Typisch Setra, so ein oft gehörter Kommentar zum Ankai A9. Der Name lässt schon erahnen, dass die Chinesen neue Wege gehen. Denn in der landestypischen Bezeichnung ist der A9 schlicht und einfach der HFF6120A12. Doch das klingt für die Märkte außerhalb Chinas nicht, die Bezeichnung A9 ist einfach gefälliger… Schon beim ersten Blick auf den A9 fällt die Frontmaske auf, die zweifelsohne an die TopClass aus Ulm erinnert. Doch in der Blende steht nicht Setra, sondern Ankai. Die die Seitengrafik suggeriert die optische Nähe zu Omnibussen der Marke Setra. Doch statt das Design der Ulmer einfach nur zu kopieren, haben sich die Chinesen für eine andere Form der Anerkennung entschieden: Vor über 20 Jahren schlossen sie, seinerzeit noch mit Kässbohrer, einen Lizenzvertrag über den Bau des S 215 HD. Ein Jahr später rollte der erste chinesische Hochdecker vom Band. Deutsche Ingenieure haben dabei in Hefei sozusagen Geburtshilfe für die Ulmer Hochdecker geleistet. Insbesondere die Qualitätskontrolle war den Chinesen ein wichtiges Anliegen. 2003 unterzeichnen die Verantwortlichen der Anhui Ankai Automobile Co. Ltd. ein weiteres Abkommen, diesmal mit EvoBus. Nach den Erfolgen mit der 200er Baureihe wurde nun der Lizenzbau des S 315 HD vereinbart. Aus den gesammelten Erfahrungen ist mittlerweile eine optisch ansprechende Flotte geworden, das Portfolio reicht vom 6m kurzen Midi-Bus bis zum 18m langen Gelenkbus. Unterschiedliche Ausstattungen für Stadt-, Überland- und Reiseeinsatz sowie Schul- und Sonderfahrzeuge gehören ebenso zum Angebot wie verschiedene Antriebskonzepte (Diesel, Gas, Hybrid und Elektro). Und alle Omnibusse haben mehr oder weniger ein bekanntes Gesicht. Die Bedeutung des Faktors Design und des damit verbundenen Markenimages haben mittlerweile auch die Chinesen erkannt und scheinbar zui Setra-Zeiten viel gelernt. „Es ist unser Ziel, das bekannte Markengesicht von Setra von Baureihe zu Baureihe authentisch weiterzuentwickeln, ohne den Blick auf die Tradition zu verlieren und so eine Brücke zwischen Bewährtem und Modernem zu schlagen“, erklärt Mathias Lenz, Leiter Design von Daimler Buses. Dabei sei es nicht nur erlaubt, sondern geradezu notwendig, auch Bestehendes mitunter in Frage zu stellen, so der Designer, der den Neu-Ulmer Designbereich seit 2010 leitet. Etwas anders sehen das die Chinesen, was aber kulturell veranlagt ist. Bestehendes oder besser Gutes, weil es ja Bestand hat, wird kopiert und damit mehr als anerkannt, es wird in höchsten Tönen gelobt. In diesem Sinne haben sich auch die kreativen Köpfe bei Ankai mehr oder weniger ihre Gedanken gemacht. Für Ankai ist das Design der Omnibusse heute auch ein ganz wichtiger Punkt, ein Markenzeichen. Und wenn der Betrachter darin dann Setra-Gene entdeckt, dann werden diese Werte nicht nur im Reich der Mitte visualisiert, sondern führen dazu, dass markentypische Stilelemente wirklich grenzenlos sein können…
Linientreue
4. September 2017