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Einst als Tourbus unterwegs, jetzt rollender Botschafter und Unterkunft für 14 Obdachlose: Ein Ayats Bravo von embassy.org. Foto: Embassy/Williams

14 Obdachlose können in der Embassy schlafen. Foto: Embassy/Williams

Im britischen Manchester wird ein ehemaliger Tourbus als Unterkunft für Obdachlose eingesetzt. “Die Zahl der Obdachlosen in Manchester hat sich innerhalb von zwei Jahren verdreifacht”, sagt Sid Williams, der den ausgemusterten Doppeldecker gekauft hat. Nach einem kurzen Aufenthalt in der Werkstatt mit einer technischen Kontrolle und kleineren Umbauarbeiten geht der Doppeldecker nun im Herbst an den Start. Für den neuen Einsatz gibt es Regeln: Kein Alkohol an Bord ist eine davon. Nicht nur vor diesem Hintergrund wurde der Wein-Kühlschrank des Tourbusses ausgebaut und durch einen ganz normalen ersetzt. Die Bordküche ist ebenso wie die Toilette funktionstüchtig und Teil des Angebotes. Der Brite ist zielstrebig und kennt sich aus, zuvor hat er Jugendliche in sozialen Brennpunkten betreut. Auch hier war der Omnibus die zentrale Anlaufstelle. Ganz im lateinischen Sinne sei der Omnibus je für Alle, wobei Sid Williams sagt, dass das für den Tourbus nicht gelte, denn hier könne er nur Männer aufnehmen, die mindestens 26 Jahre alt wären. Der Grund leuchtet ein: Der Brite hat den Bedarf genau ermittelt. Diese Männer seien es, die die meisten Schwierigkeiten in Manchester hätten. Und noch etwas hat der Brite bedacht, aber noch nicht geklärt: “Die Kleiderordnung an Bord des Busses ist problematisch,” wie Sid Williams offen zugibt. Ein Schlafanzug sei zu intim, ein einheitlicher Trainingsanzug würde irgendwie an ein Gefägnis erinnern. Es werde etwas legeres geben, da ist sich der Brite sicher. Zusammen mit seiner Frau Tess und einem Team werde auch das noch geklärt. Die engagierten Briten stehen auch gemeinsam dann im kommenden Winter den Obdachlosen beratend zur Seite, die in den insgesamt 14 Kojen des Tourbusses eine neue Unterkunft finden. “Persönlichen Dinge können problemlos im Gepäckraum verstaut werden”, wie Sid Williams sagt. Das Hab und Gut sei überschaubar, der Stauraum des Doppeldeckers ausreichend, wie der Brite versichert. Häuslich einrichten sollen sich die Obdachlosen aber nicht, denn sie sollen ihren Weg zurück in ein geordnetes Leben finden. So werde das Team darauf achten, das alle nötigen Behördengänge erledigt werden, wie Williams erklärt. Und auf die Kritik, dass der Platz an Bord des Busses doch viel zu gering sei, reagiert der Brite mit seiner Frau gelassen: Das Zusammenrücken könne auch Vorteile bringen. Ganz treffend haben sie ihr Projekt “Embassy” genannt, zu deutsch “Botschaft”. Und die scheint in der Bevölkerung durchaus schon angekommen zu sein: So gibt es neben der finanziellen Unterstützung für das Projekt durch Capital & Centric, die einen Großteil der Kosten übernommen haben, auch rein materielle: Ein Dienstleister hat sofort angeboten, die benötigte Bettwäsche zu stellen und wöchentlich zu reinigen. Bis 2020 will Manchester allen Obdachlosen ein Dach über dem Dach bieten, wie Sid Williams anmerkt. “Es müssen für das ehrgeizige Ziel auch neue Wege gegangen werden”, so Williams. Der Brite geht bei dem jetzigen Zuspruch davon aus, dass der Bus nicht der einzige rollende Botschafter in seiner Stadt bleiben wird.

Die Tourbus-Küche wurde renoviert und steht in vollem Umfang zur Verfügung. Foto: Embassy/Williams

Im Oberdeck gibt es eine Rundsitzgruppe, die den Gästen auch zur Verfügung steht. Foto: Embassy/Williams

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