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Ist es möglich, heutige Pkw-Pendler für den öffentlichen Nahverkehr zu gewinnen, wenn man Ihnen eine durchgängige Reisekette anbietet? Um dies zu beantworten, gibt es ab 12. März 2019 einen Praxistest zwischen Mannheim und Lampertheim: Über einen Zeitraum von sechs Wochen bietet DB Regio Mitte einer Gruppe von 25 Berufspendlern aus Lampertheim, die bei Roche in Mannheim arbeiten, einen den Zug ergänzenden On-Demand-Shuttleservice am Wohn- und Arbeitsort. In diesem Pilotversuch wird ein On-Demand-Angebot abgestimmt auf den bestehenden Schienenverkehr eingerichtet, um dem Fahrgast die Vorteile beider Mobilitätsarten anzubieten.

Bus-Shuttle für die letzte Meile: mit einem digitalen vernetzten Mobilitätskonzept wollen Roche und die DB Regio den Umstieg von Arbeitnehmern auf den öffentlichen Nahverkehr erleichtern. Foto: Heiter

Die Pilotteilnehmer bestellen per App spontan oder im Voraus ein Shuttle zwischen der ihrem Zuhause nächstgelegenen virtuellen Haltestelle (max. 200 m) und dem Bahnhof Lampertheim. Nach kurzer Zugfahrt in der Regionalbahn oder im Regionalexpress erwartet sie am Bahnhof Mannheim-Waldhof ein Pendelshuttle, das bis ans Werkstor von Roche fährt. „Wenn wir es schaffen, den Weg zwischen Haustür und Bürotür für Pendler zu vereinfachen und als Dienstleistung anzubieten, können wir für unsere Kunden einen echten Mehrwert schaffen. Das bedeutet, weniger Verkehr, eine bessere Umweltbilanz eines jeden einzelnen und Mobilität für alle Menschen nachhaltig zu sichern“, sagt Frank Klingenhöfer, Vorsitzender der Regionalleitung DB Regio Mitte. „Bei diesem Piloten werden wir wichtige Erkenntnisse darüber gewinnen, wie individuelle Mobilitätsangebote abseits des eigenen Pkw für Pendler aussehen können und wie wir unsere Züge besser mit anderen Verkehrsmitteln vernetzen.“ Die Arbeitgeber der Region stehen vor der Herausforderung, Mobilität ihrer Mitarbeiter künftig so zu fördern, dass weniger Zeit im Stau verschwendet, weniger Parkplätze benötigt und damit mehr für den Umweltschutz aber auch für die Attraktivität als Arbeitgeber getan wird. Diese Gedanken macht sich auch die Firma Roche in Mannheim, die am Standort mit mehr als 8.000 Mitarbeitern zu den größten Arbeitgebern der Metropolregion Rhein-Neckar zählt und sich eine innovative Mitarbeitermobilität auf die Fahne geschrieben hat. „Die Mitarbeiter von Roche in Mannheim haben unterschiedlichste Anforderungen an Mobilität: Dem jungen Vater, der morgens sein Kind in die Kita bringt, möchten wir genau so eine möglichst umweltgerechte und attraktive Lösung bieten wie dem passionierten Radler oder der Mitarbeiterin ohne eigenes Auto. Daher fördern wir Radfahrer und Fahrgemeinschaften und bauen derzeit für mehrere Millionen Euro ein zweites Parkhaus mit Ladestationen für E-Fahrzeuge. Im Pilotprojekt mit der Deutschen Bahn wollen wir testen, ob wir mit dem On-Demand-Angebot den öffentlichen Nahverkehr für unsere Mitarbeiter noch attraktiver gestalten können.

Roche-Mitarbeiterin Lorena Mayer ist eine von 25 Teilnehmern des gemeinsamen Pilotprojekts von Roche und der DB Regio. Foto: Heiter

Bei entsprechender Akzeptanz prüfen wir nach dem Pilotprojekt eine dauerhafte Einführung“, sagt Roche-Werkleiter Martin Haag. Christian Specht, Erster Bürgermeister der Stadt Mannheim und Vorsitzender des Zweckverbands Verkehrsverbund Rhein-Neckar, begrüßt die Initiative. „In Mannheim haben viele bedeutende Arbeitgeber ihren Sitz. Entsprechend groß ist die Zahl der Einpendler und die daraus resultierenden verkehrlichen Herausforderungen. Um diesen zu begegnen, die Aufenthaltsqualität in der Stadt zu steigern, die Verkehrsströme effektiver zu leiten und die Luftqualität zu verbessern, unterstützt die Stadt Mannheim Projekte zur Erreichung einer nachhaltigen Mobilitätswende“, berichtet Mannheims Erster Bürgermeister Christian Specht. „Durch digitale Technologien und vernetzte Angebote soll mehr Menschen individuelle Mobilität ohne eigenes Auto ermöglicht und der Umstieg auf den ÖPNV attraktiver gestaltet werden. So können wir die Stadt Mannheim als Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort im Rennen um Talente weit über unsere Grenzen hinaus stärken.“ Als Partner für die Realisierung hat DB Regio Mitte ioki ins Boot geholt, den Geschäftszweig der Deutschen Bahn AG für On-Demand-Mobilität. ioki betreibt die Shuttles und stellt die mobile Buchungsplattform als App zur Verfügung, mit der die Testkunden den Transfer zum Bahnhof bestellen. Die von ioki entwickelte Plattform nimmt die Fahrtwünsche auf und verarbeitet sie mit einem intelligenten Algorithmus weiter, so dass Fahrgäste mit ähnlichen Routen gemeinsam auf der schnellsten Route befördert werden. Mit ioki hat die DB bereits flexible On-Demand-Mobilitätsangebote in Wittlich sowie in Hamburg erfolgreich eingeführt.

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