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Die neue Fencer-Baureihe von Scania feierte in Großbritannien mit dem Solowagen ihre Weltpremiere. Foto: Scania

Beim Fencer koopiert Scania wieder mit Higer und lässt alle Gefäßgrößen im Reich der Mitte fertigen. Foto: Scania

Erinnern Sie sich an die Busworld 2009? Da präsentierte Scania einen neuen Reisebus. Eigentlich nichts Besonderes, doch der Scania Touring stammte aus chinesischer Fertigung. Die Kooperation mit dem Aufbauhersteller Higer läuft unter Federführung von Scania, so dass die Anforderungen des europäischen Marktes erfüllt werden können, wie die Schweden damals erklärten. Hinsichtlich des Komforts, der Technologie, und auch in Bezug auf den Umweltschutz würden die aus China nach Europa exportierten Busse das hier bekannte und erwartete Niveau, so das Versprechen. Die Higer-Busse haben außerdem die EEC Zertifizierungen der Europäischen Union, beziehungsweise die GOST-Zertifizierung für Russland und Zertifizierungen für Australien und Singapur. Dass die Chinesen schnell aus dieser Verbindung gelernt haben, zeigte beispielsweise der A90, der als Premium-Reisebus nur für den chinesischen Markt gefertigt wird. Jetzt legen die Schweden noch einmal nach und haben in Großbritannien den neuen Fencer vorgestellt, der nach und nach weltweit in ausgewählten Märkten eingeführt werden soll. Als erstes Fahrzeug einer kompletten Baureihe wurde der Fencer f1 präsentiert. Der Omnibus, der als erster kompletter eigener Scania seit zehn Jahren in Großbritannien auf den Markt kommt, bildet die Basis für eine neue Plattform. „Der Scania Fencer f1 ist ein wirklich innovatives und aufregendes neues Produkt, das das Ergebnis mehrjähriger Forschungs- und Entwicklungsarbeit der Scania-Ingenieure in Zusammenarbeit mit unseren Kollegen von Higer ist, mit denen wir seit 15 Jahren eine starke, professionelle Partnerschaft pflegen“, sagte Martin West, Sales Director – Bus and Coach bei Scania (Great Britain) Limited, anlässlich der Weltpremiere. Die verlängerte Werkbank im Reich der Mitte nutzen die Schweden, um ein auch preislich eine Kampfansdage zu machen. Die neue Fencer-Familie sieht unterschiedliche Gefäßgrößen vor, alle seien flexibel, effizient und wirtschaftlich auf die Bedürfnisse der Kunden ausgerichtet. Und: Nach wie vor gibt es eine eigene Produktionslinie im Higer-Werk, auf der die für Scania aufgelegten Omnibusse mit den seitens der Schweden vorgegebenen Qualitätsstandards gefertigt werden. Martin West gibt sich zuversichtlich, dass der neue Fencer perfekt zu den Nachhaltigkeitszielen der kürzlich angekündigten nationalen Busstrategie der britischen Regierung passe und schnell viel Zuspruch finden werde. Da es sich beim Fencer um ein hauseigenes Produkt handle, könne es problemlos in den Scania Service-Centern betreut werden. „Der Fencer wird auf einem neuen Fahrgestell aufgebaut, das von Anfang an als zukunftssichere Plattform mit einer umfassenden Auswahl an regenerativ betriebenen Antriebssträngen konzipiert wurde, darunter vollelektrische und Hybrid-Versionen sowie Biogas-Optionen,“ so Martin West. Zunächst wird Scania den Fencer als Solowagen mit dem Neun-Liter-Motor auf den Markt bringen, der auch mit Biokraftstoffen betrieben werden könne. Diese Motoroption wurde in den letzten Jahren von  Kunden im ländlichen Raum in Großbritannien schon nachgefragt, wie Scania anlässlich der Premiere erklärt. Der Neun-Liter-Motor von Scania, der in die ersten Fencer-Fahrzeuge eingebaut wird, ist ein reiner SCR-Motor und erfüllt die Anforderungen der Abgasnorm Euro 6 Stufe E. In Kombination mit dem vollautomatischen Sechsgang-Getriebe Ecolife 2 von ZF kann das Fahrzeug im Vergleich zu seinen Vorgängern erhebliche Kraftstoffeinsparungen erzielen, so der Pressetext. Zu den weiteren Merkmalen des Getriebes gehören schnelle und sanfte Schaltvorgänge sowie eine neue Funktion für sanftes Anfahren, die den Komfort für die Fahrgäste erhöht, indem sie die Geräuschentwicklung reduziert, das Anfahrverhalten verbessert und eine gleichmäßige Beschleunigung ermöglicht, wie es in den Ausführungen weiter heißt. Und was genau die Schweden planen, machte ein Rendering der Baumuster der Fencer-Familie deutlich. „Mit Blick in die Zukunft ist der Fencer f1 als Solowagen nur der Anfang der neuen Plattform für Scania. Gelenk- und Doppelstockoptionen sind ebenfalls geplant, was bedeutet, dass wir bald eine Lösung für jeden britischen Busflottenbetreiber haben werden,“ so Martin West. Der völlig neu gestaltete Fahrerbereich verfügt über eine verstellbare Instrumententafel, die den Komfort für den Fahrer erhöht. Alle Bedienelemente sind ergonomisch gestaltet und befinden sich in Reichweite des Fahrers, um die Bedienung zu erleichtern und Ermüdung und Stress des Fahrers zu reduzieren. Äußerlich zeigt die Karosserie des Fencer ein innovatives und modernes Profil mit niedrigen Fenstern, die man schon von der neuen Citywide-Baureihe kennt.  Ebenfalls in das Design integriert sind LED-Leuchten und eine verbesserte Seitenbeleuchtung. Im Innenraum setzt sich die vom Citywide bekannte optische Linie mit einem modernen, geräumigen Fahrgastraum fort. Nicht nur beim Fahrzeug selbst, sondern auch bei Scanias Philosophie gibt es etwas Neues: Die Schweden sind nicht nur fest entschlossen, den Wandel zu nachhaltigeren Transportlösungen voranzutreiben, sondern schon aktiv dabei: Scania hält sich an die vereinbarten Science Based Targets, die von SBTi festgelegt wurden, einem gemeinsamen Handeln und Vorgehen zwischen dem Carbon Disclosure Project, dem United Nations Global Compact, dem World Resources Institute und dem World Wide Fund for Nature. Scania war der erste Hersteller in der Branche, der seine Science Based Targets genehmigen ließ und umsetzte. Während die Ziele von Scania unter den so genannten Scope 1 (Handlungen, die direkt unter der Kontrolle eines Unternehmens stehen, wie z. B. seine Umweltmaßnahmen in den Produktionsstätten) und Scope 2 (Handlungen, die indirekt unter der Kontrolle eines Unternehmens stehen, wie z. B. die Art der Elektrizität und der Heiz-/Kühlsysteme, die es verwendet) fallen, arbeitet Scania auch mit seinen Kunden zusammen, für die Scope 3 (die „Well-to-Wheel“-Auswirkungen der von ihnen verwendeten Produkte) gilt. Dies liegt daran, dass von allen Auswirkungen, die mit den indirekten nachgelagerten Aktivitäten von Scania verbunden sind, die Nutzung der Fahrzeuge von Scania – auf die sich Scope 3 konzentriert – mehr als 90 Prozent des gesamten erzeugten Kohlenstoff-Fußabdrucks ausmacht. Laut der Science Based Targets-Initiative ist das Scope 3-Ziel weitreichend und entspricht dem ehrgeizigsten Dekarbonisierungsszenario, das von der Initiative entwickelt wurde. Im Hinblick auf seine Scope 3-Aktivitäten stellt Scania sicher, dass die angebotenen Produkte auf den Zweck abgestimmt sind, für den sie eingesetzt werden, und bemüht sich um die Aufklärung und Sensibilisierung seiner Kunden in Sachen Nachhaltigkeit. Die Scopes 1 und 2 zielen darauf ab, die Kohlendioxid-Emissionen bis 2025 um 50 Prozent zu reduzieren, und Scope 3 zielt darauf ab, die Kohlendioxid-Emissionen bis 2025 um 20 Prozent zu reduzieren. Vor diesem Hintergrund wurde während der Weltpremiere in Großbritannien immer wieder betont, dass die neue Fencer-Baureihe verantwortungsvoll produziert werde und u.a. eben auch mit einer großen Auswahl an Antriebsoptionen angeboten werde. Der rein elektrisch angetriebene Fencer können bestellt werden, acht oder zehn Batteriepakete sind an Bord. Wie beim Citywide kommt auch beim Fencer eine batterieelektrische Plattform zum Einsatz, die im gesamten Antriebsstrang durchgängig auf Scania-Technologie basiert. Als Traton-Tochter kommen die Batterien von Volkswagen, dito der 300-kW-Elektromotor, der über das Scania-eigene Zweigang-Getriebe angetrieben wird. Konkrete Angaben, wie der eFencer f1 im Vergleich zum Citywide BEV positioniert wird, gab es seitens Scania noch nicht, ebeson wie die Aussage, in welchen europäischen Märkten die Busse der Fencer-Baureihe angeboten werden sollen. (Scania/omnibus.news/Sr)

Äußerlich demonstriert besonders der Reisebus namens Touring deutlich die Zugehörigkeit zur Scania-Familie. Die Gestaltung der Bugmaske sucht die Nähe zu den Lkw der Marke Scania. Foto: Scania

Der Scania Touring hat auch schon die Modellbuswelt erobert, wie Carina im Scania-Shop auf der IAA 2018 verdeutlichte. Foto: Schreiber

 

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