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Henrik Falk, Vorstandsvorsitzende der Hamburger Hochbahn AG, Robert Henrich, Geschäftsführer des Mobilitätsdienstleisters Moia, Michael Westhagemann (parteilos), Wirkschafts- und Verkehrssenator von Hamburg, und Ole Harms, ebenfalls Geschäftsführer von Moia bei der Vorstellung des Moia-Angebot in Hamburg. Foto: Schreiber

Die Sitze verfügen über Komfortfunktionen wie eine dimmbare Leselampe oder USB-Ports zum Laden von Smartphones. Foto: Volkswagen

Für Gepäck gibt es neben dem Fahrer einen gut einsehbaren Extrabereich. Foto: Volkswagen

Volkswagen startet in der Hansestadt Hamburg das hauseigene Moia-Angebot. Mit Moia will der Volkswagen-Konzern die Mobilität neu erfinden, um das Leben in der Stadt zu verbessern. Die Fahrzeuge setzen aber auf Bewährtes: Vorne, neben dem Fahrer, ist eine große Gepäckablage. Die Sitze im hinteren Bereich bieten viel Beinfreiheit und verfügen über eine seitliche Abtrennung auf Kopfhöhe. Um an Bord zu kommen, braucht es eine App, die ganz einfach zu handhaben ist: Man gibt auf einer Karte den gewünschten Start- und Zielpunkt ein. Das System erstellt in Sekunden ein Angebot – zu einem Festpreis, der über dem des öffentlichen Nahverkehrs und irgendwo in der Nähe einer Taxifahrt liegt. Damit das Moia-Angebot die Hochbahn nicht preislich unterbieten, hat sich das Unternehmen verpflichtet, für eine Fahrt in der Hansestadt stets mehr zu verlangen als der öffentliche Nahverkehr. Der Hochbahn verlangt 3,30 Euro für eine Einzelkarte im Stadtgebiet. Moia-Verantwortliche nennen in diesem Zusammenhang einen Betrag von sechs bis sieben Euro. Willigt man als Kunde ein, lotst einen die App zu dem Einstiegspunkt, wo das Elektrofahrzug halten wird. Ist man innerhalb der angegebenen Zeitspanne an der genannten Haltestelle, geht die Fahrt mit weiteren Fahrgästen an Bord los. Die Software erkennt, welche Fahrgäste zu einem ähnlichen Fahrziel wollen und bündelt solche Fahrten entsprechend. Das Ziel wird also nur über Umwege erreicht, denn auf der Fahrt werden auch noch die Ziele andere Gäste berücksichtigt. Das Geschäftsgebiet von Moia in Hamburg erstreckt sich fast über das gesamte Stadtgebiet nördlich der Elbe und umfasst 10.000 virtuelle Haltestellen, die die Stadt wie ein Netz überspannen. Die finale Testphase mit zehn Fahrzeugen in Hamburg kündigt den Start in diesem Frühjahr an, im April sollen hunderte der vollelektrischen gelb-schwarzen Moia-Busse starten. Die Testphase nutzt Volkswagen, um letzte technische Erprobungen durchzuführen und mehrere hundert Fahrer zu schulen. Im April soll es dann losgehen, in einem Jahr will Moia in Hamburg bereits eine Flotte von 500 Fahrzeugen im Einsatz haben. Die Kleinbusse mit Elektroantrieb baut Volkswagens im Werk Osnabrück. Der Einstieg in die Moia-Busse fällt wegen der Batterie im Unterboden verhältnismäßig hoch aus, behindertengerecht sieht anders aus. Mit voller Batterie sollen rund 300 Kilometer  nach WLTP-Zyklus möglich sein, ausreichend für eine Acht-Stunden-Schicht, so die Verantwortlichen bei Moia. Geladen und gewartet werden die Elektro-Shuttle an zwei Standorten, dazu hat Volkswagen viele Schnellladesäulen mit 150 kW Ladeleistung verbaut. So sollen sich die Moia-Busse in rund einer halben Stunde voll aufgeladen sein. Damit ist die Hansestadt dann für Moia ein „globales Leuchtturmprojekt“, wie es voller Stolz aus der Marketingabteilung heißt.Und auch die Hamburger wollen Moia für sich nutzen: Die Stadt ist 2021 Gastgeber des großen Verkehrskongresses ITS und will mit vielen Innovationen, wie zum Beispiel dem Ridesharing-Konzept, glänzen. Die Premierenfahrt am Rathaus im Herzen der Hansestadt teilten sich Michael Westhagemann, Senator für Wirtschaft, Verkehr und Innovation, die Moia-Geschäftsführer Ole Harms und Robert Henrich sowie der Hochbahn-Vorstandsvorsitzende Henrik Falk. Der ÖPNV-Dienstleister der Hansestadt ist der größte Mobilitätsanbieter in Hamburg und plant, Moia in die eigene Plattform switchh zu integrieren. Michael Westhagemann, Senator für Wirtschaft, Verkehr und Innovationen, sagte: „Innovationen sind entscheidend, um die Mobilität in Hamburg umweltfreundlicher, leiser und sicherer zu machen. Ridesharing-Dienste schließen die Lücke zwischen Taxi und öffentlichem Nahverkehr – Einzelfahrten werden reduziert, der Stadtverkehr insgesamt entlastet. 2021 werden wir Gastgeber des ITS-Weltkongresses sein. Diese Chance wollen wir nutzen, um die Digitalisierung und Effizienz auf unseren Straßen weiter voranzubringen.“ Und Ole Harms von Moia erklärt: „Wir geben heute einen Vorgeschmack auf das neue Mobilitätsangebot von Moia, das künftig den Hamburger Angebotsmix um eine weitere attraktive Komponente ergänzen wird. Als Partner von Städten und Verkehrsunternehmen arbeiten wir gemeinsam an Lösungen, um die verkehrsinduzierten urbanen Probleme wie Stau, Luftverschmutzung, Lärm und Platzmangel zu lösen. Wir bringen im Herzen Europas ein neues, integriertes Mobilitätsangebot auf die Straße und kombinieren dabei ein speziell zugeschnittenes, elektrisches Fahrzeugkonzept mit einem komplexen, digitalen Produkt. Hier optimieren wir unseren Ridesharing-Dienst für einen perfekten Service, effizienten Betrieb und größtmögliche, verkehrsentlastende Wirkung, bevor wir ihn in die Welt hinaustragen.“ Und Robert Henrich von Moia führt aus: „Moia bietet ein Angebot aus Hamburg und für Hamburg. Seit Anfang 2017 arbeitet unser Team in der Hansestadt daran, das größte, vollelektrische Ridesharing-Projekt Europas umzusetzen. In diesen zwei Jahren haben wir das Kundenerlebnis ausgearbeitet, die Software entwickelt, aber auch die betrieblichen Voraussetzungen geschaffen. Hierzu zählen beispielsweise die Suche nach Fahrern und der Aufbau von Be- triebshöfen und Ladesäulen. Der heutige Tag gibt den Startschuss für die letzte Phase, in der wir unser fertiges Produkt auf Hamburgs Straßen erproben.“ Henrik Falk, Vorstandsvorsitzender der Hamburger Hochbahn AG, macht deutlich: „Unser gemeinsames Ziel ist es, mit einer stärkeren Elektrifizierung und Digitalisierung die über Jahrhunderte gewachsene Verkehrsinfrastruktur Hamburgs effizienter zu nutzen, weiter zu entwickeln und den Menschen eine Alternative zum privaten Pkw zu bieten. Dazu muss der neue Ridesharing-Service sinnvoll mit den bestehenden Mobilitätsangeboten Hamburgs verzahnt werden. Wir streben mit Moia eine vertriebliche Partnerschaft an, die unter anderem die Einbindung in die Plattform switchh beinhaltet“. switchh bündelt die Dienste unterschiedlicher Mobilitätsanbieter in Hamburg und bietet Nutzern den Zugang über eine einzige Anwendung. Bislang sind neben dem öffentlichen Nahverkehr Angebote von Car- und Bike-Sharing und myTaxi Teil von switchh. Am Rande der Premienfahrt wurde in Hamburg die Frage laut, ob diese Art des Ridesharings wirklich die Zukunft des Verkehrs in den Metropolen ist? Eine gewisse Skepsis scheinen die Hamburger trotz aller Euphorie zu haben: In der Hansestadt soll die Zahl der Moia-Busse bis Anfang 2020 nur auf 500 steigen. Volkswagen wollte 1.000 Fahrzeuge einsetzen, aber die Wirtschaftsbehörde genehmigte nur die Hälfte. Und die Hochbahn ist in diesem Bereich auch selbst aktiv: Sie entwickelt den autonom fahrenden Elektrokleinbus namens Heat.

Mit dem Ridesharing-Angebot Moia will der Volkswagen-Konzern die Mobilität in Städten neu denken. Foto: Moia

Das MOIA-Fahrzeug ist ein vollelektrisches Fahrzeug, das bis zu sechs Fahrgästen komfortabel Platz bietet. Foto: Volkswagen

Der eCrafter in der Moia-Ausführung wurde auf der Hannover Messe 2018 ausgestellt. Foto: Volkswagen

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