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Karsan rückte den Atak Electric mit BMW-Komponenten und die Aktivitäten in Westeuropa in den Mittelpunkt. Foto: Schreiber

Karsan kommt. Auch wenn der türkische Elektrobus-Hersteller etwas im Abseits in Halle 1 auf der Busworld einen Messestand bekommen hat heißt das nicht, dass man sich nicht mehr bemühe, in den Mittelpunkt zu rücken, so Muzaffer Arpacıoglu, stellvertretender Generaldirektor von Karsan Commercial Affairs. Auf Nachfrage von omnibus.news was das Engagement in Deutschland macht, antwortete Arpacioglu: Man befände sich aktuell in abschließenden Gesprächen mit einem Partner, um ein Service- und Vertriebsnetz zu implementieren. Der ausgehandelte Vertrag stünde kurz vor der Unterzeichnung, man dürfe in Kürze mit einer entsprechenden Meldung an die Presse rechnen. In Frankreich hat Karsan erst kürzlich mit HCI eine Partnerschaft geschlossen: “Das Know-how und die Erfahrung von HCI auf dem französischen Markt sowie sein umfassendes Kundenportfolio werden zur Entwicklung von Karsan auf dem französischen Markt beitragen,” so Arpacıoglu. Erste Verträge mit Transdev, RATP und Keolis sowie mit anderen Busnternehmen seien gezeichnet. Auch für den deutschen Markt wären erste Verträge vorbereitet, das Interesse am Midibus Atak Electric sowie am Minibus Jest Electric sei groß, wie Arpacioglu erklärte. Karsan ist in der Autobilbranche gut vernetzt: So wird für Hyundai der Transporter H350 für den europäischen Markt gebaut, Fahrzeuge von Citroen, Fiat und Peugeot werden in Lizenz gefertigt. Auf einer Roadshow durch West- und Osteuropa stellte Karsan den Atak Electric vor, den die türkischen Ingenieure zusammen mit denen der BMW Group innerhalb eines Jahres einen Elektrobus auf Basis der Atak-Baureihe auf die Räder gestellt haben. Bei den Bayern kauft Karsan auch die Energiequellen zu: Fünf Batteriepakete mit je 44 kWh und somit mit eine Gesamtkapazität von 220 kWh treiben den Atak Electric an. BMW setzt bei seinen Speichern auf Lithium-Ionen-Hochvoltbatterien, die im neuen türkischen Elektrobus bei normalen Wechselstrombetrieb binnen fünf Stunden und bei Einsatz einer Schnellladeeinheit in drei Stunden aufgeladen werden können. „Das reicht für 300 Kilometer“, so Arpacioglu. Außerdem ist noch ein Rekuperationssystem mit an Bord, um Bremsenergie zurückgewinnen zu können. Für den Atak Electric gibt es eine 4-jährige und 200.000 km lange Leistungsgarantie für die Batterien. Technisch hat Karsan einen Elektrobus im Angebot, der beispielsweise mit EBS, ABS, ASR, ESP technische Merkmale an Bord hat, die in Europa zum Standard gehören. Optisch springt die volldigitale 12,3-Zoll-Armaturentafel ins Auge. Hierzu merkte Arpacioglu an, dass diese in Kooperation mit dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen entstanden sei. Und BMW war auch wieder beteiligt, denn der türkische Elektrobus hat ein Keyless Go-System. Der Elektrobus ist zum Serienstart mit zwei Sitzplatzvarianten erhältlich: Wahlweise gibt es 18 oder 21 Sitzplätze, jeweils plus vier Klappsitze im Bereich des Stehperrons. Insgesamt ist der Atak Electric für 52 Fahrgsäte zugelassen. Der vordere Bereich ist komplett niederflurig gehalten, zu den neun Sitzplätzen im Heck führen zwei Stufen. Für mobilitätseingeschränkte Fahrgäste gibt es eine manuell zu betätigende Klapprampe, Rollstühle können entsprechend fixiert werden. Der 8.315 Millimeter lange und 2.430 Millimeter breite Atak Electric hat bei einem Radstand von 4.580 Millimetern einen Wendekreis von 6.312 Millimetern, was ihn nicht nur für historische Innenstädte qualifiziert. Im Bereich der letzten Meile und in Stadtquartieren wird er dies als Vorteil voll ausspielen können. Im August diesen Jahres hat Karsan die Produktion gestartet, zum Jahresende werden die ersten Fahrzeuge bei Kunden sein. Und vermutlich dann Anfang des Jahres auch schon in Deutschland.

Muzaffer Arpacıoglu, stellvertretender Generaldirektor von Karsan Commercial Affairs. Foto: Schreiber

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