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VDL kann rein rechnerisch die Reichweite von 600 km mit dem neuen Elektrobus schaffen. Foto: VDL, Grafik: omnibus.news

Zurück in die Schule, da gab es das eine oder andere Rechenexempel zu lösen, oder? Ein Exempel ist bekanntlich ein lehrreiches Beispiel. Aktuell diskutiert die Buswelt mehr denn je das Thema Reichweite bei Elektrobussen. Den Anstoß dazu gab VDL im Rahmen der Vorstellung der neuen Elektrobusbaureihe, die im Herbst auf der Busworld in Brüssel vorgestellt werden soll. 500 bis 600 km Reichweite kündigen die Niederländer an. Das ist durchaus als Ansage zu verstehen, denn diese Reichweite wird beispielsweise von den Elektrobussen der deutschen Hersteller nicht erreicht. Und selbst bei starkem Frot von -15 Grad Celsius schaffe der neue E-Citea noch mindestens 250 km, so VDL. Vieles ist neu im elektromobilen Zeitalter, so wird aus Treibstoffverbrauch in ­Litern wird Energie in Kilowattstunden. Die Batteriekapazität allein sagt wenig über das Leistungsvermögen und die Reichweite eines Elektrobusses aus, es ist der Energieverbrauch, der maßgeblich ist. Und der wird bei ­einem Stromer sehr stark vom Kühlen und Heizen des Fahrgastraumes beeinflusst. Jetzt aber Zettel und Stift raus: Maximal 600 km bedeutet, dass die neue Baureihe mit Batterien von mindestens 450 kWh ausgestattet sein muss, damit die Rechnung aufgeht. Und die Batterien werden natürlich nicht gen Null aufgebraucht bzw. entladen, der nominelle Wert von vermuteten 450 kWh kann nicht als Grundlage für das Rechenexempel verwendet werden. So sind dann bei einem Verbrauch von 0,6 kWh pro Kilometer rein rechnerisch die angegebenen 600 km locker darstellbar – 600 x 0,6 = 360 kWh. Bei einem Batteriepaket von nominell 450 kWh sind sich Experten unisono einig, dass 360 kWh auf jeden Fall problemlos zum Fahren genutzt werden können. Und auf der Straße, also im realen Einsatz? Da kommt doch noch die Klimatisierung bzw. das Heizen des Fahrgastraumes hinzu. Für das Thermomanagement gehen die Hersteller von Elektrobussen unterschiedliche Wege, was VDL für die neue Generation plant, ist offiziell noch nicht bekannt. Bei einer Außentemperatur von minus zehn Grad Celsius verdoppelt sich der Energieverbrauch eines Elektrobusses im Vergleich zu Fahrten, bei denen nicht geheizt werden muss. Daher haben die Ingenieure der Elektrobushersteller ihr Augenmerk auf das Thermo­management gelegt. Geht man in der Rechnung für den Winterbetrieb wieder von 360 kWh aus, die für 250 km zur Verfügung stehen, dann kann die neue Elektrobusgeneration 1,44 kWh pro Kilometer verbrauchen, um die angegebene Reichweite zu schaffen und den Linienbus zu klimatisieren. Auch diesen Wert sehen Experten als realisitisch an. Zum Vergleich: 101,65 kWh für 100 km haben Tester mit entsprechenden Messgeräten und unter Berücksichtigung von Ladeverlusten und Alltagsbedingungen für den eCitaro von Mercedes-Benz samt Stahlkarosserie – im wahrsten Sinne des Wortes – erfahren. Und weil VDL sich dem Leichtbau verschrieben hat, könnte man jetzt unter das Rechenexempel meine. Lehrer für Mathematik aus der eigenen Schulzeit zitieren, der bei derartigen Aufgaben immer zu sagen pflegte: Quod erat demonstrandum. Und wer dann in der Schule noch das Fach Latein hatte, der erinnert sich daran, dass das „was zu beweisen war“ heißt… (VDL/PM/Sr)

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