau zurückgenommen. Die Aussage dahinter kennen wir schon: Das blaue LED-Licht ist immer dann aktiv, wenn der Future Bus genau wie auch der Future Lkw autonom unterwegs ist. Besondere Anerkennung verdient das Interieur-Design: Der komplett neu und völlig anders konzipierte Innenraum ist sehr hochwertig ausgestattet und gut verbaut – der Sattler, der auch für Porsche arbeitet, kann nicht nur Sportwagen und kleine Flächen, sondern auch Bus und Großes! Der Future Bus ist im Innern in drei Zonen unterteilt: Vorne findet sich der so genannte Servicebereich, in der Mitte – direkt hinter den beiden Türen – der Express-Bereich und im Heck nach der Hinterachse eine wirklich gemütliche Lounge-Ecke. Allein der Name zeigt, dass die Designer auf der Höhe der Zeit sind. Wer heute Fahrgäste in den Bus locken will, der muss etwas bieten. Man chillt sogar im Bus, hat sein Tablet für die gepflegte Kommunikation im Anschlag und fährt natürlich mit dem Future Bus zum Date in die City… Die beiden großen Türen in der Mitte des Busses garantieren einen schnellen Fahrgastfluss im Mittelteil. Designer Lenz merkt an, dass dieser Bereich nicht zwingend den Fokus der Studie bildet, für das Konzept aber dennoch wichtig sei. Die 16 Fahrgastsitze sind im Unterschied zur üblichen Anordnung längs an den Wänden orientiert und asymmetrisch angeordnet. Ihre Gruppierung erinnert ebenfalls an einen Platz oder eine Parkanlage mit Bänken. Daraus resultiert der Eindruck eines strukturierten Raumes mit unterschiedlichen Rückzugsmöglichkeiten. Die Sitze bestehen aus weiß glänzenden Schalen mit gepolsterter Sitzfläche und einer hellgrünen Rückenlehne. Ihre Form ist Designersesseln nachempfunden. Die Formensprache verbinde klassische Sesselkonturen mit aktuellem Zeitgeist, so der Designer. Haltestangen wie Bäume, Beleuchtung wie Blätter und die Sonne an der Decke, die Naturmethaphorik ist nicht zu übersehen. Zentral gelegen sind die Haltestangen für stehende Fahrgäste angeordnet. Bereits in aktuellen Stadtbussen gibt es in größeren Stehplatzsegmenten einen Trend zu mittig angeordneten Haltestangen ähnlich einem Dreizack. Diese Idee führt der Future Bus fort und kombiniert sie mit der parkähnlichen Aufteilung des Innenraums. Ergebnis sind deckenhohe, dreieckig geformte, metallisch-helle Haltestangen. Sie lassen sich gut greifen und verästeln sich nach oben wie ein Baum. Fast wie in Gewölbekellern können die Fahrgäste miteinander ganz einfach sprechen – und das ganz real ohne digitale Kommunikation via Smartphone! Designer Mathias Lenz fügt in Bezug auf einige sehr innovative Design-Lösungen hinzu, dass sie kaum in der Praxis umgesetzt werden könnten: Das seien Ideen, die nicht immer zu einhundert Prozent serientauglich wären, sie seien Ansätze zu Problemlösungen. Von jedem Showcar fließt aber auch immer etwas in die Serie ein. Man darf gespannt sein, was zukünftig in den Stadtbussen von Mercedes-Benz zu sehen sein wird.

Teilen auf: