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Angesichts der Forderungen nach immer weniger Emissionen in den Innenstädten steht fest: Die Zukunft des ÖPNV ist überwiegend reinelektrisch. MAN Truck & Bus geht davon aus, dass bis 2030 rund 66 Prozent der Linienbusse elektrisch sein werden. Auf der IAA Nutzfahrzeuge 2018 stellte MAN die vollelektrische Version des neuen Stadtbusses MAN Lion’s City vor, nach der ElekBu steht der Stromer aus München nun in Berlin auf der Bus2Bus. Optisch fällt der Elektrobus der Lion’sCity-Baureihe durch ein leicht geändertes Design auf, im Fahrgastraum wird der Unterschied hingegen um so deutlicher: Kein Motorturm mehr im Heck, Sitze pur sozusagen, auch wenn es unter dem Strich nur vier sind. Aber immerhin, ein gibt einen Heckbereich mit mehr Gestaltungsfreiheit. MAN hat alle Batterien auf das Dach verbannt. Beim Antrieb setzt MAN in seinem eBus auf einen Zentralmotor an der Hinterachse bzw. im Gelenkbus zwei Zentralmotoren an der zweiten und dritten Achse. Diese sind leichter zugänglich und weniger komplex aufgebaut als Rad-nahe Motoren, was Vorteile bei der Wartung und den Total Cost of Ownership (TCO) bringt, wie MAN betont. Gerade der Gelenkbus solle so auch beim Fahrverhalten Vorteile haben: Durch die zwei angetriebenen Achsen erhöhe sich Fahrstabilität und damit Sicherheit sowie die maximale Energierückgewinnung beim Bremsen. Der vollelektrische Antriebsstrang leistet im Solobus 160 bis maximal 270 kW. Die Energie dafür stammt aus den modularen Batterien mit 480 (Solo) bzw. 640 kWh (Gelenkbus). Hierbei greift MAN auf die ausgereifte Batteriezelltechnologie aus dem Konzernbaukasten zurück, das ausgeklügelte Temperaturmanagement sorgt für eine besonders gute Verfügbarkeit unabhängig von der Jahreszeit. So kann der Lion’s City E zuverlässig die Reichweite von 200 km und bis zu 270 km unter günstigen Bedingungen über die gesamte Lebensdauer der Batterien sicherstellen. Geladen werden die Batterien im Depot per CCS Stecker. Bei einer durchschnittlichen Ladeleistung von 100 kW erreicht dabei der Solobus bereits unter drei Stunden eine vollständige Ladung, der Gelenkbus in unter vier Stunden. Bei maximaler Ladeleistung von 150 kW verkürzt sich die Zeit entsprechend. Die europaweite Befragung von knapp 200 Kunden sowie die Rückmeldungen mehrerer Städte ließen MAN zu dem Schluss kommen, dass für den späteren Alltagsbetrieb ein flexibler und störungsfreier Einsatz ohne Zwischenladen wichtiger ist als uneingeschränkte Reichweite. Zumal sich die Batterietechnologie rasend schnell weiterentwickelt. Der Lion’s City E bleibt dabei auf der Höhe der Zeit, da das Fahrzeugkonzept Upgrade-fähig zur nächsten Batteriegeneration ist. Das Laden außerhalb der Spitzenzeiten ermöglicht es den Betreibern zudem mit einem intelligenten Lademanagement günstigere Stromtarife zu nutzen und so weiter zur Wirtschaftlichkeit des eBus-Einsatzes beizutragen. Da der eBus ein integriertes Mitglied der neuen MAN Lion’s City Familie ist, fügt er sich einfach in den Betriebsablauf ein, der Verkehrsbetrieb profitiert wie gewohnt vom MAN Servicenetz. Auch für die Produktion gibt es ein durchdachtes Konzept: MAN hat bekanntlich seine Produktion von Stadtbussen im polnischen Werk Starachowice gebündelt. Hier werden auch die Elektrobusse in Serie gefertigt, wie Rudi Kuchta gegenüber omnibus.news erklärt. Ohne große Veränderung können auch zukünftig Elektrobusse zwischen den konventionell angetriebenen Diesel- oder auch den Erdgas-Linienbussen gebaut werden. Zur eMobility-Roadmap merkt Rudi Kuchta, der seit Januar diesen Jahres Sprecher des Leitungskreises Bus bei MAN Truck & Bus ist, an, dass es die ersten beiden Elektrobusse Ende 2019 nach Hamburg ausgeliefert werden. Mitte 2020 stehe dann eine Demo-Flotte im Rahmen mehrerer Feldversuche in Kooperation mit verschiedenen europäischen Betreibern auf ihre Alltagstauglichkeit beeit. Natürlich wird auch in Wolfsburg ein Lion’s eCity fahren, denn in der Heimat von Volkswagen ist Elektrobus aus dem Konzern gesetzt. Weitere Innovationspartnerschaften gibt es neben den Stadtwerken Wolfsburg bzw. Wolfsburger Verkehrs GmbH und der Hamburger Hochbahn sowie den Verkehrsbetrieben Hamburg-Holstein (VHH) mit den Stadtwerken München und der Münchner Verkehrs Gesellschaft mit einem Lion’s eCity. Das luxemburgischen Unternehmen Voyages Emile Weber und Losch Luxemburg werden zusammen vier Elektrobusse von MAN erproben. Um alle Begehrlichkeiten zu befriedigen, ist mittelfristig ein E-Bus-Chassis verfügbar, denn im Chassis-Segment ist MAN bekanntlich außerhalb Europas besonders aktiv und erfolgreich, wie Rudi Kuchta mit Blick auf die Verkaufszahlen des Jahres 2018 anmerkte. Doch zuvor werde man zusammen mit ausgewählten Verkehrsbetrieben und zwölf so genannten Felderprobern die Erfahrungen sammeln, um mit dem Start der Serienproduktion im Herbst 2020 ein verfügbares Fahrzeug zu haben, das ganz normal im Fuhrpark mitläuft. Den rein elektrischen Gelenkbus will MAN dann ein Jahr später, also 2021 anbieten, wie Kuchta erklärte. Und auch MAN hat ein Kompetenzteam auf die Beine gestellt, um die Verkehrsbetriebe und Flottenbetreiber, die auf dem Weg von „Low Emission“ zu „No Emission“ vor einigen Herausforderungen stehen, begleiten zu können. Das Beratungsteam namens MAN Transport Solutions berät und sucht nach individuellen und maximal wirtschaftlichen Lösungen. Die Berater können durch ihren Erfahrungsschatz neben dem Fahrzeug auch Fragen rund um die Infrastruktur und den Energiebedarf sowie Wartungskonzepte und die Flottenauslegung abdecken, und so die Betreiber bestmöglich unterstützen.

Rudi Kuchta, Sprecher des Leitungskreises Bus bei MAN Truck & Bus, hat im Bereich der Elektromobilität eine starke Mannschaft hinter sich. Foto: Schreiber

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