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Hochboden-Busse haben die Südtiroler in ihr Herz geschlossen, die neuen LowEntry-Busse stehen in der Kritik. Fotos: Schreiber

Südtirol ist ein Land, das reich an Traditionen ist. Und die Südtiroler sind stolz auf ihre Bräuche, mit denen sie auch nach Jahrhunderten noch eng verbunden sind. Sie geben sie von Generation zu Generation weiter. Jetzt aber brechen gerade neue Omnibusse mit einer Tradition: Kein Stauraum mehr! Und auch im Fahrgastraum klagen viele Südtiroler über Sitze, die jetzt doch tatsächlich gegen die Fahrtrichtung eingebaut sind! Den Wechsel von Orange zu Grün im Rahmen der Corporate Identity wurde noch an den Hochboden-Fahrzeugen vollzogen, doch weil die Strecke und der Bustyp im Überlandverkehr nicht geändert wurde, nahmen die Südtiroler dies hin. Doch jetzt hat die Società Autmobilistica Dolomiti S.p.A. (SAD) zahlreiche neue Busse angeschafft, und dabei die Vorzüge der LowEntry-Bauweise in den Fuhrpark integriert.Optisch fallen die neuen Überlandbusse auch deshalb schon auf, weil sie aufgrund des stufenlosen Einstiegs mehr wie der Stadtbus als der traditionelle Überlandbus mit hoher Fensterbrüstung aussehen. Die Südtiroler Fahrgäste loben das bequeme, stufenlose Ein- und Aussteigen, ohne das Treppensteigen esind die neuen Busse auch für mobilitätseingeschränkte Fahrgäste problemlos zu erreichen. Aber: Da, wo man heute sitzt oder steht war früher der Stauraum, also Platz für Koffer, Skier, Kinderwagen oder eben auch Fahrräder. In die neuen Busse muss alles mit in den Fahrgastraum genommen werden, was zu Platzproblemen führt. Die neuen LowEntry-Busse haben – im Vergleich mit den zuvor eingesetzten Hochbodenfahrzeugen – weniger Sitzplätze: SAD nennt 45 und vier Klappsitze im Vergleich zu  53 bis 55 Sitzplätzen früher. dafür bieten die Stehflächen aber auch mehr Stehplätze, sodass das Problem eigentlich gelöst sein sollte, eigentlich. Weil die Busse aber im Meraner Raum auf langen Berg- und Talfahrten eingesetzt sind, ist dies nicht unbedingt gewünscht. Zusätzlich kommen die wenigen entgegen der Fahrtrichtung verbauten Sitze nicht gut bei den Fahrgästen an. Der zuständige Mobilitätslandrat Florian Mussner verteidigt die Neuanschaffung und fordert seine Landsleute auf, die Gewohnheiten zu ändern: “Es gibt auf dem Markt keine Busmodelle, die allen Notwendigkeiten, Bedürfnissen und Wünschen zu 100 Prozent gerecht werden.” Die Entscheidung für die neuen Niederflurbusse beruht auf einer Abwägung, im Fokus stand dabei der Anspruch, allen Menschen den Zugang zu den Bussen ermöglichen. „Und zwar unabhängig davon, wie mobil die Menschen sind. Diesem Bedürfnis gilt unsere Priorität,” so Mussner. Für Menschen mit eingeschränkter Mobilität, Rollstuhlfahrer und Eltern mit Kinderwagen sind Busse mit Treppen häufig einfach nicht nutzbar. Auch ältere Menschen haben Schwierigkeiten. Das LowEntry-Konzept bietet dabei herstellerübergreifend eine ideale Lösung. Bei den Sitzplätzen, die entgegen der Fahrrichtung verbaut sind – was konstruktiv mit dem niedriegen Fahrzeugboden und den Radkästen zu erklären ist – lenkt der Mobilitätslandrat ein. „Mir ist bewusst, dass diese Sitze unangenehm sind,”, sagt er. Als erste Lösung sollen die neuen Busse nicht auf den extremen Bergstraßen eingesetzt werden. Und für die Fahrten in die Wintersportgebiete werde die SAD Gepäckkoffer bzw. Skiträger anschaffen. 35 neue LowEntry-Busse wurden von der SAD angeschafft. Auch zukünftig wird der Südtiroler Verkehrsbtrieb auf diese Modelle setzen. Es scheint, als müssten sich die Südtiroler von ihren geliebten Hochbodenbussen trennen.

Die 35 neuen LowEntry-Busse stehen in Südtirol in der Kritik. Fotos: Schreiber

Beliebter sind die “alten” Hochbodenbusse, die aber nicht mit mehr einem zeitgemäßen ÖPNV-Angebot entsprechen. Foto: Schreiber

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