Amerika wählt, die Buswelt hat gewählt und setzt im Land der unbegrenzten Möglichkeiten auch auf Omnibusse aus: Kanada! In diesem Jahr feiert der kanadische Bushersteller Prevost den 100. Jahrestag der Firmengründung und die erste von Eugène Prévost gebaute Kutsche mit Holzkarosserie. Generell gelten Kanadier als gesellig, womit es nicht verwunderlich ist, dass die Familie Mittelpunkt des Lebens ist. Das gilt auch für die der Arbeit, Kollegen sind mindestens gute Freunde und manchmal auch so etwas wie ein weiteres Familienmitglied. Aufgrund der gewaltigen Distanzen rückt man innerhalb der eigenen Gemeinde umso mehr zusammen.
Das haben die Mitarbeiter bei den zahlreichen Übernahmen oder auch in der Zeit des Covid-Lockdowns erlebt, Freundschaften wurden und werden gepflegt und gute Nachbarschaft ist wichtig. Man kennt sich, viele Mitarbeiter bleiben der Firma über Generationen treu, zweistellige Jubiläen im Hause Prevost sind keine Seltenheit. Von Anfang an bis heute war Innovation eine treibende Kraft hinter dem Erfolg von Prevost, sicherlich auch das Engagement der jeweiligen Besitzer der Firma, die immer zu ihrer Zeit etwas Besonderes für die Marke Prevost und den Fortbestand leisteten. „Eugène etablierte eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung, des Stolzes auf die Handwerkskunst und eines eindeutigen Fokus auf Qualität, Leistung und Sicherheit“, sagte François Tremblay, Präsident von Prevost.
„Die Grundsätze, die er 1924 niederlegte, sind die, denen wir auch im 21. Jahrhundert folgen.“ Dem Firmengründer sagt man nach, dass er ein unerschrockener Unternehmer in Sainte-Claire, Quebec, gewesen wäre, der sich zunächst auf die Herstellung von Kirchenbänken und Schulmöbeln spezialisiert hatte. Im Alter von 21 Jahren entwickelte er inmitten einer globalen Rezession ein System aus hydraulischen Turbinen und Batterien, um seinen eigenen Strom zu erzeugen und sein Geschäft am Laufen zu halten. Während sein Unternehmen von der Elektrizität profitierte, sorgte er auch dafür, dass sein kleines Dorf Fortschritte machte. Fünf Jahre bevor sein Weiler offiziell an die Stromversorgung angeschlossen werden sollte, arbeitete er mit der Führung von Sainte-Claire zusammen, um 23 Haushalte mit Strom zu versorgen.
Prevost folgt auch heute noch weiterhin der Tradition des Firmengründers, neue Wege zu beschreiten. Dank fortschrittlicher Technik hat Prevost nach eigenen Angaben die erstklassigen Fahrzeuge geschaffen, die die Kunden begeistern. Nicht ohne Grund sei man der unübertroffene Marktführer auf dem Markt für Reisebusse. Und nicht nur da: Als langjährige Wohnmobilbesitzer trugen Thomas Harbison und William Campbell zur Konstruktion des ersten Umbaues eines Prevost-Reisebusses bei, das 1978 auf der Tagung der Family Motor Coach Association (FMCA) vorgestellt wurde. Weniger als fünf Jahre später hatte Prevost die Branchenführerschaft erlangt. Bis heute ist das Unternehmen unangefochtener Weltmarktführer bei der Herstellung von Busgehäusen für hochwertige Reisemobile und andere Spezialumbauten.
Letztes Jahr stellte Prevost seinen H3-45 der nächsten Generation vor, der eine verbesserte Kraftstoffeffizienz, ein verbessertes Fahrerlebnis und höchsten Komfort für die Passagiere bietet. Seit seinem Debüt ist der H3-45 schnell zum Favoriten von Kunden und Fahrern geworden. 1995 erwarben die schwedische Volvo Group und die britische Henlys Group gemeinsam Anteile an Prevost, seit 2004 gehört die kanadische Marke zu 100 Prozent zu Volvo Buses. Mit der Übernahme wurden seinerzeit Produktions-, Teile- und Serviceeinrichtungen von Prevost erweitert. Innerhalb von drei Jahren erhielt Prevost als erster nordamerikanischer Bushersteller die ISO 9001-Zertifizierung für qualitätskontrollierte Fertigung und die ISO 14001-Zertifizierung für Umweltschutz. Im gleichen Zeitraum führte Prevost rahmenlose Fenster ein, die Rund- und Charterpassagieren einen Panoramablick ermöglichten, was schnell zum Maßstab in der Branche wurde.
Auch bei Prevost steht nun ein im wahrsten Sinne spannendes Zeitalter bevor: Die Forschungs- und Entwicklungsteams des Unternehmens planen, bis 2026 einen neuen, 100 % elektrischen Reisebus mit einer Reichweite von 400 km auf den Markt zu bringen. Darüber hinaus strebt Prevost danach, bis 2040 klimaneutral zu sein. „Wir haben ehrgeizige Dekarbonisierungsziele und arbeiten daran, unsere Treibhausgasemissionen in unserem gesamten Herstellungsprozess sowie in unseren Endprodukten zu reduzieren“, sagte Tremblay. Im Laufe des Jahres 2024 hat Prevost zahlreiche Events veranstaltet, um sein 100-jähriges Bestehen zu feiern. Mit dabei ist immer die Nachbildung von Prevosts Holzkutsche aus dem Jahr 1924. Drei Generationen von Eugènes Familie – Kinder, Enkel, Schwiegereltern und Urenkel – widmeten Tausende von Stunden der Recherche, Modellierung, dem Bau und der Ausstattung der Nachbildung.
Die Familie fand ein zeitgenössisches REO-Chassis in Tampa Bay, Florida, und brachte es nach Sainte-Claire zurück. Von dort aus wurde mit größter Sorgfalt darauf geachtet, eine historisch genaue Kutsche herzustellen – die Eichenräder wurden von Hand gefertigt, Fenster-, Tür- und Trittmechanismen wurden sorgfältig durchdacht, das hölzerne Interieur wurde von Hand lackiert und die Sitzpolster wurden von Hand genäht. Zu guter Letzt wurde ein Name gewählt. Zu Ehren von Eugènes Frau, die ihn bei all seinen Bemühungen unterstützte – und sogar so weit ging, Fahrzeugpolster zu nähen – wurde die Kutsche von 1924 „Clarisse“ getauft. Das 100-jährige Jubiläum hat im September mit zweiwöchigen Feierlichkeiten seinen Höhepunkt erreicht. Für die Besitzer von Luxusreisebussen veranstaltet Prevost eine siebentägige Heimkehrer-Rallye nach Quebec City. Danach verlagerten sich die Aktivitäten nach Sainte-Claire, wo sich die Produktionsstätte von Prevost befindet. „Für Prevost wird das Jahr 2024 in die Geschichte eingehen, aber noch wichtiger ist, dass es ein Startpunkt ist, da wir unser Streben fortsetzen, das ultimative Erlebnis für die nächsten 100 Jahre zu bieten“, sagte Tremblay. (Prevost/omnibus.news/Sr)