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Projektleiter Gerhard Sawatzky (vorne) präsentiert Im Innovationspark Sektorenkopplung einen von vier neuen Wasserstoffbussen: (von links) moBiel-Aufsichtsratsvorsitzender Jens Julkowski-Keppler, Stadtwerke-Geschäftsführer Rainer Müller, Kai-Uwe Steinbrecher (technischer Leiter moBiel), Stadtwerke- und moBiel-Geschäftsführer Martin Uekmann, MVA-Aufsichtsratsvorsitzender Detlef Werner, Oberbürgermeister Pit Clausen, Stadtwerke-Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Wiebke Esdar und MVA-Geschäftsführer Thomas Pörtner. Foto: Mobiel, Montage: omnibus.news

Mobiel ist das Verkehrsunternehmen in Bielefeld. Nachdem vier Wasserstoffbusse bei Caetano bestellt wurden, melden die Bielefelder nun den Aufbau einer Tankstelle. Das Motto könnte “Strom aus Müll” für die Mobilität der Zukunft heißen. Die H2-Tankstelle wird auf dem Gelände der Müllverbrennungsanlage errichtet und habe deutliche Formen angenommen.

Auch die Planungen für die Herstellung von eigenem grünen Wasserstoff werden weiter vorangetrieben. Für Martin Uekmann, Stadtwerke Bielefeld- und zugleich moBiel-Geschäftsführer, ist die Wasserstofftechnik ein Meilenstein im Kampf gegen den Klimawandel: “Zum einen ist Wasserstoff gut geeignet, den Verkehr möglichst effizient und emissionsarm zu betreiben. Zum anderen ist das Gesamtprojekt ein Beitrag für die von uns angestrebte Sektorenkopplung, die wir als Schlüssel in der Umsetzung von Energie- und Verkehrswende sehen.”

Neben der Müllverbrennungsanlage entsteht auf einer Fläche von rund 6.600 Quadratmetern der Innovationspark Sektorenkopplung mit Abstellhalle für die Busse, Tanks und Tankvorrichtung. “Wir sind sehr stolz darauf, was hier in wenigen Monaten geleistet worden ist”, sagt Stadtwerke Bielefeld-Geschäftsführer Rainer Müller.

Natürlich sei die Erprobung von Wasserstofftechnik im Busverkehr ein Projekt der Verkehrsbetriebe Mobiel. “In die Errichtung des Betriebsgeländes mit allen erforderlichen Nebeneinrichtungen sind aber insgesamt 36 Fach- und Sachbereiche der Stadtwerke Bielefeld Gruppe eingebunden.” Auch die Unterstützung von etwa 30 Fremdfirmen dürfe nicht vergessen werden.

Die Kopplung von ÖPNV, Energieversorgung und Abfallwirtschaft werde deutlich, wenn künftig mit dem in der MVA gewonnenen Strom grüner Wasserstoff für Busse produziert werde. Der Bielefelder Oberbürgermeister Pit Clausen sieht in dem Innovationspark einen sehr wichtigen Beitrag für das Ziel der Stadt, bis 2035 vollständig klimaneutral zu sein. “Ich habe immer betont, dass die Stadtwerke bei diesem Vorhaben ein entscheidender Partner sind. Und nicht nur durch dieses Projekt wird deutlich, wozu die gesamte Unternehmensgruppe im Stande ist”, sagt Pit Clausen.

“Bereits jetzt verfügen alle Busse des Mobiel-Fuhrparks über die Euro VI-Abgasnorm und damit die höchste Abgasnorm für mehr saubere Luft in Bielefeld. 40 Prozent des Fuhrparks sind inzwischen Hybridbusse und die Stadtbahnen sind ohnehin vollelektrisch mit grün zertifiziertem Strom unterwegs. Das zeigt, dass moBiel bereits sehr verantwortungsvoll und umweltbewusst agiert. Das Wasserstoffprojekt ist der logische nächste Schritt für mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz”, sagt Jens Julkowski-Keppler, Aufsichtsratsvorsitzender der Mobiel.

Voraussichtlich noch in der ersten Jahreshälfte 2022 werden Fahrgäste auf der Probestrecke zwischen Baderbach und Schildhof (Linie 29) in wasserstoffbetriebene Busse einsteigen können. Der portugiesische Hersteller Caetano liefert an Mobiel vier 12-Meter-Fahrzeuge vom Typ H2 City Gold, die in Deutschland erst seit etwa einem Jahr auf dem Markt und derzeit in der Erprobungsphase sind. An der Front tragen die Busse inzwischen das Logo des japanischen Mobilitätskonzerns Toyota, zu dem der Hersteller der Busse seit einigen Monaten gehört.

Für eine Reichweite von etwa 350 bis 400 Kilometern sorgen je fünf Wasserstofftanks, die 37,5 Kilogramm Wasserstoff aufnehmen können. 2Die Reichweite entspricht in etwa dem, was unsere Busse am Tag schaffen müssen”, sagt Mobiel-Projektleiter Gerhard Sawatzky. Das sei ein großer Vorteil gegenüber batterie-elektrischen Bussen. Denn die vier Busse können so den ganzen Tag auf der 7,6 Kilometer langen Linie 29 im Einsatz sein, ohne dass sie zwischendurch betankt werden müssen.

“Perspektivisch ist der emissionsfreie und geräuschlose Brennstoffzellenbus nur dann ein echter Beitrag zum Klimaschutz, wenn grüner Wasserstoff in ausreichender Menge zur Verfügung steht,” sagt Geschäftsführer Rainer Müller. Denn nur diese Variante erzeuge bei der Herstellung kein CO₂.

Ebenfalls für das Gelände der Müllverbrennungsanlage laufen deshalb die Planungen für die Errichtung eines Elektrolyseurs, der Wasserstoff produzieren kann, weil er Wasser in seine Grundelemente Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt.

“Dabei handelt es sich um grünen Wasserstoff, weil er durch die Elektrolyse mit Strom aus der Müllverbrennungsanlage gewonnen wird und der wiederum zu mehr als 50 Prozent aus biogenen Quellen wie zum Beispiel Holz, Papier oder Pflanzen- und Speisereste stammt”, sagt Thomas Pörtner, Geschäftsführer der MVA Bielefeld-Herford GmbH. “Für das Projekt liegt inzwischen die Förderzusage des Bundesverkehrsministeriums vor. Damit wird der Elektrolyseur zu 45 Prozent finanziert werden können”, sagt MVA-Aufsichtsratsvorsitzender Detlef Werner.

Für den kompletten Innovationspark werden für die erste Ausbaustufe insgesamt etwa 13,5 Millionen Euro investiert. “Nur dank der Fördermittel durch das Land NRW können die Wasserstoffbusse und die Tankstelle beschafft werden. Denn wirtschaftlich betreiben lassen sie sich noch nicht”, sagt Kai-Uwe Steinbrecher (Mobiel). Die Treibstoffkosten der vier Brennstoffzellenbusse liegen pro Jahr um rund 15.000 Euro über denen von Dieselbussen. Auch die Kosten für den Betrieb und die Wartung der H2-Tanstelle werden einen spürbaren Mehraufwand verursachen.

Die Kosten für die Tankstelle werden zu 90 Prozent gefördert, die Mehrkosten zu einem Euro-6-Bus mit 60 Prozent. Über die konkreten Kaufpreise von Bussen und Tankstelle ist Stillschweigen vereinbart worden. “Wir freuen uns über die gute Entwicklung der Projekte und über die breite Unterstützung aus der Politik”, sagt Kai-Uwe Steinbrecher. (Caetano/Mobiel/PM/Sr)

 

 

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