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Klaus Müller, Vorstand DB Regio Bus, Dr. Christian Gravert, leitender Arzt DB, Christian Korff, Cisco Deutschland. Foto: Deutsche Bahn / Dupont

Seit fast eineinhalb Jahren rollt mit dem Medibus eine mobile Arztpraxis durchs ländliche Nord- und Osthessen – und soll dies auch noch bis mindestens Ende 2020 tun. Wie die Deutsche Bahn (DB) mitteilte, wurde der eigentlich Mitte kommenden Jahres auslaufende Vertrag demnach um weitere mindestens sechs Monate verlängert. Die Kassenärztliche Vereinigung Hessen (KVH) testet den Linienbus, den die Deutsche Bahn umgebaut hat. Die bisherige Bilanz sei sehr positiv, heißt es: Mehr als 3.500 Patienten sind demnach bereits in der rollenden Hausarztpraxis behandelt worden. Von den durchschnittlich 36 behandelten Patienten pro Tag sei jeder zweite über 75 Jahre alt. Der Medibus bringt seit Juli 2018 einen Hausarzt an Orte, wo Mediziner fehlen. Die Kosten für die ursprünglich auf zwei Jahre angelegte Pilotphase liegen bei rund 600.000 Euro. Damit sei der Medibus teurer als eine Hausarztpraxis. Ob der Medibus noch über 2020 hinaus rollen kann, ist laut stellvertretendem KVH-Vorsitzenden Eckhard Starke nun vor allem eine Sache der Finanzierung. “Hier sehen wir besonders das Land und die Kommunen in der Pflicht, die sich einstimmig für die Weiterführung ausgesprochen haben. Nicht zuletzt von deren Engagement wird abhängen, was nach 2020 mit dem Medibus passiert.“ Dr. Jörg Sandvoß, Vorstandsvorsitzender der DB Regio AG, sagt: „DB Regio Bus kombiniert mit dem DB Medibus zwei Dinge zu einem neuen überzeugenden Angebot: die Präsenz in der Fläche und die technologische Innovationskraft für ein High-Tech-Konzept wie die mobile Arztpraxis. Die Vertragsverlängerung macht uns stolz und zeigt, dass wir die Wünsche der Menschen, der Kassenärztlichen Vereinigung und des Marktes richtig erkannt haben.“  Mit dem DB Medibus bietet DB Regio Bus eine innovative Möglichkeit, den Zugang zu medizinischer Infrastruktur zu verbessern. Insbesondere älteren Menschen fällt in ländlichen Gebieten der immer länger werdende Weg zum nächsten Arzt schwer. Aber auch bei der medizinischen Versorgung in Großstädten kann die mobile Arztpraxis eine sinnvolle Ergänzung sein. DB Regio reagiert damit auf die Herausforderungen, die eine alternde Gesellschaft und fehlender ärztlicher Nachwuchs mit sich bringen. Der 12,7-Meter-Linienbus von VDL wurde zu einer mobilen Praxis für Allgemeinmedizin umgebaut und ist ausgestattet mit Sprechzimmer, Behandlungsraum, Wartebereich und Labor. Die Stromversorgung der mobilen Praxis wird über 16 Solarzellen auf dem Dach des Busses gewährleistet, die zusätzlich drei Hochleistungsakkus aufladen. Die elektrischen Geräte wie Kühlschränke, Klimaanlage und Netzwerktechnik können so emissionsfrei betrieben werden. Selbst bei Dauerbetrieb der einzelnen Geräte erhalten die Solarpaneele den Ladezustand der Akkus über mindestens einen Einsatztag. Mit einem zusätzlichen Generator an Bord ist der autarke Einsatz auch an abgelegenen Orten gesichert, wenn die Batterien leer sind. Die Räume des Medibus werden durch eine Klimaanlage sowohl gekühlt als auch geheizt. Der Bus verfügt außerdem über eine Standheizung für den autarken Betrieb. Die mobile Arztpraxis hat somit vier eigene Klimazonen, die variabel gesteuert werden können. Durch den Einbau modernster Technologien kann bei der Behandlung auch Telemedizin eingesetzt werden. So kann der behandelnde Arzt bei Bedarf einen Facharzt per Videokonferenz hinzuziehen. Durch einen eingebauten Dual-SIM Router ist auch in ländlichen Gebieten ein stabiler Internetzugang durch die Bündelung der Signale verschiedener Provider gewährleistet. Die gesamte IT-Infrastruktur stellt das Technologieunternehmen Cisco. Der DB Medibus ist ein Angebot an die gesamte Gesundheitsbranche von Politik und Verwaltung über Krankenkassen bis zu den Ärzten. Auch der Gesetzgeber hat die gesellschaftliche Relevanz dieser Innovation erkannt und in das 2019 verabschiedete Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) einfließen lassen. Darin ist seit dem 11. Mai 2019 verankert, dass Kassenärztliche Vereinigungen verpflichtet sind, in unterversorgten Gebieten eigene Praxen (Eigeneinrichtungen) oder mobile und telemedizinische Versorgungs-Alternativen anzubieten, wenn es zu wenig Ärzte gibt.

Durch den Einbau modernster Technologien kann bei der Behandlung zudem auch Telemedizin eingesetzt werden. Foto: Deutsche Bahn / Dupont

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