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Autocult hat den Pickwick NiteCoach in 1/43 aufgelegt. Foto: Autocult

Unter dem Begriff „cabin“ wurden die Nachtbusse im US-Jargon bekannt. Foto: Autocult

Getreu des Marken- und Firmennamens Autocult hat es sich das Team um Thomas Roschmann zum Ziel gemacht, längst vergessene Automobile, die sich über ihre außergewöhnliche Form oder ihre innovative Konstruktion auszeichnen, in Miniatur umzusetzen. Dabei geht es uns nicht nur um die Modellumsetzung, sondern auch um die jeweilige Geschichte und die Hintergrundinformationen, die man dem Sammler erzählen möchte. Autocult erweckt längst vergessene Modelle und Marken im Miniaturformat wieder zum Leben. Und das in einer limitierten Auflage von jeweils nur 333 Modellen.

In den 1920er Jahren begann sich in den USA der Überlandverkehr dahingehend zu entwickeln, dass die Busse, in denen die Passagiere während der Fahrt in einer bettähnlichen Vorrichtung schlafen konnten, kräftig an Popularität zulegten. Unter dem Begriff „cabin“ wurden die Nachtbusse im US-Jargon bekannt. Einer dieser regelmäßigen Fahrten führte beispielsweise von Los Angeles nach San Fransisco oder nach San Diego. Ab 1923 erfolgte dieser regelmäßige Pendelverkehr und ab der Mitte der 1920er Jahre wurde das Programm noch um weitere Ziele ergänzt.

Mit der Aufnahme des Fahrtservices 1923 wurde die `Pickwick Motor Coach Works ltd.` in Los Angeles gegründet. Es dauerte schließlich noch bis zum Jahre 1928, bevor der erste Übernachtbus fertiggestellt wurde, angetrieben von einem 6-Zylinder Sterling Motor mit über 110 PS. In dem Bus wurde der damals höchstmögliche Komfort präsentiert. Neben dem Bewirtungsgedanken sollte auch der Schlaf nicht zu kurz kommen. Es gab insgesamt 13 so genannte Compartments, die jeweils Platz für zwei Personen boten – also 26 Fahrgäste. Die umgeklappten Sitzgelegenheiten dienten nachts als Schlafstätte.

Der Nachtbus war 10,5m lang, 2,4m breit und 3 Meter hoch – größer als jeder andere Bus seiner Zeit. Er verfügte über eine Toilette, eine Bordküche und einen Steward. Der Motor wurde vorne in einer „Roll-in-Roll-off“-Halterung montiert, das Austauschen oder Wechseln bei Problemen kein Problem. Warum ein solcher Motor? Die Motoren von Sterling wurden hauptsächlich in der Schifffahrt eingesetzt, galten als robust und es war der leistungsstärkste Motor, den es damals gab. Die Pickwick Stage Company gilt auch heute noch als ein Pionier im in der Welt der Beförderung – nicht nur an der Westküste der USA.

Das Unternehmen bot erstklassige Busverbindungen, luxuriöse Schlafbusse und auch Hotels der gehobenen Kategorie an. Zur Pickwick Corporation gehörten Pickwick Airlines, Pickwick Nitecoaches, Pickwick Broadcasting, Pickwick Terminals, Pickwick Hotels und die Golden State Hotel Company. 1926 schloss sich die Motor Transit Company mit zwei Westküstenunternehmen, den Pickwick Lines und dem Pioneer Yelloway System, zusammen, um die Northland Transportation Corporation, auch bekannt als „Greyhound Lines“, zu gründen.

Keine Frage, dass das Autocult-Team auch dieses Vorbild in der markanten Greyhound Corporate Identity im kleinen Maßstab umsetzen musste! Leider bereitete die Weltwirtschaftskrise Pickwick finanzielle Probleme, hohe Kredite konnten nicht bedient werden. Mehrere Tochtergesellschaften wurden verkauft, 1931 übernahm General Motors die Schulden von Pickwick in Höhe von 1 Million Dollar. Greyhound Lines überlebte die Reorganisation. Das Konzept fand seinerzeit Anklang und zwei Jahre später lancierte das Unternehmen eine vergrößerte Version bzw. einen größeren Bus.

Als Doppeldeckerbus mit einer Kapazität für insgesamt 53 Reisende kam man den Buchungen besser nach, wie es in der Chronik heißt. Wie groß oder vielleicht besser gesagt wie klein die damalige Nachfrage nach den Schlafwagenbussen insgesamt war, zeigte die Anzahl der aufgelegten Fahrzeuge. Nach heutigen Erkenntnissen gehen die Experten von lediglich vier Duplex-Bussen aus, manche sprechen aber auch von fünf… (AutoCult/PM/Sr)

 

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