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Noch einmal unterbricht omnibus.news die Sommerpause, denn das neue Münchner Kindl ist das! Offiziell feiert der neue Reisebus von MAN in Kortrijk auf der Busworld 2017 seine Premiere, Fachjournalisten durften den neuen Lion’s Coach schon jetzt in Augenschein nehmen. Die Umsturzrichtlinie ECE R66.02 gab den Anlass, den Lion’s Coach neu aufzusetzen.

Der neue MAN Lion’s Coach ist da. Foto: MAN

Es gibt den neuen Reisebus zur Markteinführung in drei Längen: 12.101 mm, 13.361 mm und 13.901 mm auf zwei bzw. drei Achsen. Zum Ende des Jahres 2017 kommt als vierte Länge der 13-Meter-Zweiachser mit 13.091 mm hinzu. Mit seinen zusätzlichen sechs Plätzen im Vergleich zur 12-Meter-Version handelt es sich hierbei um ein unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten besonders attraktives Fahrzeug. Zu dessen flexiblen Einsatzmöglichkeiten trägt auch sein maximal zulässiges Gesamtgewicht von bis zu 19,5 Tonnen bei. Eine wichtige Rolle bei der idealen Achslastverteilung spielt der optionale Rollstuhllift bei, der in dieser Variante auf der Vorderachse sitzt und damit sowohl die Hinterachse entlastet als auch den Kofferraum nicht einschränkt. Die Höhe misst standardmäßig 3.870 mm. Ohne Toilette finden im neuen MAN Lion’s Coach bei 3-Sterne-Bestuhlung maximal 53, 57, 59 bzw. 63 Fahrgäste Platz. Das Gepäckvolumen beträgt dann je nach Modell zwischen 11,7 und 14,3 Kubikmeter.

Besonders: Die Heckgrafik des neuen MAN Lion’s Coach. Foto: MAN

Im neuen MAN Lion’s Coach arbeitet der optimierte Euro 6- Antriebsstrang, die neue Generation profitiert unter anderem auch von der langen Achsübersetzung i=2,73 und der um 20 PS und 200 Nm erhöhten Leistung. Für eine optimale Bremswirkung auch in Verbindung mit der langen Achsübersetzung sorgt der neue Sekundärretarder. 4.000 anstatt bisher 3.200 Nm bieten die Münchner an und damit ein höheres maximales Drehmoment und eine um 80 kW höhere Leistung von nun 500 kW. Das bietet größere Reserven auch bei starken Bremsungen, wodurch sich die Sicherheit erhöht. Im Rahmen des elektronischen Bremssystems MAN BrakeMatic kommt im neuen MAN Lion’s Coach ebenso wie in den sonstigen Reise- und Überlandbussen von MAN und NEOPLAN die verstärkte Motorbremse EVBec zum Einsatz. Sie ermöglicht durch die elektronische Regelbarkeit des Abgasgegendrucks eine bessere Bremswirkung über das gesamte Betriebsdrehzahlband und schafft damit eine hohe Bremsleistung auch bei niedrigen Geschwindigkeiten. In dem ab 460 PS (337 kW) standardmäßig verbauten Getriebe MAN TipMatic kommt eine neue Anfahr- und Schaltstrategie zum Einsatz, die auf die D26-Motoren optimal angepasst ist. Außerdem sind einige neue Funktionen enthalten: Die neue Getriebefunktion SmartShifting spielt eine Schlüsselrolle, wenn es darum geht, die optimale Balance zwischen Effizienz und Komfort beim Schalten herzustellen. Es kombiniert einen neuen schnellen Schaltablauf in allen Gängen, die Hochschaltunterstützung sowie das Schalten passend zur Fahrsituation. Für den anspruchsvollen Einsatz in forderndem Gelände oder mit hoher Ausladung bietet der neue D26 eine Anfahroptimierung. Auch das um 200 Nm verbesserte Drehmoment trägt zu einem ausgezeichneten Anfahrverhalten bei. Insgesamt zeigt der um 20 PS stärkere Motor eine souveräne Fahrleistung über einen breiten Drehzahlbereich.

Premiere auf der Busworld 2017: Der neue MAN Lion’s Coach. Bild: MAN

Idle Speed Driving ermöglicht komfortables Fahren bei Leerlaufdrehzahl ohne Fahrpedalbetätigung. Mit der neuen Funktion „gleitet“ der Bus mühelos für den Fahrer mit geschlossener Kupplung durch zähfließenden Verkehr. Während ein Hochtippen der Gänge in den Gängen 1 bis 6 manuell möglich ist, erfolgt das Zurückschalten automatisch, wenn das Drehmoment im Leerlauf für einen höheren Gang nicht ausreicht oder der Fahrer bremst. Darüber hinaus sind zahlreiche Assistenzsysteme verfügbar wie der topographiebasierte Tempomat MAN EfficientCruise mit der „Segelfunktion“ EfficientRoll, Abstandsregeltempomat ACC, Spurhalteassistent LGS und MAN Attention Guard. Eine neue Stoßdämpfer-Generation und eine optimierte Fahrwerksabstimmung sorgen für höheren Fahrkomfort, verbessertes Fahrverhalten und höhere Sicherheitsreserven. Die Assistenzsysteme tragen zu Komfort und Sicherheit während der Fahrt bei, aber ebenso wie die um 20% gegenüber dem Vorgänger verbesserte Aerodynamik leisten sie auch einen wichtigen Beitrag zur Effizienz. Beispielsweise sorgt die Freilauffunktion EfficientRoll selbst bei leichtem Gefälle für ein Plus an Effizienz, indem das Getriebe automatisch in Neutralstellung „N“ schaltet und der Bus mit möglichst wenig Reibungsverlusten im Triebstrang rollt. Schon mit der bisherigen EfficientCruise-Generation ließen sich bis zu 6% Sprit sparen; mit den neuen Funktionalitäten ist eine weitere Steigerung der Treibstoffeffizienz verbunden.

Der Fahrerplatz des neuen MAN Lion’s Coach. Foto: MAN

Der Fahrerarbeitsplatz wurde mit Blick auf die Ergonomie, Praxistauglichkeit und moderne Optik überarbeitet. In diesem Zuge wurden unter anderem die Schalter neu positioniert und der Ablagebereich links vom Fahrer neu gestaltet. Das verbesserte Ablagekonzept bietet mehr Platz und ist in seiner Form für die Aufnahme von häufig genutzten Utensilien wie DIN A4 Mappe/Ordner, großen Getränkeflaschen oder Mobiltelefonen optimiert. Zum Komfort des Fahrers und zur Sicherheit trägt auch das verbesserte beheizbare Fahrerfenster mit nahezu unsichtbaren Heizdrähten bei. Optional kann dieses in Verbundscheiben-Sicherheitsglas ausgeführt sein, bei dem die Heizdrähte dann im Durchmesser nur noch 0,02 mm messen. Zudem gelangt durch den UV-Filter in der zwischen den Scheiben verbauten Folie nur 1% der UV-Strahlung ins Businnere. Auch im Interieur hat der neue MAN Lion’s Coach einige Attraktivitätssteigerungen erfahren. So erhellt nun beispielsweise ein durchgängiges LED-Leuchtenband den Deckenbereich in „warm white“. Das neue Colour & Trim-Konzept setzt auf hellere und frischere Farben. An den Gepäckablagen fallen die neu gestalteten Abschlüsse mit in sich geschlossener Anmutung ins Auge. Sie wurden weit nach vorn in Richtung Bugscheibe verlängert, was ein großzügiges Raumgefühl, sowohl bei den Fahrgästen als auch beim Fahrer erzeugt. Die Integrierten Servicesets überzeugen durch ihre Funktionalität. So lassen sich unter anderem Luftstrom und – richtung stufenlos einstellen, sowie LED-Licht wie auch die Lautsprecherfunktion ein- und ausschalten. An allen Fahrgastsitzen lassen sich nun USB-Anschlüsse verbauen für die uneingeschränkte Nutzung von Mobiltelefonen und Tablets während der Reise.

Auch der Innenraum präsentiert sich neu. Foto: MAN

Die ECE R66.02, die für alle ab 9. November 2017 neuzugelassenen Busse der Klassen II und III gilt, definiert einen Überlebensraum im Fall eines Überschlags. Hierfür muss die Struktur dann deutlich mehr Energie aufnehmen können, damit der Überlebensraum für die Passagiere erhalten bleibt. Um die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen, werden bei MAN in das Fahrzeuggerippe Bauteile aus hochfesten Stählen integriert sowie die patentierte Rohr-in-Rohr- Technologie für die Überrollbügel im Bereich der B-Säule und im Heck verwendet. Diese beiden Maßnahmen sorgen für die notwendige Aufbaufestigkeit und tragen maßgeblich dazu bei, dass die bei einem Fahrzeugumsturz eingeleitete Crash-Energie optimal absorbiert werden kann. So kann der neue MAN Lion’s Coach 50 % mehr Crash-Energie aufnehmen. Damit er trotz des hierfür notwendigen zusätzlichen Gewichts nichts von seiner hohen Nutzlast einbüßt, haben die Entwickler an anderer Stelle sogar überkompensiert. So findet beispielsweise bei der Bug- und Heckmaske ein anderes Material und Herstellungsverfahren Verwendung, das Gewicht einspart. Alleine die neugestaltete Motorraumklappe bringt zum Beispiel 15 kg weniger auf die Waage. Diese vielen Einzelmaßnahmen tragen dazu bei, den neuen MAN Lion’s Coach so effizient und zuverlässig zu mache – vom neuen dynamischen Design ganz abgesehen.

Der neue MAN Lion’s Coach markiert den Beginn der künftigen Designsprache in der MAN Busfamilie. Animation: MAN

Der neue Reisebus ist so etwas wie die offizielle Wappenfigur, die Münchner haben das Münchner Kindl, MAN den Lion’s Coach. Ähnlich wie der heraldisch blickende Mönch im Wappen zeigt das noch ungewohnt wirkende MAN-Design, dass die Münchner voller Stolz hinter der neuen Reisebus-Generation stehen. Im Gegensatz zur Wappenfigur Münchens, die immer den Mönch verkindlicht zeigt, ist der neue Lion’s Coach ganz und gar erwachsen und nun kein Kindl mehr…

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