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Wiking legt den schmucken S8 noch einmal neu auf. Foto: Wiking

Wiking hat für Dezember-Neuheiten-Auslieferung in der Modellpflege den Kässbohrer Setra S8 mit einem Dachgepäckträger und authentischer Zweifarbgestaltung angekündigt. Der Markenname Setra steht für „SElbstTRAgend“. Dieses Bauprinzip aus den 50er Jahren bedeutete eine regelrechte Zäsur und Revolution für den Omnibusbau in Deutschland und auch in Europa. Otto Kässbohrer hat das selbsttragende Konstruktionsprinzip zwar nicht erfunden, aber kannte es bestens, weil er viele Jahre zahlreiche Pkw-Aufbauten realisiert und dabei die Handlungsgrundsätze der selbst­tragenden Struktur im Fahrzeugbau angewendet hat. Unter anderem hatte Otto Kässbohrer jenen legendären „Lancia Lambda“ Sportwagen berücksichtigt, den er karosseriert hat und der Ende der 1920er Jahre viele Bergrennen gewonnen hat. Damit schrieb auch die Firma Kässbohrer in Ulm einen wesentlichen Beitrag zur Automobilgeschichte, weil die Brüder Karl und Otto Kässbohrer, jeder auf seinem Gebiet, die Zeichen ihrer Zeit richtig einschätzten und wegweisende Fahrzeugent­wicklungen realisierten, Otto im Omnibusbau und Karl auf dem Gebiet der Nutzfahr­zeuge. Die Zeit nach dem Krieg war für alle Industrieunternehmen in Deutschland schwer, weil die Fabriken meist schwer beschädigt waren und vor allem Material und Werk­zeugmaschinen fehlten. Für den Omnibusaufbauhersteller Kässbohrer kam er­schwerend hinzu, dass die Fahrgestell-Lieferanten wie beispielsweise Mercedes-Benz, Hanomag, Magirus-Deutz in Ulm, Henschel in Kassel oder Krupp ihre serienmäßigen Lkw-Fahrgestelle nicht als omnibusspezifische Varianten liefer­ten und Kässbohrer damit notgedrungen zu technischen Änderungen für den Omni­busaufbau zwangen. Otto Kässbohrer erkannte, dass auf diesem Wege die wachsen­de Nachfrage nach Omnibussen nicht bedient werden konnte. Er dachte deshalb mehr und mehr über eigene Wege im Omnibusbau nach. Firmenintern wurde 1950 das Entwicklungsprojekt „KKS“ (Karl Kässbohrer selbsttragender Omnibus) gestartet und folgendermaßen begründet: „Um von der Anlieferung von Omnibusfahrgestellen unabhängig zu sein und gleichzeitig den Omnibus als Personenbeförderungsmittel technisch zu verbessern, wird die Entwicklung eines selbsttragenden, fahrgestelllosen Omnibusses in Angriff genommen.“ Der Siegeszug des daraus entstandenen Setra begann eigentlich damit, dass sechs Kässbohrer-Mitarbeiter das Gerippe des Prototyps hochhoben und damit den Beweis erbrachten, dass durch die revolutionierende Bauweise einer Gerippes­truktur mit integrierter Bodengruppe eine Gewichtsoptimierung in Verbindung mit einer hohen Stabilität möglich ist. Der Schritt vom Aufbau auf Lkw-Chassis zum eigenständigen Bus war damit vollzogen und der Omnibusbau konnte sich in der Folgezeit total vom Lastwagenfahrgestell lösen.

Das selbsttragende Karosseriegerippe wurde zunächst als KKS – was für Karl Kässbohrer selbsttragend steht – vermarktet. Foto: Daimler

Setra S8 Gerippe Modellbus

Auch im kleinen Maßstab beeindruckt das KKS-Projekt. Foto: Schreiber

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