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Premiere am 4. April in Turin: Die neue Daily-Generation von Iveco. Foto: Iveco

Iveco legt nach: Gestern wurde in Turin der neue Daily Minibus vorgestellt. Man erkennt den Klassiker aus Turin sofort wieder, beim Design haben die Italiener den Kühlergrill vergrößert, ohne das markante und bekannte Gesicht des Daily zu entstellen. Form follows function: Die neue Stoßstange ist in drei Abschnitte unterteilt, so muss bei kleineren Unfällen nur der beschädigte Teil ausgetauscht werden. Dadurch ergeben sich erheblich niedrigere Reparaturkosten, Iveco hat nämlich recherchiert und festgestellt, dass derartige Reperaturen 90 Prozent ausmachen würden. Und ja, auch bei den Italienern gibt es von Anfang an mehrere Produktreihen, die einen eigenen Namen tragen: Schulbus (Pop), Shuttle-Bus (Start), Intercity-Bus (Line) und ein Touring-Bus für die Reise (Tourys). Im Rahmen dieser zweitägigen Veranstaltung gab es alle wichtigen Informationen rund um die Neuauflage des italienischen Klassikers sowie Zeit für erste Testfahrten. Der neue Daily fährt nicht nur in der Dieselausführung, sondern auch mit alternativen Antrieben vor. Den neue Daily Pop gibt es in drei verschiedenen Längen und Motorleistungen (160 PS, 180 PS und 210 PS). Wichtig für die Beförderung von Schülern: Die verfügbaren Sitze, Iveco bietet beim Daily Pop mit bis zu 49 Sitzplätzen eine sehr hohe Fahrgastkapazität. Sind keine Kleinkinder an Bord, dann können 32 Schüler im Pop mitfahren. Der Daily Start ist ein 6 Meter langes „Einsteiger“-Fahrzeug, die Italiener geben ihm das Einfache, Funktionale und Rentabel mit auf den Weg. Er ist entweder mit einem 150 PS- oder einem 180 PS-Motor und in 3 verschiedenen Längen verfügbar und bietet vielfältige Möglichkeiten zur Innenausstattung für bis zu 22 Fahrgäste und einen eigenen Rollstuhlbereich. In der Standardkonfiguration ist der Start mit einer manuellen Schiebetür mit Trittbrett ausgestattet. Der Fahrzeugeinstieg wurde umgestaltet, um dem Standard R107 im Hinblick auf die Trittstufengrößen gerecht zu werden, wie Iveco anmerkt. Um die Vielseitigkeit des Daily zu erhöhen, kann die Basisversion mit Optionen wie elektrischer Schiebetür mit einziehbarer Trittstufe oder zentraler Klimaanlage erweitert werden. Der Daily Line für Überlandfahrten mit Platz für bis zu 22 Fahrgäste ist in drei Längen und mit drei Arten von Türen (manuelle, elektrische oder Schiebetür) verfügbar. Dank der hinteren Plattform und schnell ausbaubarer Sitze in den letzten Reihen (auf Sonderwunsch, wie die Italiener anmerken) erleichtert diese Variante den Einstieg für Fahrgäste mit eingeschränkter Mobilität. Optional sind eine Rollstuhlrampe, Displays, Platz für Fahrkartenentwerter und Haltewunschtaster bestellbar.

Auch der Bereich der Minibusse der Daily-Baureihe meldet Neues, im Bild der Daily Tourys. Foto: Iveco

Als Spitzenmodell schickt Iveco den Tourys ins Rennen: Mit 2,5 Kubimetern Stauraum für Gepäck geht es auf die mehr oder weniger große Reise. Der kleine italiensiche Reisebus entspricht in der neuen Ausführung jetzt voll und ganz der Richtlinie zur Überrollfestigkeit (ECE R66.02). Der Tourys ist in drei 3 Längen sowie mit Luftfederung hinten, Klimaanlage, einer audio-visuellen Multimedia-Einrichtung, USB-Buchsen für jedes Sitzpaar und dem Fahrerassistenzsystem LDWS ausgestattet. Letzteres verhindert, dass der Fahrer abgelenkt wird oder einschläft. Mit an Bord ist zudem das 8-Gang-Hi-Matic-Getriebe, welches schneller und präziser als das herkömmliche 6-Gang-Handschaltgetriebe für mehr Fahrkomfort und -spaß sorgt. Der Gangwechsel findet ohne Drehmomentunterbrechung in weniger als 200 ms statt. Angesichts des aktuellen Trends in Richtung Dekarbonisierung und immer strengeren Abgas-Auflagen im städtischen Bereich bietet Iveco die neue Daily-Generation auch als Blue Power-Alternative. Als Natural Power fährt der neue Daily mit einem 3-Liter-Erdgas-Motor mit 136 PS mit 350 Nm Drehmoment vor. Diese Motorvariante entspricht dem Euro 6/D Standard mit 76% weniger Partikelemissionen und 12% weniger Stickstoffemissionen als bei einem Dieselmotor. Unter echten Betriebsbedingungen in einem urbanen Kontext sind die CO2-Emissionen des Erdgas-Motors 3% niedriger als beim bereits sehr guten äquivalenten Blue Power Dieselmotor. Mit Blick auf den deutschen Absatzmarkt merkt Iveco an, dass es im deutschen Erdgas-Tankstellennetz bereits jetzt schon 15 % Biogas gibt. Die Anwendung des Hi-Matic-Getriebes beim Erdgasantrieb verbessert diese Leistung und vergrößert den Unterschied auf 5%. Zudem können beim Einsatz von Biomethan die CO2- Emissionen noch weiter, bis zu 95%, gesenkt werden. Spannendes gibt es auch zum Daily Minibus Electric zu melden: Aktuell meldet Iveco eine Reichweite von 100 oder 160 km mit zwei oder drei hochdichten Natrium-Nickel-Chlorid-Batterien, gepaart mit Hochleistungs-Ultrakondensatoren, die Fahrzeugleistung und Batterielebensdauer verbessern würden, so die Aussagen in Turin. Die regenerative Bremsanlage gewinnt kinetische Energie zurück und wandelt sie in Strom um, um die Batterien aufzuladen. Der von Iveco patentierte flexible Lademodus besteht aus einer Steckdose und einem Einfachstecker für die Aufladung über eine Haushaltssteckdose. Dies gesechehe, so heißt es überzeugend von den verantwortlichen Ingenieuren, binnen 24 Stunden – über eine öffentliche oder private Steckdose in 10 Stunden. Noch schneller geht es nur an einer Schnellladestation: Hier sind nur zwei Stunden nötig. Das Daily-Konzept wurde in vielen Details überarbeitet: So ist jetzt das Lenkrad besser, sprich ergonomischer einzustellen. Das nun kleinere, multifunktionale Lederlenkrad bietet jetzt viele Bedienelemente in unmittelbarer Reichweite. Der Daily Minibus weist auch eine neue elektrische Servolenkung auf, die sehr präzise auf die Fahrereingaben reagiert, Vibrationen schluckt, sowie Drift und Radunwuchten ausgleicht. Der neue Instrument Cluster verfügt über ein hochauflösendes TFT-Farbdisplay, das ganz intuitive bedient werden kann. Keine Frage, das Connect Infotainment System kann über die Stimme bedient werden und findet problemlos Anschluss bei den zahlreichen digitalen bzw. virtuellen Angeboten. Es bietet einen 7“-Bildschirm, DAB-Radio, ein Rückfahrkamera-Display und ein TOM TOM-Navigationssystem.

Das Cockpit im neuen Daily ist im Zeitalter der Vernetzung angekommen. Foto: Iveco

Mit an Bord sind ein Notbremssystem AEBS mit City Brake PRO, das Kollisionen bei Geschwindigkeiten unter 50 km/h verhindern bzw. mildern soll. Es erfasst eigenständig die Möglichkeit für eine bevorstehende Kollision und bremst entsprechend, falls der Fahrer nicht eingreift. Mit der City Brake PRO geht es noch einen Schritt weiter: Damit werden Unfälle bei langsamem Tempo (5 km/h) vgänzlich erhindert. Die Adaptive Cruise Control behält die Geschwindigkeit und den Sicherheitsabstand zum vorausfahrenden Fahrzeug gemäß Einstellung bei, während der ProActive Lane Keeping Assist dafür sorgt, dass man nicht unfreiwillig die Spur verlässt. Die neuen LED- Leuchten haben einen viel schärferen, weiter reichenden Lichtstrahl, der die Sicht und die Hinderniswahrnehmung um 15% verbessert, sodass die Sicherheit bei schlechten Sichtbedingungen weiter steigt. Außerdem greift der Neue Daily Minibus auf Technologien zurück, die das Stresslevel der Fahrer senken. Bei städtischen Einsätzen, bei denen die Kunden oft im dichten Verkehr unterwegs sind, sorgt die Funktion Queue Assist durch Überwachung des vorausfahrenden Fahrzeugs und die automatische Bedienung von Gaspedal und Bremsen in einer Kolonne für einen großen Unterschied. Der City Mode steigert die Lenkunterstützung, sodass sich der Kraftaufwand für die Lenkradbetätigung um bis zu 70% reduziert, um das Fahrzeug mühelos durch die Straßen der Stadt zu manövrieren. Leichter wird es auch für die betreuende Werkstatt: Mit Ivecos Control Room werden Fahrzeugdaten in Echtzeit übermittelt. So ist die des Ferndiagnose sowie das Ergreifen von vorbeugenden Maßnahmen und die effiziente Planung von Wartungs- und Serviceeingriffen kein Problem. So könne die Anzahl der Werkstattbesuche optimiert werden, was wiederum einen geringeren Arbeitsausfall  mit sich bringe, so die Verkäufer von Iveco. Die vom Fahrzeug bereitgestellten Echtzeitdaten geben den Italienern außerdem die Möglichkeit, neue maßgeschneiderte Finanzierungsangebote zu entwickeln. Die Konnektivität bietet auch Telematiklösungen, um die Effizienz weiter zu optimieren. Über das MyDaily Portal, das auch über die MyDaily App zugänglich ist, können Fahrzeugeigentümer ihren Daily von ihrem PC aus bzw. unterwegs von ihrem Mobilgerät aus einsehen. Kunden, die bereits ihr eigenes Flottenmanagementsystem haben, können die Daten des Neuen Daily über seine Web API-Schnittstelle empfangen, die nahtlos mit ihm interagieren kann. Schöne neue Welt möchte man meinen… Der Neue Daily Minibus wird in der Produktionsanlage von Iveco in Suzzara, Italien, hergestellt. Hier sei man vollständig auf die Produktfamilie spezialisiert, so Iveco. Danach wird er in Brescia ausgestattet, wo eine ganze Abteilung der Karosserie und der individuellen Anpassung gewidmet ist. Die Standorte wenden die WCM-Methode (World Class Manufacturing) an, die auf fehlerfreie Prozesse abzielt, um null Fehler, null Abfälle und null Unfälle zu erreichen, wie die Italiener bei der Vorstellung voller Stolz berichten. Es ist ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess, der sich auf die Teilhabe aller an der Produktion beteiligten Mitarbeiter konzentrieren würde, so die Philosophie. Für die neue Baureihe haben die Italiener in den letzten drei Jahren mehr als 800.000 Entwicklungsstunden, 650 virtuelle und physische Tests, 165 Prototypen und mehr als 3,2 Millionen Kilometer an Tests zu Dauerhaftigkeit und Zuverlässigkeit investiert. Das dürfte sich mit dem jetzt präsentierten Ergebnis gelohnt haben, der neue Daily hinterlässt einen positiven Eindruck und wird sicherlich seine Position im europäischen Transportergeschäft festigen und weiter ausbauen können.

Ein Bus auf Basis des italienischen Transporters gab es schon von Anfang an. Foto: Iveco

1973 begannen die Italiener am Konzept eines Transporters zu pfeilen, fünf Jahre später wurde er auf die Räder gestellt. Die Herausforderung war es für die Italiener seinerzeit, die baulichen Eigenschaften eines Lkws mit einem separaten Fahrgestell und Heckantrieb auf ein Fahrzeug mit reduzierter Größe zu übertragen. Dieser Grundgedanke, welcher bereits in den Vorfahren des Daily – dem Fiat 616 und dem Fiat 40 ­– umgesetzt wurde, löste den scheinbaren Widerspruch zwischen einem leichten Nutzfahrzeug und hohen Nutzlasten. Zusätzlich zur Robustheit und Langlebigkeit garantierte das Design ein enormes Maß an Wandlungsfähigkeit und Konfigurationsmöglichkeiten, da die Karosserie als reine Basis ohne tragende Funktionen konzipiert wurde. Auch ein Bus-Ableger war schon früh dabei, wie das Foto aus dem hauseigenen Archiv von Iveco belegt.

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