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Van Hool befindet sich seit vier Jahren in finanzieller Schieflage. Foto: Artclip, Van Hool; Montage: omnibus.news

Quo vadis, Van Hool? Der belgische Bushersteller und die Banken sowie die Regierung stehen vor einem Problem: Ohne frisches Geld, Kredite oder auch Bürgschaften – am besten mit einem Investor – kann der Omnibushersteller, der im letzten Jahr sein 75-jähriges Jubiläum feierte, nicht weiter existieren.

Van Hool befindet sich seit mehr als vier Jahren in finanziellen Schwierigkeiten. Das liegt unter anderem daran, dass der Bushersteller stark in Technologien investiert hat, die sich noch nicht durchgesetzt haben, wie etwa Wasserstoffbusse. Aber vor allem seit der Corona-Krise, die 2020 ausbrach, sind die roten Zahlen in die Höhe geschnellt.

Nach Corona blieb der große Sprung nach vorn aus, da Materialien wie Batterien oder Halbleiter lange auf sich warten ließen, so dass die Elektrobusse nicht fertiggestellt werden konnten. Und dann kam die Inflation, die zu einem enormen Anstieg der Arbeitskosten führte. Von Gewinnen ist man noch weit entfernt.

In den Jahren 2020 und 2021 betrugen die Verluste jeweils mehr als 60 Millionen Euro. Um Schulden und Abfindungen (für entlassene Mitarbeiter) zu decken, ist ein großer zweistelliger Millionenbetrag nötig. In den belgischen Medien werden unterschiedliche Summen von 25, 50 und 100 Millionen Euro genannt. Ob es eine finanzielle Unterstützung in irgendeiner Form geben wird, ist in diesen Tagen immer noch offen.

Die Föderalregierung hat ausgeschlossen, dem Unternehmen finanziell unter die Arme zu greifen. Das gehöre nicht zu den Befugnissen der Regierung, sagt Premierminister Alexander De Croo. Jetzt sei jedoch die flämische Regierung gefordert, um die Situation so gut wie möglich zu begleiten.

Die Föderalregierung achte darauf, dass die gesetzlichen Verpflichtungen eingehalten würden. Unterstützung durch die Regierung oder Banken sichert vorrangig Arbeitsplätze in Nordmazedonien, denn dorthin soll die Omnibusproduktion entsprechend des Restrukturierungsplans verlagert werden.

Damit könnte Van Hool die Konkurrenz bei den Preisen unterbieten, das Portfolio der nach der Streichung der Linienbusse noch im Angebot vorhandenen Reisebusse deckt zumindest unterschiedliche Größen und Bauarten ab. Aus dem Geschäft der BEV- und FCEV-Linienbusse zieht sich Van Hool zurück.

Zu spät und zu einseitig habe man sich lokal emissionsfreien Antrieben im ÖPNV verschrieben, Van Hool hat sich früh auf FCEV-Antriebe konzentriert. Von den 207 neuen FCEV-Bussen in 2023 (siehe Marktanalyse von Chatrou CME Solutions) hat der belgische Hersteller 34 geliefert und hatte im letzten Jahr einen Marktanteil von 16,4 Prozent.

Blickt man auf den Zeitraum 2012 bis 2023 und die in diesen Jahren neu zugelassenen 577 FCEV-Linienbusse >8t, dann kommt Van Hool auf 140 Fahrzeuge und 24,3 Prozent Marktanteil. Ganz bitter sieht es bei den BEV-Linienbussen aus, hier erscheinen die Belgier nicht einmal im einstelligen Prozentbereich.

Die Entscheidung für eine neue Generation an BEV-Linienbussen sei spät, vielleicht zu spät, getroffen worden, so Marktbeobachter und Analysten. Der Wettbewerb hat schon Jahre früher das Potential der BEV-Busse erkannt und sich entsprechend Bauteile sowie Batterien gesichert.

Quo vadis, Van Hool? Es bleibt, im wahrsten Sinne spannend, ob das, was der Restrukturierungsplan vorsieht, erfolgreich so umgesetzt werden kann, dass die Traditionsmarke weiter am Markt erhalten bleibt. Nicht nur in Belgien wird im Zusammenhang mit der Großbestellung von De Lijn bei BYD über die Abhängigkeit von China diskutiert.

Auch in Deutschland ist man sich bewusst, dass eine massive Abhängigkeit von China besteht. Deutschland bezieht zu 85 Prozent und mehr die Seltenen Erden und Rohstoffe wie Scandium oder Antimon aus dem Reich der Mitte. Sie werden u.a. für die Batterieproduktion gebraucht. Van Hool muss Batterien und Brennstoffzellen zukaufen, chinesische Hersteller haben mitunter eigene Abteilungen in den Konzernstrukturen, die diese hausintern deutlich produzieren.

China ist Deutschlands wichtigster Handelspartner, aber die Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft von China ist laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) so groß wie nie. Die Schere zwischen Im- und Exporten im China-Geschäft klafft demnach immer weiter auseinander. (VanHool/omnibus.newsPM/Sr)

 

 

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