Seite wählen
Saviem SC10 Hachette IXO

Prägte die französischen Straßen über Jahrzehnte: Der Saviem SC10. Foto: van Unen

Die Société Anonyme de Véhicules Industriels et d’Equipements Mécaniques, besser als Saviem bekannt, hat vor rund 50 Jahren mit dem SC10 einen neuen Stadtbus auf die Räder gestellt, der seinerzeit für die nächsten 30 Jahre das Bild der Straßen in Frankreich prägen sollte. Mitte der 50er Jahre gab es in Paris eine schier unglaubliche Vielfalt an Bustypen. Die zahlreichen Herstellern bauten auf ein technisches Konzept aus den 1940er Jahren auf. Neben den Fahrzeugen von Chausson, Berliet, Somua und Floirat waren noch hunderte Renault TN und Panhard K63 aus der Vorkriegszeit im Einsatz. Der Unterhalt von so vielen verschiedenen Fahrzeugtypen verschlang Unsummen, die Fahrgäste empfanden die – zum Teil aus Reisebussen abgeleiteten – Stadtbusse als unbequem und unpraktisch. 1958 schließlich reifte der Plan für einen neuen, standardisierten Stadtbus. Die Ausschreibung verlangte eine Länge von 11 Metern, eine Fußbodenhöhe von 60 cm und wahlweise 2 oder 3 Fahrgasttüren für den Einmann- oder Schaffnerbetrieb. Nachdem Renault mit seiner Marke Saviem bereits alle Konkurrenten bis auf zwei übernommen hatte, standen vier Jahre nach dem ersten Plan insgesamt drei Prototypen zur Auswertung zur Verfügung. Je 1 Saviem SC10 (Saviem-Chausson, 10. Baureihe), ein Berliet PCM und ein Verney AUS. Obwohl äußerlich ähnlich, waren die drei Kandidaten doch grundverschieden: Während der Berliet in herkömmlicher Chassis-Bauweise ausgeführt war, fuhr der Saviem komplett selbsttragend vor. Ebenso der Verney, doch dieser hatte zusätzlich noch hydraulisch betätigte Scheibenbremsen an allen vier Rädern. Allen gemeinsam war der vorne unter dem Fahrerplatz liegende Motor, das Automatik-Getriebe, die Einzelbereifung rundum und – für Frankreich erstmalig – eine Luftfederung und Servolenkung. Verney schied aus dem Rennen aus, weil die Fabrik in Le Mans die verlangte hohe Stückzahl nicht in so kurzer Zeit liefern konnte. Als schließlich noch der schwächliche Renault Diesel durch einen MAN D0836HM ersetzt wurde (der bereits auch im Berliet PCM Verwendung fand) konnte 1965 die Serienfertigung im ehemaligen Isobloc-Werk in Annonay beginnen. Bis 1971 wurden 940 Fahrzuege des SC10 an die RATP ausgeliefert (plus 840 PCM), so dass Paris endlich die letzten Vorkriegs-TN6 in Rente schicken konnte. Der Saviem SC10 erwies sich als zuverlässig und langlebig. Bis zum Produktionsende im Jahr 1989 wurden über 11.000 Fahrzeuge in Frankreich ausgeliefert. Exportieren ließ sich der SC10 nicht – in Europa hatte sich schon die Heckmotor-Bauweise durchgesetzt. Es konnten lediglich einige Busse nach Brescia und Ancona in Italien verkauft werden. Ein Vorserienfahrzeug wurde 1964 von der EVAG in Essen auf der Linie 42 probegefahren. Die französische Stadtbus-Ikone gibt es jetzt als Modell im Maßstab 1/43 in der Sammelserie Autobus et Autocars du Monde vom Hachette Verlag, wie Konrad Pernetta vom Modellbusmarkt Oberammergau mitteilt. Dieses Modell ist, wie die anderen Modellbusse der Sammelserie auch, ab sofort beim Modellbusmarkt Oberammergau erhältlich.

Teilen auf: