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Auch ein Tourbus aus dem Fuhrpark der Kelly Family: Der Neoplan Jumbocruiser. Foto: Technik Museum Sinsheim Speyer

So groß wie der Erfolg der Kelly Family Ende der 1990er Jahre war damals auch ihr Tourbus. Die singende Großfamilie reiste mit einem unübersehbaren Jumbocruiser vom Typ N 138/4 durch Europa. Der große Neoplan auf Basis des Skyliner schöpfte mit 18 Tonnen Gesamtgewicht, 18 Metern Länge, vier Metern Höhe und zweieinhalb Metern Breite bereits bei seiner Vorstellung auf der IAA 1975 die maximal zulässigen Maße aus. Kunden konnten ab Werk zwischen drei Ausbauvarianten des Unterdecks im Nachläufer wählen: Bar/Toilette/Gepäck, Clubraum/Toilette/Gepäck oder nur Gepäckvolumen. 1996 kaufte Joey Kelly den Bus mit Clubraumvariante direkt vom Erstbesitzer, einem Dortmunder Reiseunternehmen. Von den insgesamt elf jemals gebauten Exemplaren war das die Nummer zwei.

Ab 1996 war der Lindwurm – hier mit Joey Kelly – als Jumbo-Tourbus der Kelly Family im Einsatz. Foto: Neoplan

Ursprünglich fanden in dem Vierachser 99 Fahrgäste einen Sitzplatz – als Tourbus nur bedingt brauchbar. Daher wurde der sozusagen ganz lange Skyliner mit Überlänge umgebaut und brachte es schließlich auf stattliche 28 Schlafplätze. Und das nur im Oberdeck. Die Sitzplätze im Unterdeck blieben erhalten. „Die sechs Meter mehr im Vergleich zu anderen Bussen waren für uns natürlich hochinteressant. Wir haben den Bus dann Lindwurm getauft“, erinnert sich Joey Kelly: „Wenn Du so davorstehst, ist das ein echtes Ungetüm.“ Angetrieben wird der „Lindwurm“ nach wie vor von einem Zwölfzylinder V-Motor, der es mit Turbolader auf über 500 PS bringt. Der Motor befindet sich im Heck des Vorderwagens – eine Stelle, an der die meisten Gelenkbusse ihr Drehkreuz haben. Dieses verlagerten die Entwickler bei Neoplan ins Zwischendeck, wodurch der Nachläufer extrem seitenstabil ist und es keine Rollbewegungen zwischen Motorwagen und Nachläufer gibt. Joey Kelly ist immer noch beeindruckt von der Performance des Großfamiliengefährts: „Der fährt wie ein Zug. Bei anderen Bussen musstest du, wenn’s bergauf geht, in den dritten Gang schalten. Hier nicht.“

In einem Tourbus gibt es natürlich Betten… Foto: Neoplan

Etwa vier Jahre war der Jumbo-Skyliner für die Kelly Family im Einsatz. Er diente der Musikerfamilie treu als Tourbus, aber auch als privater Reisebus. Für die 180 bis 200 Konzerte pro Jahr brachte sie der Skyliner zuverlässig durch ganz Europa: Spanien, Frankreich, Deutschland, Schweiz, Osteuropa. Es ging sogar mit der Fähre nach Irland. Den Riesengepäckraum nutzte Joey Kelly unter anderem für sein BMW-Motorrad: „Ich habe eine Rampe gebaut, dann konnte man das Motorrad hinten reinstellen und mit Spanngurten festmachen. Wenn wir dann irgendwo waren, konnte ich raus und abdüsen.“ Seit mittlerweile 17 Jahren ist der Bus nicht mehr zugelassen, hat aber nichts von seiner Faszination eingebüßt. Zunächst stand er fünf Jahre als Leihgabe in einem Museum in Sinsheim, gleich neben dem Hausboot der Kellys. Als der Platz dort knapp wurde, nahm Joey den Bus wieder in seine Obhut. „Es ist wirklich ein skurriler Bus, aber das macht ihn ja so einzigartig. Die haben sich damals wirklich was dabei gedacht, nochmal sechs Meter dranzuhängen“, so der Musiker. Und trotz seines Alters läuft der Doppeldecker tadellos. Also nochmal mit ihm auf Tournee gehen? Joey Kelly schmunzelt: „Der Bus ist 40 Jahre alt. Er ist zuverlässig, aber der Komfortanspruch ist bei meiner Schwester noch ein bisschen gestiegen. Bei mir nicht.“ Verkaufen will er seinen „Lindwurm“ auf keinen Fall.

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