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Volker Mornhinweg, der Chef der Transportersparte von Daimler, präsentierte die Vision Urbanetic. Foto: Daimler

Mercedes-Benz Vans hat in Kopenhagen seine Vision eines Mobilitätskonzeptes der Zukunft vorgestellt: Urbanetic heißt die Idee, die weit über bisherige Ideen rund um autonome Fahrzeuge hinausgeht. Revolutionär und visionär, denn Urbanetic hebt die Trennung von Personenbeförderung und Gütertransport auf. Der Daimler-Ansatz ermöglicht eine bedarfsgerechte, nachhaltige und effiziente Beförderung von Personen und Gütern – und erfüllt die Bedürfnisse von Städten, Unternehmen unterschiedlichster Branchen sowie Reisenden und Pendlern auf innovative Weise. Das Konzept reduziert die Verkehrsströme, entlastet innerstädtische Infrastrukturen und trägt zu einer neuen urbanen Lebensqualität bei. Als Teil einer holistischen Systemlösung greift der Vision Urbanetic die urbanen Herausforderungen der Zukunft auf und bietet innovative Lösungen an. Das visionäre Konzept basiert auf einem autonom fahrenden, elektrisch betriebenen Chassis, das unterschiedliche Wechselaufbauten für die Personenbeförderung oder den Gütertransport tragen kann. Als Ride-Sharing-Fahrzeug kann der Vision Urbanetic bis zu zwölf Passagiere befördern, im Cargo-Modul können bis zehn EPAL-Paletten transportiert werden. Bei einer Fahrzeuglänge von 5,14 Meter wurde eine Laderaumlänge von 3,70 Meter realisiert. „Viele Fahrzeuge sind beispielsweise bei Paketzustellern nur an sieben oder acht Stunden am Tag im Einsatz“, sagt Volker Mornhinweg, der Chef der Transportersparte von Daimler. „In vielen Gesprächen haben uns Kunden gefragt, ob wir keine Idee haben, wie man die Fahrzeuge länger, im Idealfall rund um die Uhr, nutzen kann“, berichtet Mornhinweg in Kopenhagen. Da fragt man sich natürlich, wie es um das autonome Fahren bei Daimler in diesem Bereich gestellt ist. Der Chef der Transportersparte erklärte die Roadmap, wie man sich diesem Ziel Schritt für Schritt nähern will. „Wir stellen uns die Umsetzung des autonomen Fahrens in drei Stufen vor“, so Mornhinweg. Starten wird man in abgegrenzten Gebieten, wie etwa einem Werksgelände, wo komplexe Fahrsituationen vermieden werden können. Zur Sicherheit werde anfangs noch ein Fahrer die Touren überwachen. Stufe 2: Die Fahrzeuge bewegen sich auf festen Routen in der Stadt, etwa zwischen den Stützpunkten von Logistikunternehmen oder in der Personenbeförderung. Die Städte könnten laut Mornhinweg dabei durch die Gestaltung der Routen verhindern, dass Verkehrssituationen auftreten, die noch nicht beherrschbar sind. „Die Königsdisziplin als dritte Stufe ist, wenn sich die Fahrzeuge frei in einer Stadt bewegen“, so Mornhinweg. Alles keine fiktive Sache, sondern reale Zukunftsmusik, denn das Konzept integriert eine IT-Infrastruktur, die in Echtzeit Angebot und Nachfrage in einem definierten Mobilitätsraum analysiert. Daraus resultiert eine autonom fahrende Flotte, deren Routen flexibel und effizient auf Basis des aktuellen Beförderungsbedarfs geplant werden. Dank Vollvernetzung, Auswertung lokaler Informationen und einer intelligenten Steuerung kann das System nicht nur aktuelle Bedarfe analysieren, sondern auch daraus lernen. So ist es in der Lage, zukünftige Bedarfe zu antizipieren und darauf zu reagieren. Damit können Prozesse optimiert und beispielsweise Warte- oder Lieferzeiten verkürzt und Staus vermieden werden. So erkennt das Gesamtsystem über die Datenerfassung im Vehicle Control Center beispielsweise eine Menschengruppe in einem gewissen Bereich. Es kann daraufhin proaktiv Fahrzeuge dorthin schicken, um den gesteigerten Bedarf direkt abzufangen und diesen schnell und effizient zu bedienen. Das System kann also flexibel reagieren und basiert nicht auf starren Routen oder festen Fahrplänen. Mit dem Ansatz verfolgt Mercedes-Benz Vans ein ambitioniertes Ziel: auf einer nahezu unveränderten Straßeninfrastruktur sollen mehr Personen und Güter mit weniger Fahrzeugen befördert werden, um Innenstädte zu entlasten, CO2-Emissionen zu reduzieren und gleichzeitig kontinuierlich wachsende Mobilitätsanforderungen und Kundenwünsche zu erfüllen.

Hereinspaziert ins Mercedes-Benz Vision Urbanetic People-Mover-Modul. Foto: Daimler

In letzter Konsequenz würde dies eine neue Lebensqualität in den Innenstädten ermöglichen: mit flexiblem und komfortablen Personenverkehr, effizientem und nachhaltigem Gütertransport, deutlich geringeren Schadstoff- und Lärmemissionen sowie deutlich mehr Freiraum für städtebauliche Gestaltung. Als vollvernetztes Fahrzeug ist der Urbanetic als Teil eines Ökosystems zu sehen, in dem sowohl Logistik-Unternehmen als auch Nahverkehrsunternehmen und Privatkunden ihre Mobilitätswünsche im urbanen Raum digital übermitteln. Dies eröffnet neue Möglichkeiten für die Nutzung von Ressourcen. Verschiedene Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen können ihren Transportbedarf für eine definierte Zeit und einen definierten Ort hinterlegen. Dank der autonomen Steuerung des Vision Urbanetic auf Level 5-Niveau – dem vollautomatisierten Fahren – verringern sich die Betriebskosten, während die Betriebsdauer steigt. Mit Ausnahme der Ladezeiten für den batterieelektrischen Antrieb sowie bei Wartungsstopps kann jedes Fahrzeug an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr genutzt werden. Somit werden beispielsweise im Personennahverkehr Transportlösungen rentabel, die mit einem Fahrer nicht wirtschaftlich zu betreiben wären. Zugleich gibt das Konzept eine Antwort auf eine immer größer werdende Herausforderung zum Beispiel in der Paketbranche: den Fahrermangel. „Nicht nur in Europa, sondern auch in den USA und in manchen Regionen Asiens, etwa in Singapur, fehlen Fahrer. Das ist ein großes Problem für die Logistikbranche“, sagte der Daimler-Manager im Rahmen der Vorstellung. Um solche Engpässe zu beseitigen, habe man die Zukunftsstudie entwickelt, die ein Vorbote autonom fahrender Vans sei. „Es wird aber nicht überall ohne Fahrer gehen“, schränkt Mornhinweg ein und räumt ferner ein, dass noch viele Hürden auf diesem Weg zu nehmen sind – und dies gelte in seinen Augen nicht nur im Hinblick auf die Technik. Ein Highlight, was im wahrsten Sinne auffällt, ist das digitale Shadowing im Bereich der Seitentür. Mehrere hundert Leuchteinheiten signalisieren den sich nähernden Personen, dass sie erkannt wurden und so werden Konturen schemenhaft auf der Außenhülle dargestellt. Spannend, was die Zukunft bringt. Der Personen- und Güterverkehr befindet sich nicht zu Letzt durch die Digitalisierung in permanentem Wandel und Umbruch. Mit seiner strategischen Initiative adVANce will Mercedes-Benz Vans diese Entwicklung aktiv mitgestalten und zeigt nicht zuletzt mit dem Urbanetic, wie man den Herausforderungen für die Stadt von Morgen begegnen will. Und da haben die Daimler-Mannen noch eine Idee: Man könnte sich vorstellen, dass die Roboter- Fahrzeuge nicht nur herstellt, sondern auch selbst als Flotten betrieben werden. „Die Fahrzeuge könnten dann beispielsweise von Unternehmen angefordert werden, um Bedarfsspitzen abzudecken. Dieses Bedürfnis ist recht ausgeprägt“, sagt Mornhinweg. Die Kunden müssten dann selbst keine Fahrzeuge besitzen sondern würden nur den Einsatz bezahlen.

Revolutionär und visionär, denn Urbanetic hebt die Trennung von Personenbeförderung und Gütertransport auf. Foto: Daimler

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