Seite wählen

Renault will im Geschäft autonomer Shuttlebusse mitmischen und kündigt das Vorhaben mit einem Fahrzeug von Yutong an, das als Renault gebrandet wurde… Foto: Renault

Auch beim Blick in den Innenraum erkennt der Mobilitätsfan den Yutong. Foto: Renault

Die Renault Group sieht großes Potential für autonom fahrende Shuttle im öffentlichen Nahverkehr und will nach eigenen Angaben diese Art der Mobilität mitgestalten. Zu diesem Zweck entwickelt der Konzern eine elektrische, robotisierte und vorgerüstete Minibus-Plattform auf Basis der nächster Master-Baureihe.

Weil die rollende Basis noch nicht einsatzbereit ist, haben sich die Franzosen im Reich der Mitte bedient und einen E5 von Yutong so foliert, dass das Fahrzeug als Renault durchgehen könnte – wer die Radkappen sieht, kann aber die wahre Herkunft erkennen.

In der entsprechenden Pressemitteilung gibt es aber keinen Hinweis auf diese optische Täuschung! Stattdessen heißt es, man werde als Premium-Partner des Grand-Slam-Tennisturniers Roland-Garros gemeinsam mit WeRide einen Testlauf mit elektrischen und autonomen Shuttles durch und demonstriere die Reife neuer Technologien für automatisierte öffentliche Verkehrsdienste. 

Nach internationalen Standards werden sechs Level des automatisierten und autonomen Fahrens unterschieden, die von Stufe L0 ohne jegliche Fahrunterstützung bis zur höchsten Stufe L5 reichen, bei der das Fahrzeug in allen Situationen und ohne jeglichen Fahrer völlig autonom ist.

Im Individualverkehr konzentriere man sich auf die Niveaus L2 und L2+, bei denen zahlreiche Fahrassistenten sicheres und angenehmes Fahren ermöglichen, wie es in der entsprechenden Mitteilung heißt. Dazu gehören z.B. der kontextabhängige Tempomat, der Spurhalteassistent und in Kürze auch die automatische Überholfunktion. Trotz der Assistenten bleibt der Fahrer allerdings immer für die Fahrt verantwortlich.

Zwischen der Automatisierungsstufe L2 und der Autonomiestufe L3 besteht ein erheblicher Unterschied in der technologischen Anforderung, da das Fahrzeug auch in komplexen Umgebungen mit begrenzter Überwachung durch den Fahrer sicher unterwegs sein muss. Allerdings dürfte die Nachfrage nach Fahrzeugen eines solchen Autonomieniveaus angesichts der Kosten für die Endkundinnen und -kunden völlig unzureichend bis nicht vorhanden sein.

Dennoch hält die Renault Group an der grundlegenden Fahrzeugarchitektur für alle Erfordernisse des autonomen Fahrens fest, sollten Markterwartungen, Vorschriften oder die Kosten der Technologien den Durchbruch ermöglichen.

Im öffentlichen Nahverkehr hingegen forciert die Verkaufsabteilung der Renault Group die Ambitionen, autonome Fahrzeuge anzubieten, da der jährliche Bedarf in den kommenden Jahren auf mehrere tausend Minibusse geschätzt wird. Allein in Europa entwickeln sich mehr als 400 Großstädte schrittweise zu Niedrigemissionszonen, wobei die Mobilität der Bevölkerung auch weiterhin jederzeit sichergestellt sein soll.

Die Franzosen sind von den Vorzügen des autonomen öffentlichen Nahverkehrs überzeugt und führen seit mehreren Jahren Versuche durch, um die beste Antwort auf die lokalen Bedürfnisse zu finden. Dazu zählt zum Beispiel das 2023 angekündigte Projekt „Mach 2“, bei dem ab 2026 eine Flotte automatisierter elektrischer Kleinbusse in das öffentliche Verkehrsnetz des französischen Châteauroux’ integriert werden soll.

Spätestens dann sollte der E5 von Yutong Geschichte sein und die konzerneigene, elektrische, robotisierte und vorgerüstete Minibus-Plattform auf der Basis des neuen Renault Master auf der Straße sein. Diese soll Automatisierungslösungen von spezialisierten Partnern wie EasyMile, Milla und WeRide aufnehmen können.

Besonders flexible autonome Minibusse können rund um die Uhr völlig sicher die Personenbeförderung übernehmen. Sie bieten in Bezug auf Kosten und CO2-Ausstoß pro Passagier eine emissionsfreie Alternative beziehungsweise eine effiziente Ergänzung zur bestehenden Mobilitätsinfrastruktur einschließlich Zug, Straßenbahn und Bus.

Die zusätzlichen Kosten der Robotisierung und Automatisierung dürften durch den Wegfall des Fahrpersonals ausgeglichen werden, so die Renault Group. Die neue Partnerschaft mit WeRide hat als Ziel den groß angelegten kommerziellen Einsatz von Fahrzeugen mit dem Autonomiegrad L4.

Hierbei handelt es sich um Fahrzeuge, die in der Lage sind, Fahrsituationen innerhalb eines vorab definierten Bereichs mit Fernüberwachung selbstständig zu bewältigen, ohne dass ein Fahrer an Bord notwendig ist.

Im Hinblick auf den starken zukünftigen Bedarf an autonomer Mobilität im öffentlichen Verkehr investierte der von der Allianz Renault-Nissan-Mitsubishi gegründete Venture-Capital-Fonds Alliance Ventures bereits im Jahr 2018 in das junge Unternehmen WeRide.

Seitdem hat sich WeRide mit mehr als 700 autonomen Fahrzeugen im Einsatz – darunter 300 Minibusse – zu einem weltweiten Maßstab für autonome Fahrzeuge entwickelt. Die Flotte hat in Asien, dem Nahen Osten und Nordamerika bereits mehr als 28 Millionen Kilometer zurückgelegt und wird ihre Aktivitäten bald auch in Europa mit der Renault Group ausbauen.

„Die Renault Group setzt ihre Strategie für autonome Fahrzeuge stetig um. Dank unserer Tests und unserer Partner, die zu den Besten auf ihrem Gebiet gehören, werden wir in der Lage sein, noch vor Ende dieses Jahrzehnts eine Reihe von autonomen, kohlenstoffarmen Kleinbussen anzubieten, die den wachsenden Anforderungen unterschiedlicher Regionen gerecht werden“, sagt Gilles Le Borgne, Chief Technology Officer der Renault Group.

Anders als viele Hersteller sieht Renault keine Perspektive für autonom fahrende Pkw. Statt auf Pkw-artige Robotaxis setzt der französische Hersteller ausschließlich auf Minibusse, die den öffentlichen Nahverkehr ergänzen sollen. (RenaultGroup/PM/Sr)

Teilen auf: