Seite wählen

Setra hat den S 531 DT in Valencia in der Ciudad de las Artes y las Ciencias treffend in Szene gesetzt. Foto: Setra

Sein Auftritt ist eindrucksvoll, sein Design atemberaubend, seine Größe majestätisch – so der Text von Setra, mit dem die Ulmer für den S 531 DT werben. Und wo könnte man diesen Doppeldecker für eine erste Fahrvorstellung passender als im spanischen Valencia präsentieren? Genau, mit etwas Calatrava im Hintergrund wirkt der Setra noch viel schöner. Kunst und Emotionen sind es, die der Stadt der Künste und Wissenschaften innewohnen. Die von Santiago Calatrava geschaffenen Gebäude eben dieser Ciudad de las Artes y las Ciencias sind weit von nüchterner Betrachtung entfernt. So wie der Ulmer Omnibus, der in der Branche nicht nur optisch ein Solitär ist Der neue Doppelstockbus ist mit seiner Linienführung zweifelsohne der Setra TopClass 500 zuzurechnen. Aufgrund seines breiten Einsatzspektrums und der Vielfalt an Ausführungen und Ausstat­tungen fährt er jedoch innerhalb der Baureihe 500 – auch wegen seiner Größe – in einer eigenen Klasse. Dies dokumentiert sein gleichermaßen modernes und eigenständiges Erscheinungs­bild. Das Gesicht des Setra mit dunkler Frontblende und silbernem Marken­schriftzug stammt unverkennbar aus der TopClass 500. An der Seitenwand haben die Setra-Designer die markentypische Aluminiumleiste „La Linea“ weiterentwickelt: Sie erstreckt sich nun waagerecht entlang der Dachkante. Die üppige Verglasung ist in Höhe des hinteren Aufgangs durch einen Gegenschwung gekennzeichnet. Er verleiht dem Omnibus Dynamik und ist in Aluminium gefasst, was wiederum die Wertigkeit unterstreicht. Die Verblechung des Oberdecks schwebt wie eine Insel auf der Verglasung. Darunter unterbricht über dem vorderen Radlauf eine Logoblende in Aluminium die Brüstungsleiste des Unterdecks. Das Heck ist durch seitliche Finnen mit Abrisskante und die Rückleuchten der Baureihe 500 eingefasst. Die beiden Lüftungsgitter des Motors sind beim neuen Setra Doppelstock­bus erstmals miteinander verbunden. Darüber setzt das schwarze Gitter der integrierten Klimaanlage TopAir Akzente. Unter dem Heckfenster fällt die verchromte Logoblende mit Markenschriftzug aus der TopClass 500 ins Auge – ein perfekter Abschluss eines aufsehenerregenden Omnibusses. Setra Designer können etwas, keine Frage. Die hohe Schule, oder wie ein geflügeltes Wort sagt: Kunst kommt von Können. Der Aphorismus wird in der Kunstdebatte häufig verwendet, oft als konservativ-skeptischer Kommentar gegenüber neueren Kunstrichtungen, Künstlern und Werken. Dieser Doppeldecker aus Ulm ist neu und gibt eine neue Richtung vor: Wer so viele Fahrgäste befördert, der muss dafür dier Messlatte der Sicherheit noch höher legen, auch gerade dann, wenn man den Anspruch an die Marktführerschaft hat. Mit Setra werden sie noch sicherer, denn der neue Setra TopClass S 531 DT setzt mit seinen Assistenzsystemen Maßstäbe. Zusammen mit ihm haben der Notbremsassistent Active Brake Assist 4 sowie der Sideguard Assist Weltpremiere in Omnibussen.

Technik muss man erfahren: Praktische Demonstration des Sideguard Assit-Sicherheitsassistenten in Valencia im Rahmen der Fahrvorstellung. Foto: Daimler

Erkennen die Sensoren beim Abbiegen in der Abbiegekurve des Omnibusses ein stationäres Hindernis wie eine Ampel oder einen Poller, erfolgt ebenfalls eine optische und haptische Warnung. Grafik: Setra

ABS, ABA 4, ART, AtAs, BAS, DBL, ESP, TPMS und mehr – der neue Setra verfügt entweder serienmäßig oder optional über das gesamte Alphabet der aktuellen Assistenz- und Sicherheitssysteme. Das hat bei Setra Tradition: 1955 gehörte die Marke zu den Pionieren für die Einzelradaufhängung in Omnibussen, führte als Erster 1964 den Retarder als verschleißlose Zusatzbremse ein und setzte wenige Jahre später auf Scheibenbremsen. Schon 1981 baute Setra in alle Omnibusse auf Kundenwunsch das Antiblockiersystem ABS ein. Ab 1984 dann serienmäßig, als europaweit erste Marke. Die Serieneinführung von Xenon-Scheinwerfern 2001 in der damals neuen TopClass 400, dann in rascher Folge das elektroni­sche Stabilitätsprogramm ESP, Abstandsregeltempomat, Dauerbremslimiter, Spurassistent und der Front Collision Guard – höchste Sicherheitsstandards dank Konzerntechnologie. Zuletzt führte Setra Ende 2015 optional integrierte LED-Scheinwerfer ein. Der neue Doppelstockbus fährt sogar serienmäßig mit LED-Scheinwerfern. Ihr Licht ähnelt Tageslicht und ermüdet die Augen weniger. Die Langlebigkeit und die nahezu unverminderte Lichtstärke über die gesamte Lebensdauer sind ebenfalls sicherheitsrelevant. Sicherheit steht für Setra traditionell ganz oben auf der Prioritätenliste, das unterstreicht zum Beispiel die serienmäßige Ausstattung des neuen Doppelstock­busses mit einer Brandlöschanlage. Gesetzlich für Reisebusse erst ab Mitte 2019 vorgeschrieben, gehört die Anlage beim S 531 DT bereits ab Serienstart zur Standardausrüstung. Der Löschvorgang wird bei Druckverlust in einer Detektionsleitung, ausgelöst z. B. durch starke Überhitzung, aktiviert. Die Löschflüssigkeit wird dabei durch die Düsen des Verteilsystems gedrückt und ein Hochdruckwassernebel im Motorraum versprüht. Dadurch wird der Sauerstoff in Sekundenbruchteilen verdrängt und dem Feuer so die Grundlage entzogen. Die Oberfläche der Bauteile wird gekühlt und ein Wiederentflammen effektiv verhindert. Die Löschmittel­leitung führt durch den gesamten Motorraum. Dabei sind die einzelnen Düsen gezielt auf die Komponenten gerichtet, die höhere Temperaturen erreichen, wie z. B. der Turbolader, das Ölfiltermodul und das Zusatzheizgerät. Die Brandlöschanlage ist durch den TÜV zertifiziert und erfüllt bereits vorab die gesetzlichen Vorgaben und Prüfbestimmungen gemäß Regelung UN R107/06 Ergänzung 4, welche für Klasse 3 Omnibusse ab Erstzulassung 10.06.2019 verbindlich wird.

Ulrich Bastert, Geschäftsführer Marketing, Sales und Customer Services Daimler Buses, stellte in seinem Vortrag auch die Geschichte der Doppeldecker aus Ulm vor. Foto: Daimler

Das Team der Daimler-Busentwickler hat für die Neuauflage des Doppeldeckers nicht nur den Wettbewerb analysiert, sondern auch die eigenen Kunden und deren Bestellungen der letzten Jahre genau verstanden: Das Ergebnis ist einFahrzeug, das in seinem Segment wieder bei vielen Unternehmern für großen Zuspruch sorgen dürfte. So wie damals, als man die IAA im Jahre 1969 nutzte, um den ersten Doppelstockbus der Marke Kässbohrer zu zeigen. Nicht aber als reales Fahrzeug, sondern nur als Zeichnung. Das Konzept sah im Oberdeck eine durchgehende und im Unterdeck eine Bestuhlung von der Vorder- bis zur Mitteltür vor. Der Gepäckraum schloss sich im Unterdeck nach der Mitteltür an und war von außen durch eine separate Tür hinter der dritten Achse zugänglich. Die Resonanz der Kunden war durchweg positiv, wie ehemalige Angestellte zu berichten wissen. Bis zur Geburtsstunde des ersten Doppelstockbusses aus Ulm war es rückblickend aber noch ein langer Weg, es dauerte ganze zwölf Jahre. Hauptsächlich waren es produktionsbedingte Gründe, die die Realisierung des ersten Doppelstockbusses verhinderten. Einerseits war die Produktion der 200er-Baureihe gut ausgelastet, anderseits verlangt ein 4 m hohes Fahrzeug auch baulich andere Maßnahmen als ein normaler Reisebus-Hochdecker. 1980 wurden in Elchingen bei Neu-Ulm dann Hallen für die Produktion dieser vier Meter hohen Reisebusse gefunden. Wieder war es die IAA, die Kässbohrer nutzte, um den Setra Doppelstockbus S 228 DT vorzustellen. Der erste Doppeldecker wurde 1981 vorgestellt und wurde von den Kunden dankend angenommen. Anfang der 80er Jahre waren Gelenkbusse in Frankreich und der Schweiz unerwünscht. Das Einfahrverbot dieser Länder führte dazu, dass viele Unternehmer mit Blick auf die Sitzplatzkapazität einen Doppelstockbus brauchten, um das Angebot für Fernreisen nach Südeuropa aufrecht zu erhalten.

Mit zwei unterschiedlich konfigurierten Doppeldeckern ging es in Valencia auf große Fahrt. Foto: Daimler

Mit dem Motto “Nicht anfassen verboten”, was im Naturwissenschaftlichen Museum Príncipe Felipe im Ciudad de las Artes y las Ciencias zu lesen ist, startete Setra das Doppeldecker-Fahrerlebnis in Valencia. Linkerhand vom Lenkrad ist jetzt das Zündschloss für den High Tech-Schlüssel angebracht. Ein leichter Druck auf den Motorknopf erweckt den 12,8-Liter-Reihensechszylinder OM 471 im Heck des Doppeldeckers zum Leben. Mit seinen 375 kW (510 PS) Leistung und satten 2500 Nm an maximalem Drehmoment schiebt der Reisebus genauso nachdrücklich wie souverän an ohne jemals aufdringlich zu klingen. Nicht nur im Cockpit zeichnet sich der neue Setra durch sein niedriges Geräuschniveau aus, auch im hinteren Oberdeck können bei Reisegeschwindigkeit Traumwerte von unter 60 dB(A) gemessen werden. Windgeräusche sind im Cockpit genauso wenig zu vernehmen wie hörbare Lebenszeichen der Vorderachse – eine Weiterentwicklung der bekannten Setra Einzelradaufhängung mit Mercedes-Benz Radkopf. In Verbindung mit der präzisen und trotzdem leichtgängigen Lenkung bietet der größte Setra ein unnachahmlich souveränes Fahrgefühl. Die bei Setra schon seit langem für seine Doppeldecker verwendete 80 Prozent-Bereifung trägt gleichzeitig zu hohem Komfort bei und ist mit gängigen Fuhrpark-Ausstattungen kompatibel. Kurven im engen Winkel stellen dank der elektrohydraulisch gelenkten Nachlaufachse ebenso wenig ein Problem dar wie Kreisverkehre, die der Wagen mit einem vergleichsweise kompakten Wendekreis von 23,1 m durchfährt. Das sanft und exakt schaltende vollautomatisierte Achtganggetriebe GO 250-8 trägt seinen Anteil zu diesem fließenden und ruckfreien Erleben des Vorwärtsdrangs bei. Soll es einmal etwas zügiger vorangehen, so kann im wählbaren Dynamikmodus jederzeit die Drehzahl bis zum Hochschalten um rund 200 Umdrehungen erhöht werden. Auch das Rangieren geht dank der feinfühligen, automatisierten Kupplungsarbeit des Getriebes sowie der hellen LED-Docking-Lights vor der hinteren Doppelachse leicht von der Hand. Auch diese Kunst beherrschen die Ingenieure bei Setra und im Hause Daimler. Und so ist es keine Frage, das Kunst von Können kommt.Wer in Herders Kalligone aus dem Jahr 1800 liest, der findet in diesem Zusammenhang, dass “Kunst kommt von Können oder Kennen her (nosse aut posse), vielleicht von beiden, wenigstens muß sie beides in gehörigem Grad verbinden. Wer kennt, ohne zu können, ist ein Theorist, dem man in Sachen des Könnens kaum trauet; wer kann ohne zu kennen, ist ein bloßer Praktiker oder Handwerker; der echte Künstler verbindet beides.”

Kunst trifft Können: Der neue Setra S 531 DT wurde jetzt im Rahmen einer Fahrvorstellung in Valencia vorgestellt. Foto: Daimler

Teilen auf: