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Polizeikontrolle eines Reisebusses vor der Anfahrt. Foto: Polizei Gelsenkirchen

Mit 600 Schülern nach Rom! Was das Gauß-Gymnasiums in Gelsenkirchen zum 50. Schulgeburtstag plante, war zweifelsohne eine Klassenfahrt der Superlative. Aber auch das, was die Polizei bei der Kontrolle dieser besonderen Klassenfahrt erlebte, war etwas Besonderes: Von 17 überprüften Busfahrern konnten 16 keine ordnungsgemäßen Nachweise über ihre Lenk- und Ruhezeiten vorlegen! Neun Verstöße waren derart gravierend, dass entsprechende Anzeigen geschrieben werden mussten. Vier Fahrern untersagten die Beamten noch vor Ort der Antritt der Fahrt, weil sie zwingend vorgeschriebene Pausen zuvor nicht eingelegt hatten oder nachweisen konnten, wie die Polizei Gelsenkirchen mitteilt. Einem als Ersatz georderten Fahrer wurde im Rahmen der Gefahrenabwehr das Führen eines Busses untersagt, weil er zwar von den Unterlagen her dazu in der Lage war, aber vor Ort zugab, noch nie einen Doppeldecker mit 89 Passagieren gefahren zu sein. Selbst die Fahrer, die nachgeordert werden mussten, um die wartenden Schüler zu befördern, hatten zum Teil keine “ordentlichen Papiere”, wie die Polizeit sagt. Verantwortlich ist mit Höffmann ein Busunternehmen, das in der Branche einen guten Ruf hat. Moderne Fahrzeuge, langjährige Erfahrung und Kompetenz vor Ort. Eigentlich hätte die Romfahrt für die Schüler ein Selbstläufer sein müssen, dann dieses Angebot ist ein Standbein des Busunternehmens. Im Hause Höffmann begrüße man grundsätzlich Kontrollen, wie betont wird. Offenbar hätten Fahrer des Unternehmens gelegentlich vergessen, die Pausentaste zu drücken, so Firmensprecher Sascha Witting. Lenkzeiten seien aber zumindest bei den betriebseigenen Bussen nicht überschritten worden, zeigte sich Witting überzeugt. Dennoch sei er “verwundert” über die hohe Beanstandungsquote. Zu möglichen Konsequenzen wollte er sich nicht äußern. Höffmann-Reisen-Chef Hans Höffmann ließ schriftlich verlauten, dass er sich bei der Schulgemeinschaft für die Misere bei der Abfahrt entschuldigt und einige Schülerinnen und Schüler zu einem Abendessen eingeladen habe. Er teilte ferner mit, dass vier Fahrer nicht zum geplanten Einsatz gekommen seien. Die Ruhezeiten seien auf ihrer Fahrerkarte nicht festgehalten. Das sei sogar bei einem Fahrer der Fall, der nachweislich in einem Hotel in Gelsenkirchen übernachtet habe. Busfahrer wurden dann aber schnell ausgetauscht, nur bei einem der Busse hätte sich die Abfahrt verzögert. „Eine Abfahrt dieser Art ist bei uns in den letzten 49 Jahren nicht vorgekommen und wird in Zukunft auch nicht wieder vorkommen“, sagt Höffmann. Er betont, dass die Kontrolle viele Wochen vor Abfahrt abgesprochen wurde. Es handele sich nicht um einen „spontanen Großeinsatz“, wie einige Medien es darstellten. Fahrer von Reisebussen dürfen maximal neun Stunden pro Tag am Steuer sitzen, zweimal in der Woche zehn Stunden. Nach einer Zeit von 4,5 Stunden müssen sie eine Pause von mindestens 45 Minuten einlegen. Grundsätzlich überprüfen die Beamten bei solchen Kontrollen die Fahrzeuge selbst und lesen die Bordcomputer und Fahrerkarten der letzten 28 Tage aus. Werden für diesen Zeitraum Verstöße oder Lücken bei Lenk-und Ruhezeiten festgestellt, werden sie entsprechend geahndet. Einige der am vergangenen Freitag beanstandeten Mängel liegen also durchaus schon länger zurück. Die Abfahrt aller Busse verzögerte sich wegen der Verstöße erheblich. Das letzte Fahrzeug konnte erst am Abend den Weg Richtung Rom antreten. Schüler und Eltern nahmen das übrigens gelassen hin und dankten den Beamten am Ende mit Applaus für ihre gewissenhafte Arbeit. Es bleiben Fragen, zumal die Aktion der Polizei von langer Hand vorbereitet und bekannt war. Der Schulleiter hatte die Polizei gebeten, Busse und Fahrer vor der Abfahrt zu kontrollieren. Er wollte, sensibilisiert durch schwere Unfälle, alles Notwendige tun, um die Sicherheit von Schülern und Lehrern zu gewährleisten.

Reisebusse von Höffmann sind das ganze Jahr in Rom anzutreffen. So sind die Schülerreisen nach Rom ein Schwerpunkt des Unternehmens. Foto: Schreiber

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