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Die Bundesagentur für Arbeit stuft Busfahrer neu als Mangelberuf ein. Foto: BDO

Die Zahl der Engpassberufe ist im Jahr 2022 kräftig gestiegen. Das geht aus der jährlichen Fachkräfteengpassanalyse der BA hervor. In 200 der rund 1.200 bewerteten Berufen wurde ein Engpass festgestellt, 52 mehr als ein Jahr zuvor. In mittlerweile jedem sechsten Beruf werden somit Fachkräfte knapp. Zu den beschäftigungsstärksten Engpassberufen zählen Pflegeberufe, Berufskraftfahrer, Medizinische Fachangestellte, Bauberufe sowie Berufe in der Kinderbetreuung oder Kraftfahrzeugtechnik. Auf Ebene der Spezialisten und Experten kommen etwa Apotheker, Architekten oder Berufe im IT Bereich hinzu.

Im Vergleich zum Vorjahr neu aufgenommen wurden unter anderem Berufe im Hotel- oder Gastronomieservice, im Metallbau und Busfahrer. 157 Berufsgattungen stehen unter Beobachtung, weil sie sich potenziell zu Engpassberufen entwickeln könnten. Dazu zählen etwa Bürokaufleute, Berufe im Verkauf oder auch Berufe in der Lagerwirtschaft. Die aktualisierte Engpassanalyse der Bundesagentur für Arbeit stuft Busfahrer neu als Mangelberuf ein. Dem massiven Anstieg von 1,2 auf 2,2 Punkte (Mangelberuf gilt ab 2,0) waren zahlreiche Aufrufe vom Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmen (BDO) und Landesverbänden vorausgegangen und Busbetriebe haben verstärkt offene Stellen an die Arbeitsagenturen gemeldet.

Nach wie vor werden Busfahrer und Straßenbahnfahrer zusammen als ein Beruf in der Statistik aufgeführt. Eine Korrektur wurde dem BDO bei der nächsten Überarbeitung der Berufsgruppen – voraussichtlich in 2030 – zugesichert. Die Meldung offener Stellen durch die Busbetriebe bleibt aber weiterhin unverzichtbar. Die Einstufung des Busfahrerberufs als Mangelberuf bei der Bundesagentur für Arbeit bringe laut BDO vor allem zwei Vorteile: Erstens würden die Arbeitsagenturen Mangelberufe bei der Stellenvermittlung in ihrer Behörde bevorzugt berücksichtigen. Zweitens würden politische Entscheider die so erstellte und immer aktuelle Engpassanalyse für wichtige arbeitsmarktpolitische Entscheidungen heranziehen.

Damit rückt der Fahrpersonalmangel im Omnibusgewerbe weiter in den Fokus und die dafür entwickelten Reformvorschläge könnten mehr Zustimmung finden, um die Mobilität in Deutschland sicherzustellen. Der Fahrermangel wirkt sich auf den öffentlichen Nahverkehr bei kommunalen genauso wie bei privaten Unternehmen aus. Die Unternehmen suchen – mitunter mit ganz kreativen Kampagnen und Prämien – neues Personal. Es ist aber auch die Politik gefordert, sie muss Zugangshürden abbauen, zum Beispiel die Berufskraftfahrer-Qualifikation in die Fahrausbildung einbeziehen und so die Ausbildungskosten senken.

Der Führerschein für Berufskraftfahrer koste mindestens 5.000 Euro. Die finanzielle Hürde für den Berufseinstieg müsse sinken, forderte der BDO mehrfach. Außerdem müssten Führerscheine und Qualifikationen von Nicht-EU-Bürgern schneller anerkannt werden, etwa von Busfahrerinnen und Busfahrern aus der Ukraine. Durch die geplante Verkehrswende werde sich der Mangel an Busfahrern bis zum Jahr 2030 auf rund 76.000 erhöhen, wie der BDO mitteilt. Busse, die im Schienenersatzverkehr eingesetzt würden, seien in diese Zahl noch nicht mit einbezogen. (BDO/omnibus.news/Sr)

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