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Mischt das Design in Fernost neu auf: Mathias Lenz arbeitet jetzt als Designer für Yutong. Foto: Schreiber

Der kreative Kopf hinter Daimlers Bussparte wechselte ins Reiche der Mitte: Seit April verantwortet Mathias Lenz das Design des chinesischen Busherstellers Yutong. Mathias Lenz war bis März 2018 der Senior Manager Design EvoBus und hat acht Jahre lang die Omnibusse der Marken Mercedes-Benz, Orion und Setra mit seinem Team geprägt. Der 1966 in Oberbayern geborene kreative Kopf studierte in Pforzheim und war seit 1992 im Daimler-Konzern aktiv: Ob Atego, Axor, Unimog oder auch Sprinter, Mathias Lenz hat Spuren hinterlassen. Nun ist er beim chinesischen Hersteller Yutong angestellt. Die Zhengzhou Yutong Bus Group, 1963 als Werkstatt für Busreparaturen gegründet, wird seit Jahren als expandierendes Unternehmen stets positiv bewertet. Das Portfolio deckt alle Bereiche der Personenbeförderung ab: Ob Klein-, Linien- oder Reisebusse, selbst Schul-,  Elektrobusse und Vorfeldbusse gibt es. Die Chinesen beschäftigen heute über 17.000 Mitarbeiter, die alle mit dem Anspruch antreten, das Beste zu geben. Zahlreiche Auszeichnungen der letzten Jahre belegen, dass Yutong mit dieser Philosophie erfolgreich ist. Und die Absatzzahlen sprechen eine ähnlich erfolgreiche Sprache: Über 400 Busse werden mittlerweile täglich hergestellt. Yutong wurde vor zehn Jahren als erster chinesischer Bushersteller in Shanghai an der Börse gelistet. Waren es 2015 ganze 67.018 Omnibusse, so meldete Yutong ein Jahr später schon stolze 70.988 Busse, die ausgeliefert wurden. Weltweit gibt es 30 Länder, in denen Omnibusse von Yutong mittlerweile auf der Straße fahren. Mathias Lenz stand mit Blick auf die neue berufliche Herausforderung jetzt für omnibus.news Rede und Antwort.

omnibus.news: Wir sind in unserer Kultur von architektonischen Kriterien geprägt, bisher suchten auch Sie im Design nach Linien und Geometrien. Bei den Chinesen sind die Formen – analog zur Kalligraphie – hingegen fließend. Wir es einen ganz neuen Lenz geben?

Lenz: Meine Aufgabe besteht darin, den Produkten von Yutong ein einzigartiges, aber angemessenes Design zu geben, das die bisherigen Markenwerte mit neuen ergänzt und somit die Tradition, Innovation, Qualität und Progressivität der Marke unterstreicht.

omnibus.news: Sind die kulturellen Unterschiede beim Design von Nutzfahrzeugen sichtbar?

Lenz: Nutzfahrzeuge sind überall auf der Welt Investitionsgüter. Hier steht, speziell bei  Bussen, die Ergonomie und die Wirtschaftlichkeit im Vordergrund. Unterschiede bestehen natürlich im Nutzerverhalten. Auf diese muss definitiv Rücksicht genommen werden. Was die Gestaltung anbelangt, gibt es gewisse Vorlieben in den Regionen. Denken wir an die reichen grafischen Details indischer LKW oder aber auch an die Ornamentik bei den Kühlermasken asiatischer Fahrzeugmarken.

omnibus.news: Eine Tradition im Fahrzeugbau, die auf eine lange Geschichte zurückblicken kann, gibt es in Asien nicht – vor allem in China geht man von der Folklore direkt in die Neuzeit. Was bedeutet das für einen Designer?

Lenz: Yutong weißt auf eine fast 60jährige Geschichte zurück. Historie ist also auch bei Yutong gegeben. Der Unterschied liegt in der Offenheit, neue Designströmungen und damit verbunden, Flächenbehandlung und Grafik vorurteilsfreier in die Marke zu integrieren. Aber auch hier gilt, nicht alles kann und darf übernommen werden,das Design muss eine Geschichte erzählen können, die über den kompletten Produktzyklus eines Busses bestehen kann.

omnibus.news: Beschreiben Sie das Yutong-Design aus Ihrer bisherigen Wahrnehmung mit drei Worten!

Lenz: traditionell, modern und innovativ.

omnibus.news: Wann werden wir den ersten Yutong-Omnibus sehen, der Ihre Handschrift trägt?

Lenz: lassen Sie sich überraschen!

omnibus.news: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Lenz!

Das Portfolio von Yutong scheint keine Grenzen zu kennen, die Auswahl auf dem Foto zeigt nur eine kleine Auswahl des riesigen Angebots der Chinesen… Foto: Yutong

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