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Andreas Trostmann, Vorstandsvorsitzender der MAN Truck & Bus SE, eröffnete die virtuellen MAN Experience Days und wird die VW-Tochter neu aufstellen und ausrichten. Foto: Screenshot omnibus.news

Neu und ab 2021 lieferbar: Der Lion’s City 18 E. Foto: MAN

Bis zu 120 Passagiere können mitfahren, als Antrieb setzt MAN auf zwei Zentralmotoren, die insgesamt 320 bis 480 kW an die zweite und dritte Achse abgeben. Foto: MAN

Virtuell MAN Experience Days haben die Münchener das genannt, was eigentlich für die IAA Nutzfahrzeuge jetzt im September gedacht war. Eine Online-Pressekonferenz mit Neuheiten und Ausblicken kam zur rechten Zeit, denn am Freitag ließ Volkswagen kommunizieren, dass MAN bis zu 9.500 Arbeitsplätze abbauen wird. Und Standorte schließen, mit Plauen sogar einen gut florierenden Zweig mit entsprechender Auswirkung – die hier auf- und ausgebauten Omnibusse jeglicher Größe genießen viel Ansehen, man denke nur an den Mannschaftsbus der Deutschen Fußballnationalmannschaft. Wie es mit Plauen und dem Bus Modification Center weitergeht, wurde nicht gesagt. Auf die Frage von omnibus.news, ob und wie am türkischen Standort solche Arbeiten ausgeführt werden können, antwortete Rudi Kuchta, Head Business Unit Bus bei MAN Truck & Bus: Ja, auch in der Türkei könne man Sonderausbauten fertigen, aber nicht so gut und umfangreich, wie man das im BMC könne. Aktuell werde man keine Aussagen zum Standort Plauen treffen, denn das sei die Entscheidung der Geschäftsleitung. Andreas Trostmann, Vorstandsvorsitzender der MAN Truck & Bus SE, eröffnete die virtuellen MAN Experience Days und ließ durchblicken, wohin die Reise für den Traditionskonzern unter dem Dach der Volkswagen AG gehen wird: Es werde eine grundlegende Transformation geben, MAN werde sich neu ausrichten. Mangels einer entsprechenden Plattform auf der IAA Nutzfahrzeuge gab es nun einen Lifestream, der indirekt auch für das steht, was Trostmann u.a. plant: Digitalisierung sei nach Aussagen des Vorstandsvorsitzenden eines der zentralen Themen. MAN Truck & Bus steuere nach Angaben von Trostmann entschlossen in die Zukunft, die deutlich digitaler, automatisierter und nachhaltiger sei – und profitabeler. Der MAN-Fokus liege künftig bei alternativen Antriebssystemen. Bis 2025 sollen rund 50% der MAN Trucks und Busse mit alternativen Antrieben vom Band gehen, bis 2030 will MAN bis zu 60% emissionsfreien Transportmit entsprechenden Produkten in den Städten realisieren. Auf die Nachfrage von omnibus.news, wie es denn um alternative Antriebe für das Segment der Reisebusse gestellt sei, antwortete Rudi Kuchta, dass man durchaus schon alternative Antriebskonzepte jenseits der Sparte der Linienbusse angedacht hätte, diese würden in Richtung eines Hydrogen-Konzeptes gehen – aktuell sei der Fokus in der Bussparte aber auf reine Elektromobilität gerichtet, wie beispielsweise der neue Elektro-Gelenkbus Lion’s City 18 E zeige. Bis zu 120 Passagiere können mitfahren, als Antrieb setzt MAN auf zwei, die insgesamt 320 bis 480 kW an die zweite und dritte Achse abgeben. Die Zentralmotoren seien im Vergleich zu Motoren an den Radnaben weniger komplex aufgebaut und damit, so die Aussage von Rudi Kuchta anlässlich der Vorstellung, einfacher zugänglich und somit in der Wartung günstiger. Die zwei angetriebenen und elektronisch synchronisierten Achsen wirkten sich zudem positiv auf das Fahrverhalten des Gelenkbusses aus: Fahrstabilität und folglich Sicherheit würden sich erhöhen. Ausgestattet sei der Gelenkbus zudem mit Knickschutz und Knickwinkelsteuerung, wodurch die Fahrstabilität weiter optimiert werde. Durch die gezielte situationsspezifische Verteilung von Antriebsmomenten auf die zwei angetriebenen Achsen könnten auch präventiv kritische Knicksituationen verhindert werden, wie Rudi Kuchta deutlich machte. Dank der zwei angetriebenen Achsen steige außerdem die maximale Energierückgewinnung beim Bremsen. MAN platziert die acht Batteriepacks auf dem Dach des Lion’s City 18 E. Das habe den Vorteil, dass sich die Batterien außerhalb des crashgefährdeteren Heckbereichs befinden, so Rudi Kuchta. Geladen werden die Batterien im Depot per CCS-Stecker (Combined Charging System), als Zeitspanne dafür nennt MAN bei einer durchschnittlichen Ladeleistung von 100 kW und bis zu 150 kW Maximalleistung rund vier Stunden für das vollständige Laden. Die Kundenfahrerprobung starte im zweiten Halbjahr 2020, in Deutschland sei Köln mit dabei. Im Zusammenhang mit der Neuausrichtung und möglichen Standortverlagerungen machte Rudi Kuchta deutlich, dass Elektrobusse auch zukünftig nur aus dem polnischen Werk in Starachowice kämen. Linienbusse mit Diesel- oder Gasantriebe könnten sehr wohl auch in der Türkei gebaut werden, wie die Vergangenheit gezeigt habe. Elektrobusse jeglicher Baugröße kämen nur aus dem Kompetenzzentrum dafür und das sei in Polen, so Kuchta. MAN ließ durchblicken, dass die ersten Kundenfahrzeuge aus der Serienproduktion des Lion‘s City 12 E im vierten Quartal 2020 ausgeliefert werden würden, der Elektro-Gelenkbus Lion’s City 18 E folge rund sechs Monate später und werde im 1. Halbjahr 2021 in Serie gehen. Einen ersten Auftrag von der VAG Nürnberg sei schon da, 15 Elektrobusse gehen Anfang 2021 nach Nürnberg. Und sonst? Zum 50. Geburtstag im nächsten Jahr wird es keinen neuen Neoplan Cityliner geben, sondern lediglich ein Sondermodell. Das ist eine der Aussagen, die man anlässlich der virtuellen MAN Experience Days mit Blick auf zukünftige Omnibusse der Marken MAN und Neoplan preisgab. Aber keine Pressekonferenz ohne die Ankündigung von etwas Besonderem: Im Marktsegment der Minibusse gibt es jetzt als Erweiterung des Portfolios den TGE Coach. Der Minibus basiert auf dem 7,4-Meter-Kastenwagen mit 2,62-Meter-Hochdach und bietet Platz für bis zu 16 Fahrgäste. Gebaut wird der TGE Coach als Auftragsarbeit bei Altas in Litauen, Service und Vertrieb organisiert dann MAN. Eine letzte Ankündigung eines neuen Omnibusses, der in drei Längen lieferbar sein werde, gab es mit Blick auf die Busworld 2021: MAN will dort den neuen Lion’s Intercity LE der Weltöffentlichkeit vorstellen. Ganz in echt, nicht virtuell, sondern zum Anfassen. Einen ersten Ausblick gab ein entsprechendes Rendering, das im Rahmen der diesjährigen virtuellen MAN Experience Days von Heinz Kiess, Leiter Produktmarketing Bus bei MAN Truck & Bus präsentiert wurde. Rüdiger Schreiber (MAN/VolkswagenAG/PM/Schreiber)

Rudi Kuchta, Head Business Unit Bus bei MAN Truck & Bus, verspricht eine im wahrsten Sinne spannende Zukunft von MAN und Neoplan. Foto: Screenshot omnibus.news

Neu im Minibus-Portfolio von MAN: Der TGE Coach, der als Auftragsarbeit bei Altas in Litauen gefertigt wird. Foto: MAN

Heinz Kiess und Sebastian Linder zeigten den neuen MAN InterCity LE. Foto: Screenshot omnibus.news

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