
Ein erster Prototyp des upBUS wurde fertiggestellt und soll ab August 2025 im Versuchsbetrieb getestet werden. Foto: upBUS

Für den Seilbahnbetrieb koppelt sich die Gondel vom Fahrwerk automatisch ab und an. Foto: upBUS

Die entsprechende Fahrgastkabine ist für bis zu zehn Personen ausgelegt und soll typische Ausstattungsmerkmale des öffentlichen Personennahverkehrs wie barrierefreien Einstieg, Infotainmentsystem und automatische Türen aufweisen. Foto: upBUS
Die Grundidee einer neugedachten Mobilität stammt aus dem Institut für Strukturmechanik und Leichtbau und dem Lehrstuhl für Höchstfrequenzelektronik der RWTH Aachen. Im Rahmen eines Forschungsprojekts, das durch das DLR Raumfahrtmanagement gefördert wurde, konnte die Technologie weiterentwickelt werden. Die Entwicklung und der Markteintritt werden nun als Start-up fortgeführt und umgesetzt. Am Lehrstuhl Production Engineering of E-Mobility Components wird nun im Rahmen des Forschungsprojekts „upBUS“ das neuartige Verkehrskonzept erprobt. Ziel ist es, die Vorteile eines autonom fahrenden Elektro-Busses mit denen eines Seilbahnsystems zu kombinieren.
Das Vorhaben wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert. Die Pfiffige Idee: Technisch basiert das System auf drei Hauptkomponenten, die zusammen die neue Mobilität erlauben. Dazu zählen ein autonomes Fahrmodul für den Straßenbetrieb, eine modulare Fahrgastzelle sowie die Kopplungsschnittstelle „iTSI“ (intelligent Terrestrial System Interface). Letztere ermöglicht die automatische Übergabe der Kabine zwischen den beiden Transportsystemen. Ein erster Prototyp – bezeichnet als „Primotyp“ – wurde fertiggestellt und soll ab August 2025 im Versuchsbetrieb getestet werden.
Zum Projektabschluss ist dann noch die Entwicklung weiterer Prototypen vorgesehen: Ein Vorserienmodell für den Gütertransport soll im Feld getestet werden, ein digitales Modell zur Personenbeförderung befinde sich in der Planung. Die entsprechende Fahrgastkabine ist für bis zu zehn Personen ausgelegt und soll typische Ausstattungsmerkmale des öffentlichen Personennahverkehrs wie barrierefreien Einstieg, Infotainmentsystem und automatische Türen aufweisen. Das eingesetzte Fahrzeug arbeitet mit einem 48-Volt-Niederspannungssystem, nutzt zum Fahren Stereo-Kameras und LiDAR-Sensoren zur Navigation.
Im Gegensatz zu einer herkömmlichen Verbindung zwischen einem Seilbahnsystem und bodengestützten Systemen wie Bussen, bei denen die Fahrgäste aussteigen müssen, können die Fahrgäste beim „upBUS“ in der Kabine bleiben. Über die mechanische Kopplung lassen sich Wärme und Strom übertragen, so können auch eine Klimaanlage und Bildschirme in der Gondel betrieben oder der Datenaustausch sichergestellt werden. An den Stationen sollen außerdem eine Sensoren auf Radarbasis zum Einsatz kommen, um den millimetergenauen Kopplungsprozess zwischen dem fahrenden Gestell und und dem Seilbahngehänge koordinieren zu können.
Hintergrund des Projekts ist die zunehmende Belastung städtischer Verkehrsnetze. Laut aktuellen Zahlen standen Pendler in Deutschland im Jahr 2023 im Schnitt 40 Stunden im Stau, was volkswirtschaftliche Kosten von rund 3,2 Milliarden Euro verursachte. Zudem entfallen laut EU-Angaben rund 60 Prozent der CO₂-Emissionen des Straßenverkehrs auf den motorisierten Individualverkehr. Das „upBUS“-System soll hier eine potenzielle Alternative für eine effizientere und emissionsärmere Verkehrsabwicklung im ÖPNV bieten.
In den letzten Jahren wurden schon vermehrt Seilbahnen-Projekte umgesetzt, bisher allerdings lediglich als Insellösungen. Zur Mission des „upBUS“-Projektes sagt Tobias Meinert, Wissenschaftler der RWTH Aachen und einer der Gründer seinerzeit bei der Projektvorstellung: „Zahlreiche Städte und Metropolregionen auf dem Globus stehen durch die Nutzung von Pkw verkehrs- und umwelttechnisch vor dem Kollaps. Heutzutage leben schon 54 % der Weltbevölkerung in Städten. Nach Prognosen der Vereinten Nationen wird sich der Anteil 2050 bereits auf 66 % erhöhen. Mit steigender Einwohnerzahl wird die ohnehin schon lange Zeit im Stau sich noch weiter erhöhen. Die volkswirtschaftlichen Verluste belaufen sich dadurch alleine in Deutschland auf 9 Milliarden Euro jährlich.“
Was zunächst wie ein abwegiges Konzept für den Stadtverkehr der Zukunft klingen mag, wird von einigen deutschen Kommunen aber schon ernsthaft diskutiert. Das Resultat ist ein attraktives und effizientes Transporterlebnis, dass dem konventionellen Individualverkehr den Rang abläuft und die Mobilität der Zukunft durch eine Synergie bestehender Technologien und Infrastrukturen maßgeblich prägen kann. upBUS ist in der Lage, ökonomische, ökologische und gesellschaftliche Potenziale im Rahmen des urbanen und gewerblichen Transports zu erschließen und eine ganzheitliche, beliebig erweiterbare und flexible Lösung anzubieten. (upBUS/RWTH/DLR/PM/Schreiber)