Aller Anfang ist bekanntlich schwer. Erst als Albrecht Auwärter seinem Vater sagte, er würde den ersten verkauften neuen Bus beim Onkel Ernst Auwärter bauen lassen, zeigte sich Gottlob Auwärter einsichtig. „Dann bauen wir den komischen Bus eben bei uns“, so Auwärter zu seinem Sohn. Der Bus, den Albrecht Auwärter gemeinsam mit seinem Studienkollegen Bob Lee in seiner Diplomarbeit an der Wagenbauschule in Hamburg zeichnete, brach mit den alt hergebrachten Vorstellungen von einem Reisebus: Während bei Reisebussen zu jener Zeit runde Formen dominierten, zeigte der Neoplan Typ „Hamburg“ Kante. Mit seiner klaren Linienführung, großen, ins Dach gewölbten Seitenfenstern und schräg gestellten Dachholmen fiel der Bus aus dem gewohnten Rahmen. Der Innenraum hatte eine Fahrgastbestuhlung, die leicht nach hinten hin anstieg. Der Fahrerplatz lag eine Stufe darunter – für einen ungehinderten Ausblick der Fahrgäste nach vorn. Großzügige Beinfreiheit und praktische Ablagefächer erhöhten den Reisekomfort. Besonderen Wert legten die beiden Konstrukteure auf das Belüftungssystem. Die Luftzufuhr erfolgte durch zwei parallel am Mittelgang verlaufende Luftkanäle und konnte an jedem Platz mittels einer Düse individuell reguliert werden – ähnlich wie in einem Flugzeug. Auf der IAA 1961 zeigte Neoplan den Typ „Hamburg“ in verschiedenen Versionen und erntete viel Beifall. Der Rest ist Geschichte, denn der Bus wurde zum Bestseller, die Produktionszahlen stiegen: Im Oktober 1962 feierte man den 500., im Juli 1967 bereits den 1.000. Bus dieser Baureihe. Die „Hamburg“-Familie wuchs, das Spektrum reichte vom kleinen NH6 mit 6,75 Metern Länge bis zum überlangen Exportmodell NH18 für Schweden mit 13,5 Metern Länge. Mit zum Erfolg trug bei, dass der Kunde unter Motoren verschiedener Hersteller wie Henschel, Deutz, DAF oder auch FIAT wählen konnte. Im Jahr 1973 wird der „Typ Hamburg“ nach 13 Jahren Produktionszeit durch das Nachfolgemodell Jetliner abgelöst. Weitere Informationen zu Neoplan gibt es auf der Website von Konrad Auwärter. In der Sammelserie von Hachette ist jetzt auch der Neoplan NH 9L im Maßstab 1/43 erschienen. Das Kürzel NH 9L bedeutet Neoplan Henschel, neun Sitzreihen und Luftfederung. Der schmucke Modellus Ist ab sofort beim Modellbusmarkt in Oberammergau erhältlich, wie Konrad Pernetta mitteilt.
Neoplans Tor zur (Bus-)Welt
16. August 2016