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Was plant MAN mit dem Standort in Plauen? Foto: MAN, Montage: omnibus.news

MAN hat im Rahmen der Neuausrichtung die Standort- und Beschäftigungsgarantien aufgekündigt. Betroffen ist auch der Standort in Plauen mit dem BMC. Foto: Schreiber, Grafiken: cleanpng, MAN, Montage: omnibus.news

Das BMC am Standort in Plauen. Foto: MAN

MAN legt bei den Neuzulassungen in Deutschland als einziger deutscher Omnibushersteller satt zu (1.676 Omnibusse in 2020 sind ein Plus von 286 Fahrzeugen oder 21 Prozent gegenüber 2019). Gleichzeitig meldet der Konzern, dass man sich im Rahmen der Neuausrichtung bzw. der Restrukturierung mit den Arbeitnehmervertretern auf den Abbau von rund 3.500 Stellen in Deutschland geeinigt habe. Nach wie vor gibt es, im Gegensatz zu den anderen Standorten in Deutschland, keine konkrete Aussage zum Standort Plauen. Bitter: Obwohl der Betrieb rentabel arbeitet und die Auftragsbücher nach eigenen Angaben voll seien, steht den 150 Beschäftigen und 22 Azubis steht eine ungewisse Zukunft bevor. Die Nachrichten für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Plauen könnten unterschiedlicher nicht sein: Ein Plus beim Bus, dann zeigt man als Bus Modification Center (BMC, dass man in kurzer Zeit ein Corona-Diagnostikfahrzeug entwickelnn und auf die Räder stellen kann! Keine Eintagsfliege, denn für dieses Fahrzeug liegen nach Angaben aus Plauen gut 30 Vorbestellungen auf dem Tisch. Aber: Dem Werk droht das aus, MAN hat heute viele Informationen zur geplanten Neuausrichtung genannt, schweigt aber nach wie vor zum Standort in Plauen. Und das, obwohl sich sogar Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig eingebracht und MAN aufgefordert hat, von der Schließung der Standorte Plauen abzurücken. “Wir erwarten, dass MAN diese Entscheidung revidiert”, sagte Dulig gegenüber Medienvertretern. Zehn Jahre vor ihrem geplanten Auslaufen hat der MAN eine Vereinbarung zur Standort- und Beschäftigungssicherung für Plauen im letzten Jahr gekündigt. Das zum VW-Konzern gehörende Unternehmen wolle mit dem Ziehen einer sogenannten Schlechtwetterklausel den bereits angekündigten Abbau von Arbeitsplätzen vorantreiben, wie Branchenexperten meinen. Um die geplante Neuausrichtung einzuleiten, sehe sich das Unternehmen gezwungen, die für die Standorte in Deutschland und Österreich geltenden Verträge zum 30. September kündigen, wie MAN letztes Jahr kommunizierte. Ursprünglich sollte die Standortsicherung bis zum Jahr 2030 laufen. Von der Kündigung betroffen seien auch tarifliche Vereinbarungen. Das Unternehmen erklärte damals, dass die Verträge ganz oder teilweise wieder in Kraft gesetzt werden können, wenn “sich Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite bis Jahresende auf ein gemeinsames Programm zur Neuausrichtung von MAN” einigten. Der Betriebsrat kündigte starken Widerstand an. “Wir haben kein Interesse an Eskalation, sagen aber auch klar, dass wir für unsere Rechte kämpfen werden”, sagte der MAN-Konzernbetriebsratsvorsitzende Saki Stimoniaris. Er bezeichnete den Schritt der Konzernspitze als Fehler. “Wer einen Vertrag zehn Jahre vor Ablauf kündigt, ohne Alternativen ausgelotet zu haben, sollte sich genau überlegen, was er damit auslöst.” Der Konzernbetriebsratschef der MAN-Mutter Volkswagen wählte ebenfalls deutliche Worte. “Es handelt sich hierbei um einen Angriff auf die gesamte Volkswagen-Familie”, sagte Bernd Osterloh. “Eine solche Vorgehensweise wird nicht ansatzweise zum Erfolg führen. Daher werden wir im Laufe der Verhandlungen dafür sorgen, dass die umfangreiche Beschäftigungssicherung wieder in Kraft tritt.” Osterloh sprach von einem “fatalen Signal nach innen und außen”. Die MAN-Standort- und Beschäftigungssicherung basiert nach Angaben des Betriebsrates auf verschiedenen Vereinbarungen zwischen Unternehmensleitung und Belegschaft. Durch diese Vereinbarungen sollten betriebsbedingte Kündigungen bis zum 31. Dezember 2030 ausgeschlossen werden. Durch die Kündigung der Vereinbarung sind Entlassungen ab dem 1. Jänner 2021 denkbar und vom 1. Oktober 2021 an flächendeckend möglich. Jetzt steht aber nicht nur die Schließung des Standortes, sondern auch ein Verkauf im Raum. Schon letzten Jahr machte ein “management buy out” die Runde, bei der das Team des BMC-Plauen scheinbar auch involviert gewesen sein sollte. Mit dem Standort in Plauen steht nun immer nochein ganz besonderer Standort zur Disposition. Für den Plauener Betriebsratschef Markus Galle ist klar, dass die Ausrichtung auf eine elektromobile Zukunft neigentlich zum Erhalt des Standortes in Plauen führe müsse, statt zum Verkauf oder einer Schließung: “Die Elektromobilität ist bei uns schon längst gelebte Fahrzeugtechnik. Sie ist nichts Neues, sondern seit langem tägliches Geschäft.” Zudem sei die Modifikation von Fahrzeugen unabhängig von der Art des Antriebs der Fahrzeuge. “Wir bauen jedes Fahrzeug kundenspezifisch aus, egal, welchen Antrieb das Fahrzeug hat. Damit sind wir für die Zukunft gewappnet,” so Galle weiter. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer sagte im letzten Jahr, dass man alles tun wolle, damit der Standort eine Zukunft habe. Und der verantwortliche Wirtschaftsminister Martin Dulig sagte, der Plauener Standort funktioniere.: “Es gibt aus unserer Sicht keinen Grund, diesen Standort in Frage zu stellen”, betonte Dulig. Das scheint MAN anders zu sehen, wenn von Schließung oder Verkauf gesprochen wird. (MAN/DPA/PM/Schreiber)

Der Bus-Standort in Plauen hat Tradition, heute sitzt dort das Bus Modification Center von MAN. Foto: MAN

Das BMC kann es: Beim Innenausbau wird der Bus und dessen Einbauten bis ins kleinste Detail zerlegt und dann entsprechen aus- und umgerüstet. Foto: MAN

Im BMC in Plauen werden individuelle Ausbauwünsche realisiert. Foto: MAN

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